München
Aiwanger: Bayern braucht Gaskraft und erneuerbare Energien

13.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) während einer Pressekonferenz. −Foto: Peter Kneffel/Archiv

In Bayern macht sich die Politik derzeit Sorgen um die zukünftige Energieversorgung. Der Ausstieg aus der Kernenergie könnte den Freistaat in ungewohnte Abhängigkeiten bringen.

Zur Sicherung der Energieversorgung im Freistaat braucht es laut Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in Bayern zusätzliche Gaskraftwerke mit einer Leistung von mindestens vier Gigawatt. Diese Energie solle Deutschlands modernstes Gaskraftwerk Irsching im oberbayerischen Vohburg an der Donau und zumindest ein zweites noch zu bauendes Kraftwerk liefern, sagte er am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur am Rande eines Energiegipfels in München. Zu dem Treffen im Wirtschaftsministerium hatte Aiwanger Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden eingeladen, um über ein neues Energiekonzept für den Freistaat zu diskutieren.

„Leider konnten wir in dieser ersten Runde nicht alle Interessierten einladen, aber wir brauchen sie für die Energiewende alle“, betonte Aiwanger. Zudem brauche es einen gesellschaftlichen Grundkonsens, wie die Energiewende ablaufen solle. Sein Ziel sei es, eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung mit möglichst viel Wertschöpfung vor Ort zu ermöglichen - etwa durch mehr Photovoltaik, Wasserkraft und Windenergie. Die Energieversorgung nur durch den Bau von Stromtrassen zu sichern, sei sicher nicht ausreichend, sagte er.

Ob die laut Aiwanger erforderlichen vier Gigawatt durch das Kraftwerk Irsching mit seinen knapp zwei Gigawatt Leistung und einem weiteren oder mehreren kleineren Meilern erzielt werde, sei nebensächlich. Er präferiere aber eine dezentralere und über das Land verteilte Lösung. „Natürlich muss gleichzeitig alles getan werden, um erneuerbare Energien auszubauen und Energie gezielt einzusparen“, betonte er.

Investoren für den Kraftwerksbau gäbe es genügend, sofern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch mehr Förderungen aus Bundesmitteln passten, sagte Aiwanger. Wo die Kraftwerke stehen könnten, sei offen, denkbar wären etwa die Orte, an denen bisher Atomkraftwerke an das Netz angeschlossen seien.

Laut Aiwanger wird sich daher die bayerische Energiepolitik in den kommenden Jahren darauf konzentrieren, erneuerbare Energien stärker auszubauen, die Stromnetzarchitektur intelligent zu gestalten, Speicher voranzubringen und Energieeinsparpotenziale stärker zu nutzen. Aiwanger vermutet, dass für die Energiewende nur ein Zeitkorridor von zwei bis fünf Jahren zur Verfügung stehe. „Dafür werden infolge des Energiegipfels vier Arbeitsgruppen eingerichtet, die Maßnahmen zu den jeweiligen Themenfeldern erarbeiten werden. Um die Energiewende neu auszurollen, werden wir parallel dazu die Landesagentur für Energie und Klimaschutz aufbauen“, sagte er.

Die Betreiber des Gaskraftwerks in Irsching wollten ihre Anlage in der Vergangenheit wiederholt wegen fehlender Rentabilität stilllegen lassen. Bislang war der Antrag aber immer chancenlos, weil Irsching als systemrelevant für die süddeutsche Stromversorgung gilt und deswegen unter die Netzreserveverordnung des Bundes fällt.

„Wenn Aiwanger auf fossile Gaskraft setzt, dann kann das aufgrund der hohen C02-Emmissionen maximal ein Lückenfüller sein“, sagte Martin Stümpfig (Grüne). Bayern brauche erneuerbare Energien der Windkraft und Sonne. „Jetzt muss die Initiative ergriffen und ein konsequenter Maßnahmenplan erstellt werden.“

In dieser Woche hatte auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vom Bund mehr Unterstützung für den Bau von Gaskraftwerken gefordert. „Zur Versorgungssicherheit sind regionale Gaskraftwerke notwendig. Dazu müssen sich jedoch die nationalen Rahmenbedingungen ändern, damit klimafreundliche Gaskraftwerke rentabel werden“, sagte er am Dienstag in seiner Regierungserklärung. Ziel müssten regionale Kapazitätsmärkte sein. „Dafür wird sich Bayern nachhaltig einsetzen.“

dpa