Greding
Alle wollen, alle können

Bürgermeister Manfred Preischl sieht beim Neujahrsempfang die Stadt auf gutem Weg

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr
Neujahrsempfang der Stadt Greding am 7. Januar 2018 −Foto: Luff, Volker

Greding (HK) Während auf Bundesebene noch immer um eine mögliche Regierungsbildung gerungen wird, läuft auf kommunaler Ebene in Greding alles wie am Schnürchen.

Zwischen diese Pole hat ein sichtlich aufgeräumter Bürgermeister Manfred Preischl seine Rede beim Neujahrsempfang am Sonntagabend eingeordnet.

Nein, das war kein böses Omen für den festlichen Abend im Gredoniaheim: Zwar humpelte der am Knie verletzte Festredner Hubert Bittlmayer wegen einer Knieverletzung auf Krücken, doch die vielen Gäste - Vertreter von Vereinen, Verbänden, der Wirtschaft und der Gastronomie, Pfarrer beider Konfessionen, die Leitungen von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen und viele Ehrenamtliche mehr - erlebten ansonsten einen heiteren und informativen Abend, den die Schwarzachauer Saitenmusik musikalisch umrahmte. Übrigen seit Beginn dieses Abends am Anfang des Jahres, "es ist der achte Neujahrsempfang in dieser Form", blickte Preischl zurück. Ebenfalls immer dabei: der einzig lebende Ehrenbürger der Stadt, Otto Heiß. "Unser Altbürgermeister", wie Preischl sagte - der prompt von Heiß unterbrochen wurde: "Uralt".

Damit gab Otto Heiß den Widerpart einer jungen Frau, die später am Abend für kurze Zeit eine tragende Rolle auf der Bühne spielen durfte: "Verena Schmid aus Schutzendorf", wie Preischl betonte - wird die junge Schützin aus den Reihen ihres Stammvereins SV Höbing doch sonst gerne in einem Atemzug mit diesem Gredinger Gemeindeteil genannt. Schmid war im März 2017 mit zwei Goldmedaillen von der Junioren-Europameisterschaft aus dem slowenischen Maribor zurückgekehrt. Die doppelte Europameisterin durfte sich als kleine Belohnung nun ins Goldene Buch der Stadt Greding eintragen.

Fast könnte man sagen, die heute 19-Jährige entwickelt darin eine gewisse Routine. Denn beim Empfang vor vier Jahren hat sie sich als deutsche Meisterin zusammen mit ihrer Vereinskollegin Susanne Peter schon einmal in diesem Ehrenbuch verewigt. Somit zählt sie nicht nur zu den jüngsten Personen, denen diese Ehre überhaupt zuteilgeworden ist, sie reiht sich ein in eine ohnehin kleine Liste von Menschen, die das mehrmals tun durften: Der frühere Landtagsabgeordnete Manfred Weiß befindet sich unter ihnen, ebenso wie der frühere Landrat Helmut Hutzelmann. Der Saal applaudierte Verena Schmid kräftig.

Eine Ehrung hätten auch der ehemalige Gredinger Chronist Ottokar Wagner und das langjährige Stadtratsmitglied Rudi Fischl im vergangenen Jahr bekommen, blickte Preischl zurück: die goldene Stadtmedaille. Der Bürgermeister sparte in seiner Rückschau auch den "zentralen Diskussions- und Arbeitsschwerpunkt" nicht aus: den Marktplatz. Dieser habe "immer wieder für Redebedarf" gesorgt, deutete Preischl etwas ironisch an, wofür er aus dem Publikum einige Lacher erntete. Der Platz werde letztlich in seinen vorherigen Zustand zurückversetzt.

Deutlich reibungsfreier läuft es Preischl zufolge in anderen Bereichen, die die Stadt verantwortet. Der Haushalt bewege sich "im geplanten Rahmen", was bedeute, dass Greding nicht nur kräftig investiere, sondern auch die Schulden "um 1,5 Millionen Euro" reduziere. Unter anderem zählte er bei den Investitionen den Breitbandausbau auf, der heuer noch fortgeführt werde, zudem den Radweg zwischen Untermässing und Höbing, die Spielplätze in Greding und Hausen und die neue Kinderkrippe. "Am meisten freut mich, dass ihr bei der Kinderbetreuung am Ball bleibt", lobte denn auch die stellvertretende Landrätin Hannedore Nowotny in ihrem Grußwort. Als sie noch im Gredinger Stadtrat saß, sei das anders gewesen.

