Alleinerziehende wünschen mehr Betreuung

10.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:46 Uhr

Gedränge an den Haltestellen der Schulbusse ist im Kreis Kelheim kein seltenes Bild. Denn es gibt überdurschnittliche viele Schüler im Alter bis zu zwölf Jahren.? Arch - foto: Rast

Kelheim (rog) Kelheim ist ein relativ junger Landkreis. Das ist nur eine Erkenntnis aus der aktuellen Fortschreibung der Jugendhilfe-Planung, die am Mittwoch dem Jugendhilfehilfeausschuss vorgestellt wurde. Allerdings bestehen offenbar leichte Defizite beim Betreuungsangebot für Alleinerziehende.

Ohne weitere Diskussion empfahl das Gremium den Teilplan "Kindertagesbetreuung" zur Beschlussfassung an den Kreistag weiter.

Die unter Dreieinhalbjährigen machen zwischen Altmühltal und Hallertau einen Anteil von 3,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung gegenüber nur 3,1 Prozent in ganz Bayern aus. Drei Prozent der Gesamtbevölkerung befinden sich im Kindergartenalter, im gesamten Freistaat sind es 2,8 Prozent. Deutlich höher liegt der Anteil der Schüler bis zur 7. Klasse mit 15,4 gegenüber 13,7 Prozent in ganz Bayern.

Diese Zahlen stellte Dieter Jaufmann vom Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) dem Jugendhilfeausschuss des Kreistages vor. SAGS ist der neue Partner des Kreises, nachdem im Jahr 2006 der Vertrag mit den Statistikern von ISPLAN gekündigt worden war.

Die gesammelten Daten für diesen Abschnitt der Jugendhilfe-Planung basieren nach den Worten von Marie Luise Geß vom Jugendamt auf einer groß angelegten Befragung der Eltern. Insgesamt wurden 12 300 Fragebögen verschickt, die Rücklaufquote belief sich auf 47 Prozent bei den Erziehungsberechtigten der unter Dreieinhalbjährigen, 69,9 Prozent der Kindergartenkindern und 67,6 Prozent der Schüler. In so genannten Gemeindebriefen gingen die regionalen Ergebnisse vorab schon an die Kommunen, damit die Städte und Gemeinden ihre entsprechenden Förderanträge fristgerecht einreichen können.

Die zentrale Frage an die Eltern der unter Dreieinhalbjährigen richtete sich nach dem Bedarf an Betreuungsangeboten, die von 30 Prozent mit "Ja" und 15,5 Prozent mit "eher Ja" beantwortet wurde. Bei den Alleinerziehenden waren es sogar 63 Prozent, die hier Wünsche anmeldeten. 63 Prozent der Erziehungsberechtigten von Kindern im Kindergarten verneinten dagegen einen Bedarf. Bei den Schülern wurde die Nachfrage mit steigendem Alter immer geringer. Diese Erkenntnis ist vor allem für die Schulen interessant, die entsprechende Nachmittags-Angebote einrichten wollen.

Beinahe zwei von drei Eltern der unter Zweieinhalbjährigen wollen eine Kinderbetreuung an fünf Tagen in der Woche, bei den über Zweieinhalbjährigen sind es sogar drei von vier. In Bezug auf die tägliche Betreuungszeit in Stunden gehen die Wünsche weit auseinander, sehr deutlich wird jedoch, dass die bisher hauptsächlich angebotenen Kernzeiten zwischen 7.30 und 14 bis 14.30 Uhr nicht ausreichen. Eine Mehrheit der Mütter und Väter spricht sich für Zeiten zwischen 7 und 16 bis 17 Uhr aus. In den Ferien ist den Eltern das Kindergarten-Angebot offensichtlich zu gering. Hier wurden Wünsche nach weiteren Öffnungen von zwei bis drei Wochen insbesondere in den Sommerferien laut. Jedes zweite Elternpaar will mehr Ferienbetreuung für seine Schulkinder. Mehr Betreuungsangebote wegen ihrer Arbeit sind für drei Viertel der Eltern von Schülern dagegen kein Thema.

Im Vergleich mit anderen Landkreisen bestehe ein deutlicher Nachholbedarf an Kindertagesbetreuung, kommentierte Dieter Jaufmann die Zahlen. Auch wenn die nun vorliegende Analyse auf durchaus vorhandene Defizite in der Kindertagesbetreuung im Landkreis Kelheim hindeutet, ist Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler) durchaus zufrieden: "Ich glaube, das ist ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Natürlich sind die Zahlen noch genauer zu durchleuchten." Das kann geschehen, sobald das Institut SAGS seine Erhebung in schriftlicher Form vorgelegt hat.