"Airbus ist Europa - in allem was wir tun"

20.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:56 Uhr
Kurt Rossner. −Foto: Airbus

"Airbus ist Europa - in allem was wir tun"

Kurt Rossner, Leiter des Bereichs Kampfflugzeuge, sieht den Hightech-Konzern als Musterbeispiel interkultureller Zusammenarbeit

Herr Rossner, wie bewerten Sie das Vorgehen, "europäische Champions" zu entwickeln, um gegen die globale Konkurrenz bestehen zu können?
Kurt Rossner: Wer auf dem Weltmarkt erfolgreich sein will, muss groß genug sein, um sich seinen Marktanteil erkämpfen zu können. Die Erfolgsgeschichte von Airbus ist das beste Beispiel dafür. Gerade im Verteidigungsbereich, der ja stark von den Nationalstaaten als Kunden abhängig ist, sind wir aber noch weit von funktionierenden europäischen Champions entfernt. Dem stehen in vielen Ländern noch Einzelinteressen im Weg.

Wie unterscheidet sich das europäische Unternehmen Airbus von anderen Firmen, die zwar auch in verschiedenen Ländern sitzen, aber dennoch explizit deutsch sind? Beispielsweise der Autohersteller Audi.
Rossner: Europa ist unsere DNA. Das ist der entscheidende Unterschied. Bei uns gibt es keine nationale Unternehmensleitkultur. Airbus ist Europa - in allem was wir tun.

Wie klappt die Zusammenarbeit mit den Briten, Franzosen und so weiter? Wie profitiert man voneinander?
Rossner: Jeder Tag ist ein Musterbeispiel interkultureller Zusammenarbeit. Das ging am Anfang natürlich nicht ohne Reibungsverluste, macht aber mittlerweile die Stärke unseres Unternehmens aus. Uns alle eint die Begeisterung für Luft- und Raumfahrt und wenn man die Möglichkeit hat, Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist man am Schluss oft besser als die Konkurrenz. Das gilt bei Entwicklungen genauso wie beispielsweise im Vertrieb.

Apropos: Was bedeutet der drohende Brexit für die Airbus Group? Fürchtet man, dass der Austausch mit den Kollegen in Großbritannien dann schwieriger werden könnte?
Rossner: Sollte der Brexit kommen, wird es auf beiden Seiten des Kanals nur Verlierer geben. Über den Austausch mit unseren britischen Kollegen mache ich mir keine Sorgen. Wir sind weiterhin ein Unternehmen. Schwieriger ist es, die Auswirkungen im Bereich Zoll und Transport von Bauteilen zwischen Großbritannien und den EU-Ländern vorauszusehen.

Wie hat sich die Stimmung bei Airbus in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt? Gibt es eine europäische Identität oder doch viele nationale Identitäten im Konzern?
Rossner: Man kann das eine tun ohne das andere zu lassen. Beruflich ziehen wir am selben Strang und die Zusammenarbeit ist so eng wie nie zuvor. Wenn aber jemand anstatt Weißwurst lieber Paella mag, ist das kein Problem (lacht).

Bei Airbus arbeiten viele Nationalitäten an großen Projekten zusammen: Was kann die EU vielleicht von Ihrem Unternehmen lernen?
Rossner: Die Europäische Union mit einem Unternehmen zu vergleichen wäre unfair. In einem Unternehmen sind Entscheidungen einfach viel schneller umsetzbar als in einer auf Konsens ausgelegten politischen Organisation.

Wie profitiert Airbus von den Rahmenbedingungen, welche die EU bietet - also fehlende Zölle, Schengen und anderes?
Rossner: Ohne diese Rahmenbedingungen wäre es für ein derart europäisches Unternehmen wie Airbus wohl um einiges schwieriger. Am meisten profitieren wir aber alle als Bürger in Europa. Keiner von uns sehnt sich die Zeiten zurück, als er stundenlang in der Grenzkontrolle stand und im Geldbeutel fünf verschiedene Währungen hatte, wenn er durch Europa auf Dienstreise ging.

DK



Die Fragen stellte Christian
Tamm. Foto: Airbus Group


ZUR PERSON
Kurt Rossner ist "Head of Combat A/C Systems" - Leiter des Bereichs Kampfflugzeuge - bei Airbus. Sein Büro hat der gebürtige Ingolstädter, der für Airbus schon in Spanien und Frankreich gearbeitet hat, in Manching.