"Wenn wir unsere Wirtschaftszahlen betrachten, können wir stolz sein", resümierte Preischl. Auf engagierte Art solle es weitergehen. "Es ist wichtig, dass alle wollen und alle können", machte er den Unterschied zwischen Stadtrat und den Parteien auf Bundesebene deutlich. Es stehe einiges an: Gewerbeflächen müssten ebenso entwickelt werden wie Wohnbaugebiete in Greding und Attenhofen. Die Umgestaltung der Innenstadt bleibe auf der Agenda - inklusive eines Beleuchtungskonzepts für den Marktplatz. Der Kinderhort ist beschlossene Sache, der Radwegebau erst zur WTD, später nach Röckenhofen, Herrnsberg und Kaising stehe an: Wir erklimmen die Hügel."

"Brauchen schnelles Internet auf jedem Acker"

Einen weiten Bogen hat der Festredner des Neujahrsempfangs, Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer, in seinem Vortrag geschlagen - ohne aber sein eigentliches Thema aus den Augen zu verlieren. Das kreiste um den ländlichen Raum, zu dem schließlich auch Greding zählt, und da vor allem um die Chancen und Herausforderungen, die die Land- und Forstwirtschaft in Gegenwart und Zukunft meistern muss. Der Redner ist ein ausgewiesener Experte, trägt er als Marktrat in Nassenfels doch nicht nur kommunalpolitische Verantwortung in einer ländlichen Gemeinde, sondern weiß als Amtschef des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auch, welche Auswirkungen Entscheidungen der großen Politik konkret nach sich ziehen.

Das Gefühl der Unsicherheit sei derzeit groß bei den Menschen in Deutschland, konstatierte Bittlmayer. Dabei lebten "wir auf einer Insel der Seligen in der Welt". Die aber ein wenig aus den Fugen geraten sei. In der Türkei hätten viele vor kurzem noch Urlaub gemacht, jetzt gelte das Land als unsicherer Kantonist. Brexit, Trump, Naher Osten und nicht zuletzt das Warten auf die Regierung in Deutschland verstärkten das diffuse Gefühl der Unsicherheit. "Über die bayerische Politik und ihre Veränderungen rede ich lieber nicht", scherzte Bittlmayer, "das geht zu nahe an meinen Arbeitsplatz heran."

Doch sang er als guter Ministerialbeamter hernach doch ein Loblied auf das Land Bayern und seine Staatsregierung. Der Freistaat schaffe es, 1,5 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und investiere gleichzeitig 7,2 Milliarden. "Wir haben den Haushalt mit der höchsten Investitionsquote in Bayern." Selbst dieses reiche Bundesland müsse - und könne zum Glück - auf Ehrenamtliche bauen, was zur Lebensqualität enorm beitrage. Beispiel Feuerwehren: "Wenn alle, die heute freiwillig Dienst tun, angestellt wären, würden alle unsere Haushalte zerplatzen."

Bittlmayer riss mehrere Themenfelder an, die Land- und Forstwirtschaft bestimmten. Hier gebe es "eine ganze Menge von Programmen", um die Akteure zu unterstützen. So ist für ihn die Globalisierung ein Glück für den hiesigen Bauern: "China bestimmt unseren Milchpreis mit", sagte er. Werde dort weniger Milchpulver konsumiert, schau der bayerische Bauer ein Stück weit in die Röhre. Auch esse der Deutsche "kein ganzes Schwein". Ja, Filet und Kotelett gingen weg wie warme Semmeln, aber Kopf und Füße seien andernorts beliebter. "Wir brauchen den Agrarexport."

Der Wald müsse jetzt mit Hilfe des Staates umgebaut werden, damit ihm der Klimawandel nicht den Garaus macht. Schon gebe es Bestrebungen, Kunststoff aus Buchenholz herzustellen, sagte Bittlmayer. Und die Digitalisierung sei höchstens für Laien in dieser Branche weniger wichtig. Felder würden heutzutage mittels GPS bestellt, "wir brauchen schnelles Internet auf jedem Acker". Dabei stelle der Landwirt auch Daten zur Verfügung, weshalb er auch einen Teil des Profits, der mit diesen Daten erzielt werde, abschöpfen können müsse. Wasserqualität, Tierwohl, Biodiversität: Bei derlei Schlagworten sieht sich die Landwirtschaft laut Bittlmayer oft auf der Anklagebank. Doch könne das gestiegene Interesse der Menschen auch eine Chance sein. "Wir müssen besser erklären - oder es ändern." Und somit beständig Qualität liefern.