Riedenburg
"Ärgerlicher Schnitzer"

Sanierung des Alten Landratsamts: Zwei Gewerke werden teurer als geplant

15.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:39 Uhr

Möglicher Museumsstandort 2: Das ehemalige Landratsamt an der Hemauer Straße gehört dem Landkreis, steht aber zum Verkauf. Bislang hat die Stadt Riedenburg aber kein Interesse bekundet, heißt es.

Riedenburg (DK) Für Kopfschütteln hat die Vergabe der ersten Gewerke im Zuge der Sanierung des Alten Landratsamts bei der Sitzung des Riedenburger Stadtrates gesorgt. Der Grund waren unter anderem falsch berechnete Massen bei Putz und PVC-Böden.

"Das ist jetzt wirklich zu viel des Guten. Da können wir gleich Schafkopfen, wenn keiner mehr durchblickt." Mit diesen Worten fasste Michael Brock (CWG) zusammen, was wohl vielen Stadträten am Donnerstagabend durch den Kopf gegangen war. Bauamtsleiter Walter Schattat hatte dem Gremium zuvor die Ergebnisse der ersten Ausschreibungen im Zuge der Instandsetzung des Alten Landratsamts an der Hemauer Straße präsentiert. Wie berichtet, sollen dort zwölf Wohnungen entstehen, die mit einer Bindungsfrist von sieben Jahren an anerkannte Asylbewerber vermietet werden sollen. Dafür gibt es seitens der Regierung von Niederbayern eine Förderung von 90 Prozent im Rahmen des ISEK.

Weil die Regierung nachträglich noch zugesagt hat, auch die Erneuerung von Fenstern sowie den Einbau eines Aufzuges zu fördern, beläuft sich die Investitionssumme laut Schattat auf 1,67 Millionen Euro. "Der Architekt sagt, dass diese Summe fix bleibt, ausgenommen der fünf bis zehn Prozent Kostensteigerung im Baugewerben, die man immer einrechnen muss", so der Bauamtsleiter. Nichtsdestotrotz sprach er bei der Vorstellung der Ausschreibungsergebnisse von "zwei Problemgewerken".

Da sind zum einen die Baumeisterarbeiten. Die Kostenschätzung betrug 137500 Euro, die fünf eingegangenen Angebote bewegen sich zwischen 476200 und 741000 Euro. Die Kostenschätzung sei nicht vollständig, die Ausschreibung umfangreicher gewesen, erläuterte Schattat. An gewissen Stellen gebe es Kostenverschiebungen, so sei die Abwasserthematik nun in diesem Gewerk enthalten, ebenso die Kosten für die Erstellung des Aufzugschachtes. Diese Posten mit eingerechnet, komme man dennoch nicht auf die knapp 500000 Euro des günstigsten Angebots der Firma Goppold aus Baiersdorf, die den Zuschlag erhielt. "Das Planungsbüro hat falsche Massen berechnet", informierte Schattat vom Ergebnis seiner Nachforschungen. In der Ausschreibung sei von 1500 Quadratmetern Putz die Rede, wo vielleicht 500 Quadratmeter in Angriff genommen werden müssen. Zudem sei mit 800 Quadratmetern PVC-Boden gerechnet worden. "Dabei sind da vielleicht 200 Quadratmeter drin", so Schattat.

Abgerechnet wird nach erbrachter Leistung. Laut Schattat können 130000 Euro des Gesamtangebots so wohl gar nicht umgesetzt werden. Die Ausschreibung aufzuheben, sei nicht möglich, was nun zu tun ist, müsse das Architekturbüro mit der beauftragten Firma erörtern. "Ich frage mich schon, warum wir soviel Geld für Planer ausgeben, die nicht vernünftig arbeiten", warf Kurt Schiefer (BGR) in den Raum. "Da sind wir einer Meinung. Wir haben das mit den Architekten besprochen. Sie wissen, dass wir sehr verärgert sind", sagte Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU).

Als weiteres "Problemgewerk" nannte Schattat die Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten. Bei der Ausschreibung waren sechs Angebote abgegeben worden, das günstigste war das der Firma Semmler über rund 140500 Euro. Die Kostenschätzung vorab: 35900 Euro. "Diese Annahme stimmt", betonte Schattat. "Allerdings hat das Architekturbüro vorsorglich den Schlimmstfall mit eingerechnet, wie ich auf Rückfrage erfahren habe." So sei bis dato keine umfassende Befundanalyse des Gebälks gemacht worden und ein unliebsame Überraschung bei dem 100 Jahre alten Gebäude durchaus möglich. Wenn das Gerüst steht, kann eine genaue Untersuchung erfolgen. Und sollte diese ergeben, dass die Zerrbalken einer größeren Sanierung bedürfen, dann sei das - zumindest finanziell - schon einmal abgedeckt, fasste Schattat das Argument der Planer zusammen.

Bei den weiteren Gewerken gab es laut Schattat keine Probleme. Die Gerüstbauarbeiten übernimmt für 54700 Euro die Firma Obermaier aus Ingolstadt, die Spenglerarbeiten für 33000 Euro die Firma Zeitler aus Train und die Trockenbauarbeiten die Firma Mirz Systembau für 123000 Euro.

Dennoch war die Verärgerung groß. "Das ist ein ärgerlicher Schnitzer. Mein Vorschlag ist, dass wir die Architekten zur nächsten nicht-öffentlichen Bauauschusssitzung einladen, um uns die Sache zu erklären", kündigte Lösch an.

Aus der Sitzung

nBei der Sitzung des Ausschusses für Bauangelegenheiten, Verkehr und Umwelt war es um den Bebauungsplan "Aicholding - Erweiterung Prunner Straße" gegangen.Der Bauausschuss empfahl im Gespräch mit zwei Vertretern des mit der Planung beauftragten Unternehmens Eder Ingenieure einige Modifizierungen des vorgelegten Vorschlags (wir berichteten). Der Stadtrat signalisierte sein Einverständnis. nBetreffend der Änderung des Flächennutzungsplans/ Landschaftsplans "Thann-West" trug Hauptamtsleiter Günther Wagner die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange vor. Der nächste Schritt wäre nun die Bürgerbeteiligung. "Das kommt aber wohl erst nach Prunn-WestII", sagte Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) in der Sitzung. nDer Riedenburger Stadtrat erteilte den vorliegenden Bauanträgen bei der Sitzung sein Einvernehmen. nNach der Inbetriebnahme des neuen Löschwasserbehälters kann die Sanierung des Hochbehälters in Thann starten. Dieser wird, wie berichtet, mit Edelstahl ausgekleidet. Der Auftrag für die Außenabdichtung geht nun an die Firma Scheidl aus Riedenburg zum Bruttopreis von knapp 25700 Euro. nDie Edelweißschützen aus Meihern erhalten für die Modernisierung ihres Schießstands einen von der Verwaltung vorab zugesagten Zuschuss von zehn Prozent. Ausgegeben haben die Schützen für die Maßnahme 15332 Euro, die Stadt steuert also 1533 Euro bei. ksm

Kathrin Schmied