Ingolstadt
Allerhöchster Besuch

Heute vor 100 Jahren war letztmals ein gekröntes Haupt in Ingolstadt: Therese von Bayern

08.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
Letzter royaler Besuch in Ingolstadt: Königin Therese von Bayern war im August 1917 in der Schanz, wo sie von der Oberin durch das Kloster Gnadenthal geführt wurde. Mädchen in weißen Gewändern streuten beim Empfang Blumen. Im heutigen Münster betete sie im Chorraum, Pfarrer Clemens Wagner hielt respektvoll Abstand (unten). −Foto: Sammlung Fegert

Ingolstadt (DK) Kaiser und Könige, Fürsten und der Prinzregent waren immer wieder zu Gast in Ingolstadt. Vor exakt 100 Jahren erhielt die Schanz zum letzten Mal Besuch von einem gekrönten Haupt. Königin Therese von Bayern machte Station in der Stadt – und alle machten ihre Aufwartung.

Ob Napoleon Bonaparte, Prinzregent Luitpold oder der Kronprinz und spätere deutsche Kaiser Friedrich Wilhelm: Sie alle waren schon einmal Gast in Ingolstadt – von der Zeit als eigenständiges Herzogtum ganz zu schweigen. Vor allem die Wittelsbacher kamen immer wieder in ihre bayerische Landesfestung. Unter dem Datum des 9. August 1917 ist im Goldenen Buch der Stadt der letzte Eintrag eines gekrönten Hauptes zu lesen.

Königin Therese kam natürlich nicht alleine, wie Archivar Edmund Hausfelder herausgefunden und im Sammelblatt des Historischen Vereins in einem Aufsatz festgehalten hat. Die Gemahlin König Ludwigs III. reiste in Begleitung ihrer Tochter Wiltrud, ihrer Schlüsseldame Elisabeth Baronin Kesling sowie von Generalleutnant Hans Freiherr von Laßberg und Oberstleutnant Ludwig Freiherr von Malsen. Die Herrschaften reisten mit dem Mittagszug von München aus an und wurden im Wartesaal 1. Klasse des Hauptbahnhofs (die Reisenden waren seinerzeit noch fein säuberlich getrennt) von den wichtigsten Personen der Stadt empfangen. Dazu zählten der Festungskommandant und weitere Militärs sowie Bürgermeister Hofrat Jakob Kroher und der Vorstand des Gemeindekollegiums, Max Berthold.

Zunächst besuchte der königliche Tross das Reservelazarett 2, das spätere Ausbesserungswerk am Hauptbahnhof, wo Therese verwundete Soldaten beschenkte und sogar die Speisen in der Küche probierte, wie vermerkt ist. Mit vier Kutschen wurden die Herrschaften dann zum Reservelazarett 1 gefahren (heute steht dort das Katharinen-Gymnasium). Das weitere Programm sah einen Besuch in der Oberen Pfarr, wo die Königin einige Minuten in stiller Andacht verweilte, und in der Asamkirche vor, ehe man sich zur Tafel im Offizierskasino im längst abgerissenen Kavalier Spreti begab. Nach einer kurzen Pause wurden ihr die Vorstandsdamen des Frauenvereins vom Roten Kreuz vorgestellt. Während der Tee serviert wurde, spielte die Kapelle des Ersatzbataillons unter der Leitung von Obermusikmeister Max Schott. Es folgte der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, das eigens ins Kavalier gebracht worden war.

Ausführlich dokumentiert ist der anschließende Besuch im Kloster Gnadenthal. „Weiß gekleidete Mädchen bildeten Spalier bis zur Eingangstüre des Refektoriums und auf der Straße begrüßte eine begeisterte Menge die allerhöchsten Gäste mit einem lauten ,Hoch ‘ “, heißt es im Bericht. Im Gegenzug begrüßte die Königin „in huldvollster herablassender Weise“ die Oberin. Die Mädchen streuten Blumen, eine Schülerin sprach ein Gedicht, wofür sich Therese mit Silberbroschen „mit dem Allerhöchsten Namenszug Ihrer Majestät“ als Geschenk bedankte. Zur großen Freude des Konvents „geruhten Ihre Majestät einen Teil des Klosters zu besichtigen. Ihre Majestät machten am Choraltare eine kleine Adoration. . . Möge der liebe Gott unserer teuren Landesmutter, Höchstderen Aussehen sehr leidend war, noch die Tage des Friedens sehen lassen!“

Damit war das stramme Besuchsprogramm freilich noch nicht zu Ende. Visiten der evangelischen Gemeinde, im Vereinslazarett im Diakonissenhaus sowie im Lazarett in der Knabenschule waren noch zu absolvieren, bevor die Gäste Ingolstadt gegen 18 Uhr wieder mit dem Zug verließen. Zum Schluss spendete die letzte bayerische Königin noch 1000 Mark für die städtische Wohlfahrtspflege.

BAYERNS LETZTE KÖNIGIN

Marie Therese von Österreich-Este wurde 1849 in Brünn geboren. 1868 heiratete sie in der Wiener Hofburg in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph den bayerischen Prinzen Ludwig. Das Paar hatte 13 Kinder. Nachdem Prinzregent Luitpold 1912 gestorben war, wurde Ludwig zunächst selber Prinzregent und nach einer Verfassungsänderung im Jahr 1913 als Ludwig III. der letzte König Bayerns. Therese wurde mit 64 Jahren die letzte bayerische Königin und war bemerkenswerterweise zugleich die erste des Königreichs, die katholisch war. Anlässlich der Thronbesteigung feierte der Hochadel mit Kaiser Wilhelm II. in der Münchener Residenz einen letzten, glänzenden Ball. Im Jahr 1918 beendete die Revolution die Monarchie in Bayern, wo die Wittelsbacher über 700 Jahre regiert hatten. Königin Therese starb 1919, ihr Mann, Ludwig III., zwei Jahre später. | DK