Neuburg
Allererste Kostproben von der Uraufführung

Simon-Mayr-Chor und Concerto de Bassus stellen Maria-Ward-Schülerinnen „Lumen“ vor

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Voll besetzt war der Kongregationssaal, als Simon-Mayr-Chor und Concerto de Bassus den Neunt- und Zehntklässlerinnen der Maria-Ward-Schule Einblicke in „Lumen“ gaben. −Foto: Hammerl, Andrea, Karlshuld(Grasheim)

Neuburg (DK) Bessere Werbung für klassische Musik dürfte es kaum geben. Kurzweilig und informativ gelang die Schülervorstellung von „Lumen“, einem Auftragswerk, das Musikprofessor Robert Maximilian Helmschrott anlässlich des Reformationsjubiläums für den Simon-Mayr-Chor geschrieben hat.

Die Neunt- und Zehntklässlerinnen der Maria-Ward-Schule kamen in einen ganz besonderen Genuss, denn „Lumen“ kennt eigentlich noch niemand – von musikalischen Leiter Franz Hauk, der Helmschrott beauftragt hatte, seinen Sängern sowie den Musikern von Concerto de Bassus mal abgesehen. „Lumen“ wird nämlich erst am Samstag, 23. September, um 19.30 Uhr im Kongregationssaal uraufgeführt. Eine Stunde lang hatten die Schülerinnen nun Gelegenheit, in das Werk hineinzuhören. Zwar wurden nur wenige, dafür aber prägnante Ausschnitte dargeboten. Sie gaben einen aufschlussreichen Einblick in das neue Werk des Komponisten, der eine hochemotionale Musik zu einem komplexen Thema geschrieben hat. Wobei ihn der Text weitaus mehr Zeit gekostet habe als die Musik selbst, wie Helmschrott auf die Frage einer Schülerin antwortet. Lumen ist ein musikalischer Dialog der drei abrahamischen Weltreligionen – Judentum, Christentum und Islam, die er auf einem historischen Weg sieht, dem Weg der Versöhnung, der Generationen dauern werde. Musikalisch geht das deutlich schneller. Aufrüttelnd, ja beinah martialisch klingt die Einleitung, die Helmschrott mit dem Psalm 69 verbindet – und dem verzweifelten, um Hilfe rufenden Menschen voller Elend und Zweifel, der in Schlamm und Fluten zu versinken droht.

Das Orchester schöpft aus den Vollen, wie Andreas Mattersberger (Bass) kurzweilig und humorvoll den Zuhörern erläutert und dabei die jungen Zuhörer einbindet. Flöten, Harfe, Blech- und Holzbläser sowie Schlagzeug und diverse weitere Perkussionsinstrumente bilden das Orchester. Einige besondere Instrumente beziehungsweise Musiker stellt Mattersberger gesondert vor. Konzertmeisterin Theona Gubba-Chkheidze erzählt Wissenswertes zur Geige und charakterisiert die Musik als „nicht so schwierig, wie sie auf dem Notenblatt aussieht“, sie sei „angenehm zu spielen“ und vor allem „sehr emotional“. Marius Schifferdecker spielt nicht nur Oboe, sondern auch das größere und tiefer gestimmte Englisch-Horn, das mit seinem weichen Wohlklang imponiert. Schlagzeuger Stefan Blum erweist sich auch verbal als guter Unterhalter, bringt Becken, Tamtam und Pauke zum Klingen und behauptet: „Alles, was andere Instrumentalisten nicht spielen wollen, das muss der Schlagzeuger machen“. Zum Beweis zieht er die Lotusflöte heran, die ja eigentlich Aufgabe der Flötisten sein sollte. Aber die wollten wohl diese, der Comic-Welt entsprungenen Töne nicht von sich geben, meint er und gibt eine kurze Kostprobe des kuriosen Klangs ab.

Was die Musiker eingangs vorgetragen haben, wiederholen die Sänger Siri Thornhill, Anna Karmasin (beide Sopran), Florence Losso, Theresa Holzhauser (beide Alt), Markus Schäfer, Robert Sellier (Tenöre), Niklas Mallmann und Andreas Mattersberger (Bässe) und singen den lateinischen Text des Psalms, was deutlich weniger verstörend klingt als die Instrumentalversion. In drei Teile hat Helmschrott sein Werk unterteilt – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Letztere fällt ganz anders aus als der Auftakt: Stimmungsvoll, überraschend melodiös und eingängig. Was für den hehren Wunsch des Komponisten steht, „eines Tages sollte die Zeit kommen, in der es bitte endlich Frieden gibt“. Lange hat er sich mit der literarischen Handlung seines Werkes befasst, dafür Thora, Bibel und Koran gelesen, Zitate entnommen, wobei er sein Augenmerk auf Verbindendes gelegt, und so in Kontext gestellt hat, dass die zentrale Botschaft lautet: Versöhnung. In der Musik gelingt das vergleichsweise leicht. Der Gebetsruf des Muezzins steht neben Anleihen aus russisch-orthodoxer Kirchenmusik und Liedsätzen in chassidischer Tradition. Zitate aus dem jüdischen Kadisch verbinden sich mit Versen aus Koran und Zitaten abendländischer oder fernöstlicher Dichter und Philosophen, darunter Johann Wolfgang von Goethe, Immanuel Kant, Bertold Brecht, Meister Eckhart oder Konfuzius.

Eine Besonderheit sind aleatorische Passagen, die das Werk noch emotionaler machen, denn hier senkt Dirigent Hauk den Taktstock und überlässt die Musiker ihrem Spiel. „Jeder spielt hier, wie er kann“, erklärt der Komponist, schränkt aber gleich ein, einen gewissen Rahmen habe er schon vorgegeben.

Der Ort der Uraufführung hat für ihn eine besondere Bedeutung, erzählt er den Schülerinnen zum Abschluss. „Vor 95 Jahren ging meine Mutter hier in Neuburg zur Schule“. Elisabeth Raffalt wurde in Donauwörth geboren und wuchs dort auf, wurde von den Eltern aber aufgrund ihres musikalischen Talentes an die Maria-Ward-Schule nach Neuburg geschickt.

 

Uraufführung ist am Samstag, 23. September, um 19.30 Uhr im Kongregationssaal, weitere Aufführungen am Freitag, 29. September, 20 Uhr in der Kirche Mariae Himmelfahrt in Weilheim, Samstag, 30. September, Kirche St. Ursula München, Dienstag, 3. Oktober, 11 Uhr Asamkirche Maria de Victoria in Ingolstadt, Samstag, 7. Oktober, 19 Uhr Kirche St. Nikolaus Spalt, Sonntag, 8. Oktober, St. Elisabeth Berlin und Mittwoch, 18. Oktober Lapa-Kirche Porto, Portugal. Karten gibt es beim DONAUKURIER, zum Beispiel in Neuburg, Schmidstraße C 113, Telefon (08431) 647 65 20.