Zu
Ärzte im Einsatz bedroht

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Zu "Der Respekt schwindet immer mehr" (DK vom 14. Februar) und den Übergriffen auf Polizei und Rettungskräfte:

Es ist zu begrüßen, dass durch eine Gesetzesverschärfung eine bessere Handhabe bei Übergriffen gegenüber Polizei, Feuerwehr und anderen Rettungskräften geschaffen wird. Die Bayerische Landesärztekammer weist aber darauf hin, dass bei dem geplanten Gesetzesvorhaben eine wichtige Personengruppe bisher nicht berücksichtigt wird. Auch Ärztinnen und Ärzte, die im kassenärztlichen Notdienst im Einsatz sind, gehören ebenso zu dem zu schützenden Personenkreis.

Die Situation ist hier eine Besondere: Wird eine Ärztin oder ein Arzt zu einem Hausbesuch gerufen, so ist dieser in der Regel alleine, ohne Begleitung, unterwegs. Kommt es in diesem Fall zu Übergriffen, besteht keine Möglichkeit zur sofortigen Hilfe durch Dritte. Erst vor Kurzem haben sich Kolleginnen beim Ärztlichen Kreisverband gemeldet, die bei nächtlichen Hausbesuchen an sozialen Brennpunkten in der Stadt in bedrohliche Situationen geraten sind. Kolleginnen berichten, dass sie in einzelnen Fällen vor einem Hausbesuch um Rückruf nach fünf Minuten durch die Vermittlungsstelle bitten, sodass bei Nichterreichbarkeit weitere Rettungskräfte alarmiert werden können, andere lassen sich durch ihre Ehemänner bei einzelnen Hausbesuchen begleiten. Ein tätlicher Angriff auf einen Arzt im Hausbesuchsdienst ist bisher in Ingolstadt (noch) nicht erfolgt.

In einem auf vollständige Ökonomisierung ausgerichteten Gesundheitssystem werden die Kosten gescheut, Ärztinnen und Ärzte bei einem nächtlichen Hausbesuch zu begleiten. Zumindest vonseiten des Gesetzgebers muss aber der notwendige Respekt gegenüber der Tätigkeit der Ärztinnen und Ärzte im Hausbesuchsdienst genauso erwartet werden wie gegenüber anderen Teilnehmern im Rettungsdienst.

Carsten Helbig

Ärztlicher Kreisverband

Ingolstadt-Eichstätt