Schrobenhausen
"Alle geben das Beste, dass unsere Kinder auch kreativ sind"

BAUSTELLE SCHULE (5): Rektorin Nicole Freundl aus Aresing im Gespräch

26.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr
Nicole Freundl: Rektorin in Aresing. −Foto: Archiv

Aresing (SZ) Sind unsere Schulen nicht mehr gut genug? Oder woran liegt es, dass Viertklässler heute schlechter abschneiden als noch vor fünf Jahren.

Stimmt das überhaupt? Pauschal könne man das nicht sagen, kommentiert Nicole Freundl die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends. "Man hat mal Jahrgänge, die stärker sind, und welche, die nicht so gut sind" - was sich dann auch deutlich in den Übertrittszahlen widerspiegle.

Mit den Inklusionskindern laufe es in Aresing reibungslos. Auch weil es zur Unterstützung extra Stunden gebe, "in denen wir die Kinder noch mal speziell fördern können". Dass es einige gibt, die das System grundsätzlich infrage stellen, ist Nicole Freundl bewusst. "Es gibt viele Kritiker, die das Gute am Schulsystem gar nicht sehen." Nach wie vor sei sie davon überzeugt, "dass unser Schulsystem in Bayern noch das allerbeste ist, da stehe ich voll dahinter". Vor allem auch der hohen Durchlässigkeit wegen. "Wenn es Schüler mit Mittelschulabschluss oder Quali so weit bringen können, dass sie später mal studieren können, dann finde ich das toll", sagt Freundl. Schließlich würden die Schüler somit nicht auf ein Gleis abgeschoben. Dass beispielsweise so mancher Querdenker nicht so gut durchkomme, "liegt, glaube ich, nicht am Schulsystem", so Freundl. Da komme es vielleicht auch ein wenig darauf an, wie einzelne Schulen damit umgehen. Aber sie sei überzeugt, "dass wir alle das Beste geben, dass unsere Kinder auch kreativ sind und sich entwickeln können, weil das wichtig ist". Wenn, dann würde die Rektorin der Aresinger Grund- und Mittelschule sich höchstens wünschen, ab und an eigenständigere Entscheidungen treffen zu können. Etwa bei der Lehrerwahl. Schließlich sei es ja wichtig, dass neue Lehrer auch zum jeweiligen Schulprofil passen. "Ein Arbeitgeber, der jemanden einstellt, kann Bewerbungsgespräche führen - wir haben ein bisschen weniger Einfluss."

Und was hält Nicole Freundl vom neuen LehrplanPlus? Kompetenzorientierung ziele darauf ab, Kinder darauf vorzubereiten, Gespräche zu führen oder zu argumentieren, so Freundl. Damit werde in der ersten Klasse begonnen, damit Kinder bis zum Ende der vierten Klasse eine bestimmte Kompetenz erreicht haben. Ähnlich sei auch schon der Grundschullehrplan, der ja einige Jahre zuvor eingeführt wurde, ausgerichtet gewesen, so Freundl. Jetzt wurden die Kompetenzen schwerpunktmäßig noch mehr in den Mittelpunkt gerückt. "Das finde ich auch in Ordnung", sagt die Aresinger Rektorin.

Trotz alledem ist ihr bewusst: Natürlich lägen auch in Bayern einige Dinge im Argen, "aber wir müssen auch sehen, dass sich die Schülerschaft verändert". Freundl findet: "Die Digitalisierung bringt nicht nur Gutes." Habe man früher öfter mal zum Buch gegriffen, werde heute bei manchem Erstklässler schon nachgedacht, ihm das ersehnte iPhone zu kaufen. "Das finde ich einfach maßlos übertrieben." Stichwort Reizüberflutung, die mit den digitalen Medien zunehme, und auch den Schulen zu schaffen mache. "Die Kinder sitzen ruhig vor einem Computerspiel oder lassen sich berieseln - in der Schule ist es dann oft ganz anders." Allzu viel Einfluss habe man drauf als Schule nicht, so Freundl. "Man kann natürlich im Unterricht die Vor- und Nachteile der digitalen Medien besprechen, das ist auch ganz wichtig." Dennoch verbrächten Kinder die meiste Zeit daheim. "Das Zuhause prägt einfach", so Freundl.

DIE SERIE

Die Kultusministerkonferenz hat vor Kurzem eine Studie vorgelegt, nach der es mit den Kompetenzen von Grundschülern alles andere als rosig aussieht. Wie sieht die Situation im Schrobenhausener Land aus? Welche Verbesserungsmöglichkeiten sehen Lehrer? Stimmt das Drumherum? Wie gut ist der neue Kompetenzlehrplan? Fragen über Fragen, über die zu reden ist.