Ingolstadt
Alles bereit für den großen Knall

Ab heute dürfen Feuerwerkskörper für Silvester verkauft werden

27.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:40 Uhr

Knallersortiment: Eva Treitinger vom Bürofachmarkt Hillenbrand ist für den Sturm auf die Böller gerüstet. Die Hersteller erwarten, dass die Deutschen rund 115 Millionen Euro dafür ausgeben - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Weihnachtsdekoration ist aus den Schaufenstern verschwunden, ab heute beginnt der Verkauf von Feuerwerkskörpern für Silvester.

Bis zum kommenden Montag dürfen sich Hobby-Pyrotechniker ab 18 Jahren mit Böllern, Raketen und Knallern für die Neujahrsnacht rüsten. Wer die Knallkörper vor oder nach der Frist verkauft oder verwendet, bekommt Ärger mit der Polizei. „Das reicht von einer Geldbuße bis zu einer Haftstrafe von drei Jahren“, erklärt Kai Werner, Sprecher des Landeskriminalamts.

Ulrich Faulhaber ist professioneller Pyrotechniker und hat in Ingolstadt schon einige Brillantfeuerwerke abgebrannt. Er kennt alles, was auf dem Markt ist. „Die Leute kaufen meist die größten Raketen, weil sie glauben, dass sie eine besonders hohe Knallwirkung haben. Aber das ist eine Mogelpackung“, sagt Faulhaber. Denn die Schwarzpulvermenge ist in Deutschland auf 50 Gramm beschränkt. Bei langen Raketen werde ein entsprechend großer Anteil für den Treiber benötigt, um die Rakete nach oben zu befördern. „Da bleibt für die eigentliche Rakete nicht mehr viel übrig“, erklärt Faulhaber. Der Experte rät daher, Feuerwerksbatterien zu kaufen. Brandinspektor Thomas Schimmer von der Berufsfeuerwehr warnt jedoch dringend davor, diese zu unterschätzen. „Nach einer neuen EU-Richtlinie dürfen die Batterien seit vergangenem Jahr 500 Gramm Sprengstoff enthalten. Wenn die einmal gezündet sind, kann man sie nicht mehr aufhalten.“ Bis zu vier Minuten brenne eine Batterie ab.

Der Feuerwehrmann rät, die Feuerwerkskörper nicht zu nah an Gebäuden und Bäumen zu zünden. „Die Standardraketen fliegen bis zu 60 Meter weit. Es kommt immer wieder vor, dass sie durch gekippte Fenster fliegen und zum Beispiel das Sofa abbrennen“, erklärt Schimmer. Sein Tipp: Fenster sollten am Silvesterabend unbedingt geschlossen bleiben und brennbare Gegenstände auf dem Balkon entfernt werden. In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen ist das Abbrennen verboten.

Schimmer rät, für den Abschuss der Raketen Getränkekisten zu verwenden. „Aber die Träger dürfen nicht schon eine Zeit lang vor Mitternacht ins Freie gestellt werden“, ergänzt Faulhaber. Die Raketen könnten sonst an den Getränkeresten festfrieren. „Das kann eine gewaltige Explosion am Boden auslösen und schlimme Verletzungen verursachen.“

Alle Experten warnen außerdem davor, ausländische Feuerwerkskörper zu verwenden. Nur deutsche Raketen werden sorgfältig geprüft. Sie müssen entweder das CE-Zeichen oder das Siegel der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) tragen. Im Ausland wird teilweise ein anderes Pulver mit vielfach höherer Knallladung verkauft. „Das ist kein Kavaliersdelikt. Es passiert ganz schnell, dass keine Finger mehr dran sind“, sagt Faulhaber.

Trotz aller Vorsichtmaßnahmen muss die Feuerwehr dennoch jedes Silvester zu einigen Einsätzen ausrücken. Im vergangenen Jahr sei es vergleichsweise ruhig geblieben, sagt Schimmer. Für die anstehende Neujahrsnacht kann er nur schwer Prognosen treffen: „Wenn es regnet, werden es wohl weniger Einsätze. Aber wir sind auf jeden Fall gerüstet.“