Manching
Ärger um Betriebshof zwischen Wohnhäusern

12.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:11 Uhr

Das enge Nebeneinander von Busbetriebshof und Wohnbebauung führt an der Manchinger Beethovenstraße und den Nachbarstraßen zu Problemen. Die Anwohner trauen sich bereits nicht mehr, ihre Autos vor der Haustür zu parken, weil es sonst für die Busfahrer praktisch unmöglich ist, durch die engen Straßen zu kommen. - Foto: Heimerl

Manching (PK) Die Ansiedlung des Busbetriebshofs der Firma Kössl-Reisen in der Manchinger Ortsmitte zum Jahresbeginn hat bei Anwohnern für Unruhe und massive Beschwerden gesorgt. Das Thema wurde jetzt auch im Bauausschuss angesprochen. Die Gemeinde will den Fall überprüfen lassen.

Rund fünf Jahre lang hatte die ehemalige Lkw-Werkstatt des Autohauses Lang auf dem Gewerbegrundstück zwischen Ingolstädter Straße und Beethovenstraße praktisch leer gestanden. Ende Januar war es dann für die Anlieger mit der inzwischen gewohnten Ruhe plötzlich vorbei: Kössl-Reisen, bislang in Oberstimm beim Barthelmarktplatz beheimatet, nahm mit 13 Bussen den Betrieb in der vormaligen Werkstatthalle und auf den zugehörigen Hof auf. Von hier aus wird die INVG-Linie 15 von Langenbruck über Ingolstadt nach Wettstetten bedient, von hier aus starten morgens und mittags etliche Fahrten für die Schülerbeförderung.

Häufige Busfahrten zu den Stoßzeiten und damit verbundene kniffelige Rangiermanöver in den vergleichsweise engen Wohnstraßen im Umfeld gehören jetzt zur Tagesordnung – und die Anwohner ärgern sich über Lärm- und Abgasbelastung, über Reifenspuren auf ihren Bürgersteigen und – zumindest anfangs angeblich vorgekommen – über frühmorgendliche Klingelattacken von Busfahrern, die auf der Suche nach den Besitzern geparkter Pkw sind, die den Bussen im Weg stehen.

Über derlei Klagen berichteten jetzt auch die Fraktionschefs von Freien Wählern und CSU, Peter Lange und Hans Huber, im Manchinger Bauausschuss. Sie nahmen die Proteste zum Anlass, sich nach den rechtlichen Hintergründen der Betriebsansiedlung zu erkundigen. Zentrale Frage: Musste die neue Nutzung der alten Werkstatt nicht doch von der Kommune genehmigt werden? Das soll laut Bürgermeister Herbert Nerb jetzt vom Pfaffenhofener Landratsamt geklärt werden. Der Ausschuss forderte die Verwaltung sogar einstimmig auf, dem Busunternehmer klarzumachen, dass der Betrieb an dieser Stelle nicht erwünscht sei.

Nerb wies auf DK-Anfrage darauf hin, dass es sich bei der früheren Lkw-Werkstatt um einen alteingesessenen Betrieb handelt: Seit 1945 wurden hier schon Lastwagen repariert, Jahrzehnte lang sei deshalb Schwerlastverkehr in diesem Viertel üblich gewesen – bis es dann vor rund fünf Jahren merklich ruhiger wurde.

Grundsätzlich ist dieser zentrale Bereich des Marktes ein Mischgebiet, in dem Gewerbe in einem gewissen Rahmen durchaus zulässig ist. Davon war auch Busunternehmer Josef Schwaiger aus Schrobenhausen ausgegangen, der Kössl-Reisen vor einigen Jahren übernommen hat. Bei der Umsiedlung seines Manchinger Betriebes von Oberstimm in die Ortsmitte hatte er sich darauf verlassen, dass sein Makler und sein Vermieter die Situation richtig eingeschätzt hatten: Es sei ihm vor Vertragsabschluss ausdrücklich versichert worden, dass es mit den Anliegern keine Probleme gebe, sagte Schwaiger jetzt auf Anfrage.

Die Probleme kamen dann aber ganz schnell: Schon kurz nach der Betriebseröffnung musste sich der Unternehmer einer Diskussion mit seinen Nachbarn stellen, die die oben genannten Kritikpunkte zur Sprache brachten. Vor allem das lange Warmlaufen der Busmotoren in den Morgenstunden und die verzwickten Fahrmanöver in den engen Straßen wurden angesprochen. Eine unmittelbare Nachbarin fürchtet zudem um die Gesundheit ihrer kleinen Kinder und um ihren Garten, weil das Dampfstrahlen der Busse auf dem Betriebshof offenbar Schwaden auf ihr Grundstück treiben lässt.

Ein anderer Nachbar fragt sich zudem, ob der Untergrund des Geländes für solche Reinigungseinsätze überhaupt geeignet ist, wo doch für jede Tankstellen-Waschstraße inzwischen Ölabscheider gefordert werden. Tenor aller Beschwerden: Überall werde dafür gesorgt, dass Betriebe mit Schwerlastverkehr in Gewerbegebiete in Randlage ausgesiedelt würden – und in Manching laufe das genau umgekehrt.

Unternehmer Schwaiger glaubt indes, dass seit der Aussprache mit den Anwohnern schon einige Dinge abgestellt werden konnten. Er habe mit seinem Manchinger Disponenten bereits Änderungen besprochen und veranlasst. So werde beispielsweise inzwischen versucht, die Busse von der Beethovenstraße nur noch einfahren zu lassen, während die Ausfahrt überwiegend über die Ingolstädter Straße laufe. Allerdings geht es auch hier recht eng zu.

Ebenso wie die Anlieger sieht Schwaiger jetzt gespannt der Untersuchung durch das Landratsamt entgegen. Sollte eine nachträgliche Betriebsgenehmigung durch die Kommunalbehörden nötig sein, werde er sich einem solchen Verfahren stellen, sagte der Busunternehmer dem DK. Bürgermeister Herbert Nerb geht davon aus, dass bis zu einer Stellungnahme der Landkreisbehörde einige Wochen vergehen dürften. In dieser Zeit hofft Josef Schwaiger auf eine weitere Deeskalation: "Wir haben die besten Absichten und wollen auf keinen Fall provozieren."