Neuburg
Alles eine Frage der Organisation

Alexandra Reichardt ist Unternehmerin und Mutter – und bekommt alles unter einen Hut

20.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:11 Uhr

Die Chefin steht selbst an der Rezeption: Alexandra Reichardt, die Pächterin des Arco-Schlösschens, ist seit heuer auch die Geschäftsführerin des Hotels am Fluss. „Viele unserer Kunden im Arco-Schlösschen haben gefragt, wo sie übernachten können. Als ich dann erfahren habe, dass das Hotel am Fluss frei wird, habe ich nicht lange gezögert“, erzählt die Mutter zweier Kinder. - Foto: Belzer

Neuburg (DK) Geschäftsführerin des Arco-Schlösschens und neuerdings auch Geschäftsführerin des Hotels am Fluss: Alexandra Reichardt kann nicht über mangelnde Arbeit klagen. Trotzdem schafft sie es, ihren zwei Kindern jeden Mittag ein warmes Essen zu kochen.

Bis sie 18 Jahre alt war, konnte Alexandra Reichardt so gut wie kein Wort Deutsch. Kurz nach der Wende kam sie aus Tschechien nach Deutschland – genauer gesagt als Au-pair-Mädchen nach Buxheim. Und so wie die drei kleinen Kinder der Familie, auf die sie aufgepasst hat, Deutsch gelernt haben, so haben sich auch ihre Sprachkenntnisse stetig verbessert. „Ich wollte das damals unbedingt“, erzählt sie. „Nach Deutschland, in ein fremdes Land. Und nach drei Monaten habe ich schon ziemlich viel verstanden.“

21 Jahre später ist sie eine erfolgreiche Unternehmerin. Bevor sie sich Geschäftsführerin nennen durfte, hat Alexandra Reichardt, die der Liebe wegen in Deutschland geblieben ist, klein angefangen – und ist eher zufällig in die Gastonomie- und Hotelleriebranche geraten. Als Verkäuferin in einer Backstube hat sie sich zur Filialleiterin hochgearbeitet, anschließend ist sie Restaurantleiterin geworden. „Ich hatte keine Ahnung von Gastronomie“, sagt die 39-Jährige ganz offen. „Aber man kann ja alles lernen und wächst mit seinen Aufgaben. Irgendwie ist alles machbar.“

Mit ihrem Mann Rolf, der in Nürnberg als Hoteldirektor gearbeitet hat, hat sie inzwischen zwei Kinder, die elfjährige Lilien und den ein Jahr jüngeren Massimo. Und obwohl Rolf Reichardt mit einem Personaldienstleistungs-Unternehmen selbstständig ist, und seine Frau Alexandra seit 2009 Geschäftsführerin des Arco-Schlösschens und seit heuer auch des Hotels am Fluss ist, bekommen Lilien und Massimo jeden Mittag von ihrer Mutter ein warmes Essen gekocht. „Und zwar richtig. Keine Tiefkühlpizza oder Ähnliches.“ Nachmittags arbeitet sie dann viel mit dem Laptop von zu Hause aus, beantwortet E-Mails oder tätigt Überweisungen. Sie hat keine Putzfrau, keine Haushälterin und auch keine Oma, die mal auf die Kinder aufpassen könnte. „Fußball, Saxofon, Querflöte – ich fahre meine Kinder immer selbst“, sagt die 39-Jährige.

Ihre Motivation, auch mal an sieben Tagen die Woche in die Arbeit zu gehen beschreibt sie so: „Lust, Liebe und Leidenschaft. Ich lese sonntags auch gerne ein Buch“, sagt sie. „Aber ich gehe auch gerne in die Arbeit. Das macht mir überhaupt nichts aus. Im Gegenteil. Es macht mir Spaß.“ Gerade an den Wochenenden sind im Arco-Schlösschen viele Veranstaltungen – Hochzeiten, Taufen oder Geburtstagsfeiern. Freizeit hat das Ehepaar Reichardt wenig. „Aber ich kann mir das ohne die Arbeit auch gar nicht vorstellen. Ich brauche das.“

Funktionieren kann das alles nur mit guter Organisation. „Ich glaube, Frauen können mehr Dinge gleichzeitig erledigen als Männer“, findet Alexandra Reichardt. „Und unter Zeitdruck stehe ich die meiste Zeit.“ Und nicht nur das Familiäre muss geregelt sein, auch das Geschäftliche. „Meine Mitarbeiter wissen genau, was zu tun ist – auch, wenn ich nicht da bin.“

Wöchentlich werden Pläne erstellt, wer für was verantwortlich ist und wer welche Aufgaben übernimmt. „Ich bin gerne Chefin“, sagt die Unternehmerin. „Ich kann mich auch durchsetzen und knallhart sein, wenn es sein muss.“

Der Verantwortung, dass von ihren unternehmerischen Entscheidungen abhängt, ob Familien ernährt werden können oder nicht, ist sie sich bewusst. „Nicht daran zu denken, wäre egoistisch.“