Pfaffenhofen
Alles Bügel oder was?

30.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:41 Uhr

Sieht aus wie eine Zeichnung, ist aber ein serielles Wandobjekt aus Kleiderbügeln: Beatrix Eitels Beitrag zur Schau - Foto: Derstroff

Pfaffenhofen (DK) Eine wundersame Rauminstallation ist das: Mit Gläsern voller monochromer Farbe in austarierter Folge, hochästhetischen linearen Metallformen darunter und das alles eingebunden in ein Spiel fremder Industriematerialien flächenfüllend auf dem Boden.

Doch Vorsicht: Das kleine Kabinett in der großen Kulturhalle, das scheinbar Konkrete Kunst zeigt, ist ein Augentäuscher! Das einzige Nicht-Kunstwerk der Ausstellung „Mawaart. Kunst an 1000 Bügeln“ ist die Präsentation im Kabinett. Mit ihr wusste lediglich der Kleiderbügelhersteller Mawa, jener weltweit marktführende Pfaffenhofener Betrieb, seine Produkte und deren Materialien kreativ ins Licht zu rücken.

Um Kleiderbügel geht es aber auch im großen Rest der Ausstellungslocation. Das liegt am Kunstwettbewerb, den Mawa für Kunstschaffende der Region zum Thema ausgeschrieben hat. Der künstlerische Blick auf das firmeneigene Produkt, einen an sich banalen Alltagsgegenstand, war einzige Vorgabe des offenen, unjurierten Wettbewerbs – entsprechend bunt ist die Schau mit Arbeiten aller 42 Einreicher geworden, die heute abend um 19.30 Uhr eröffnet wird.

Es gibt: Gemälde. Collagen. Skulpturen. Grafik. Objekte. Textilarbeiten. Installationen. Fotografie. Es gibt den Kleiderbügel als Motiv, als Malgrund, als Bildhauermaterial, als Baumodul. Und: Es gibt plakative Bastelei, originelle Hobbykunst und ernsthafte Auseinandersetzung von einzelnen Profikünstlern mit dem Thema.

Eine breite Palette ist also aufgetan für den Gast, der zwischen filigranen Türmen aus Kleiderbügeln, überraschenden hölzernen Hemden, einer Art Bügel-Seilbahn, die zwei naturhaft bemalte eckige Stelen mittel Strick an Rehgeweihen verbindet, gemalten Skaterszenen (man skatet auf Bügel statt Brett) oder aus Bügeln gedrehter machtvoller Metallspirale flanieren kann. Über vieles davon muss man schmunzeln, über einiges den Kopf schütteln, und über anderes ehrfurchtsvoll staunen. Etwa über die feinen Arbeiten der Berufskünstlerin Beatrix Eitel, die zweifelsfrei zu den besten der Schau gehören. Das lineare Moment der Kleiderbügel nimmt die 47-Jährige reduziert als Bleistiftzeichnung auf Seidenpapier auf; hintereinandergelegt ergeben sich berückende, ebenso abstrakte wie narrative Formen. Wie Zeichnungen wirken auch ihre seriellen Kleiderbügel-Wandobjekte; „Drahtzeichnungen“ heißen sie zurecht.

Ebenfalls Chancen auf einen der drei monetären Wettbewerbspreise – die Gewinner werden heute Abend bekannt gegeben – dürften die reflektierende Bügelspirale des Profikünstlers Heinz Bert Dreckmann oder die ruhigen linearen Radierungen von Reiner Schlamp haben. Oder wählte die Jury aus dem Amateurbereich? Da freilich wäre nur eine Entscheidung möglich: Die wunderbaren Arbeiten aus dem Kunstkurs des Schyren-Gymnasiums, jung, frisch, originell und erstaunlich künstlerisch.

Kulturhalle, bis 10. Juli, Mi bis Fr, 16 bis 19 Uhr, sowie Sa und So 15 bis 18 Uhr