Schrobenhausen
"Ärgernis, das noch Generationen Kopfschütteln bereitet"

Grüne Stadtratsfraktion kritisiert Bürgermeister Reisners Aussagen zur Verkehrspolitik und wünscht sich mehr Mut

01.10.2021 | Stand 05.10.2021, 3:35 Uhr
Joachim Siegl bezweifelt die Entlastungswirkung von Tangenten. −Foto: SZ

Mit seiner Aussage, eine Verbesserung des Verkehrs in Schrobenhausen stehe und falle mit den Tangenten, hat Bürgermeister Harald Reisner (FW) die Mitgliedern der Grünen-Stadtratsfraktion offenbar vor den Kopf gestoßen. So kritisiert Fraktionssprecher Joachim Siegl das Fehlen von Willen und Vision, innovative Lösungen für die Mobilität in Schrobenhausen auch nur anzudenken.

"Es ist ein Irrtum", so Siegl, "den Tangenten zu viel Entlastungswirkung zuzurechnen." Aus den Gutachten der Planung werde deutlich, wie gering die Entlastung durch eine Südwesttangente beispielsweise wäre. Hier fordern die Grünen eine offenere Herangehensweise an neue und innovative Konzepte - wie beispielsweise einen Flexibus -, um mehr Menschen innerhalb Schrobenhausens und der Ortsteile zu bewegen und so den Verkehr zu verringern. Andere Kommunen wie Krumbach machten es erfolgreich vor. Auch der Ausbau einer sichereren Fahrradinfrastruktur könne nach Ansicht der Grünen dazu beitragen, eine innerstädtische Verkehrsentlastung zu erreichen. Noch dazu sei es fragwürdig, den Ergebnissen der Verkehrsplaner, die im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans das Mobilitätsverhalten der Schrobenhausener Bürgerinnen und Bürger modellieren, vorzugreifen und mit nicht belegten Aussagen Stimmung für den Bau von Tangenten zu machen.

Die Grünen-Fraktion bezweifelt, dass Reisners Statement zur Entlastungswirkung haltbar ist. "Wir sollten die fundierte Auswertung der Ergebnisse von Haushaltsbefragung, Verkehrszählung und der noch ausstehenden Befragung zu Start und Ziel abwarten", findet Siegl, dies umso mehr, weil die ersten Ergebnisse eine große Zahl von Kurzstreckenfahrten unter zwei Kilometern ergeben hätten, auf die eine Tangente gar keine Auswirkung habe.

Noch dazu wundern sich die Grünen über "die voreilige Ablehnung einer Fahrradlösung bei der geplanten Bahnhofsunterführung": Hier gebe es fraktionsübergreifend großen Willen, eine Fahrradrampe zu bauen. Siegl: "Ohne die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie im Stadtrat diskutiert zu haben, ist eine öffentliche Ablehnung durch den Bürgermeister an dieser Stelle das falsche Signal." Es möge ja sein, dass eine zukunftsträchtige Lösung Geld koste. Aber es handle sich jetzt um eine Gelegenheit, die in den nächsten 100 Jahren nicht wiederkomme.

"Wer jetzt leichtfertig die Chance vertut, eine schnelle und sichere Anbindung Steingriffs an die Innenstadt zu schaffen, schafft ein Ärgernis, das noch Generationen Kopfschütteln bereitet", meinen die Grünen. Die immer wieder ins Spiel gebrachte Unterführung an der Büstra Pöttmeser Straße schaffe hier keine Lösung, weil weder die Pöttmeser Straße mit den vielen Parkplatzausfahrten noch die enge Hörzhausener Straße wirklich sichere Radwege zuließen.

"Wir wünschen uns für die Mobilität der Zukunft von Bürgermeister Reisner mehr Mut, neue und innovative Wege zu gehen und weniger auf Straßenbauprojekte zu setzen", so Fraktionssprecher Siegl abschließend. Gerne gehe die Grünen-Fraktion diesen Weg mit Bürgermeister Reisner gemeinsam.

SZ