Ingolstadt
Ärger um das Jobticket

INVG musste alte Verträge wegen Regionaltarifs kündigen und sucht nach Lösung für 1000 Betroffene

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Das regionale Drehkreuz für den Öffentlichen Personennahverkehr ist der Zentrale Omnibusbahnhof. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Einführung des Tarifverbunds für die Region zum 1. September hat auch eine Schattenseite für alle, die bisher in Ingolstadt über den Innenstadtverein IN-City, den VdK oder den ADAC zu verbilligten Jobtickets als Jahreskarte kamen. Diese seit 2000 bestehenden Verträge musste die INVG kündigen, da sie rechtlich das Tarifgefüge sprengten. Man sei fieberhaft auf der Suche nach einer Lösung, heißt es.

Der Aufsichtsrat des städtischen Busunternehmens beschäftigte sich gestern mit dem Thema. Wie INVG-Chef Robert Frank berichtete (mit Zahlen für 2017), nutzten 903 Kunden das Angebot über IN-City (zwei Drittel davon mit Tarifstufe 1, also dem Stadtgebiet), über den VdK 104 Menschen (vier Fünftel aus dem Stadtgebiet) und über den ADAC noch 81 Personen (ein Viertel aus Ingolstadt).

Viele von ihnen erlebten in den vergangenen Tagen ein blaues Wunder, als sie ihre bewährten Jobtickets verlängern wollten. "Ich war echt stinksauer", berichtet Irma Zöpfl, die sich wie andere an den DK gewendet hat. "Alle sprechen von Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, und wenn man dann mit dem Bus fahren will, werden einem auch noch Steine in den Weg gelegt." Ihr und allen anderen flatterte dann ein Schreiben ins Haus, in dem die INVG die Vertragskündigung offiziell vermeldete und die Suche nach einer Lösung ankündigte. "Ich bin extrem frustriert und fühle mich tatsächlich als Mensch zweiter Klasse in ,Audi-City'", sagt Angelika Plewka, die eine der Betroffenen ist. "Nicht jeder kommt in den Genuss der hohen Vergütungen und Vergünstigungen, die jene Mitarbeiter erhalten. Gerade in der Innenstadt arbeiten viele Menschen, die in deutlich niedriger vergüteten Berufen angestellt sind, aber das Räderwerk und die Logistik dieser Stadt aufrecht erhalten." Sie stellt die Frage: "Wann wird der ÖPNV in Ingolstadt denn endlich so attraktiv, dass es keine Frage mehr ist, ob ich gern Bus fahre?"

OB Christian Lösel zeigte sich gestern im Aufsichtsrat leicht zerknirscht. Es sei "ausgesprochen bedauerlich", dass die Kündigungen notwendig geworden seien. Das Ziel sei es nun, schnellstmöglich einen Ersatz für die drei betroffenen Gruppen zu finden. Wie INVG-Geschäftsführer Frank erklärte, gab es keine andere Möglichkeit. Die Jobticket-Regelungen der drei Vertragspartner waren rechtlich so nicht mehr mit dem in jahrelangen Verhandlungen aufgelegten Tarifmodell der Verkehrsgemeinschaft der Region Ingolstadt zu vereinbaren. Die INVG sondiere gerade mit der Regierung von Oberbayern eine Neuregelung, die rechtlich haltbar ist. Zwei Favoriten sind im engeren Kreis: einmal eine modifizierte Jahreskarte für die Pendler, die sich von der bestehenden deutlich abgrenzt. Sie soll nur das Stadtgebiet (Zone 100) umfassen, weder übertragbar sein, noch eine Mitnahmemöglichkeit (für Angehörige abends und am Wochenende) bieten und auch nicht die Bahnnutzung umfassen.

Alternativ könnte sich die Stadt auch die Einführung des Wiener Modells vorstellen: In der österreichischen Hauptstadt kostet das Jahresticket für den ÖPNV nur 365 Euro, also hochattraktiv nur einen Euro am Tag.

"Wir werden eine sofortige Beantragung bei positiver Rückmeldung durch die Regierung von Oberbayern vornehmen", kündigt INVG-Chef Frank an. Frühestens zum 1. November, spätestens aber zum Jahreswechsel soll für alle Betroffenen eine Lösung gefunden sein und in Kraft treten. "Wir wollen möglichst schnell diese Kundengruppen zufrieden stellen", sagt auch OB Lösel. Nicht dass die Damen und Herren noch dauerhaft auf das Auto umsteigen.

Christian Rehberger