Zum Artikel "In den letzten Kriegstagen von der SS hingerichtet" (EK vom 6. Mai 2020):Nachzutragen wäre
"Aggressivste katholische Hochschule Deutschlands"

07.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:24 Uhr

Zum Artikel "In den letzten Kriegstagen von der SS hingerichtet" (EK vom 6. Mai 2020):Nachzutragen wäre, dass ein Unbekannter - aus welchen Motiven auch immer - den gehenkten Valentin Kriegl am 25. April 1945 fotografiert hat.

Die Aufnahme befindet sich in einem der Sammelbände von Professor Dr. Johannes Ev. Stigler, die er in seinen späten Lebensjahren angelegt hat. Sie werden im Diözesanarchiv Eichstätt verwahrt.

Stigler stand dem nationalsozialistischen Regime durchaus kritisch gegenüber. Seit 1938 war er aufgrund seiner Stellung als Regens des Priesterseminars und Rektor der im gleichen Haus untergebrachten Philosophisch-theologischen Hochschule mehrmals Besuchen und Verhören der Gestapo ausgesetzt, sein Post- und Telefonverkehr wurde überwacht. Unter ihm galt die Hochschule in den Augen der NS-Machthaber als die "aggressivste katholische Hochschule Deutschlands", 1940 wurde ihr der öffentliche Charakter abgesprochen.

Rückblickend auf diese Zeit äußerte sich Stigler bei der Übergabe des Rektorats an seinen Nachfolger im Mai 1958: "Ich habe diesen Herren nie geschmeichelt, ich war nie Anhänger dieses Systems. Ich habe nie ein Hitlerbild aufgehängt, und ich habe nie das Siegel der Hochschule mit dem Bild des hl. Willibald ändern lassen. " Nachzulesen ist dies im EICHSTÄTTER KURIER vom 15./16. Mai 1958. Stigler, mehrfach auch staatlicherseits geehrt, ist am 22. September 1966 im Alter von 81 Jahren gestorben; um sein Grab auf dem Eichstätter Friedhof in der Nähe des Haupteingangs kümmert sich anscheinend niemand - keine einzige Pflanze sieht man vor dem immerhin noch erhaltenen Grabstein.

Siegfried Schieweck-Mauk
Eichstätt