Ärger über "bürokratische Schreibtischtäter"

24.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:24 Uhr

Bei der Herbsttagung der Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises wurde Rudolf Zeller aus Pichl (links) von Landrat Josef Schäch (Mitte) und Kreisbrandrat Karl Eder mit dem "Bayerischen Feuerwehrehrenkreuz in Silber" ausgezeichnet. - Foto: Rothe

Pfaffenhofen/Langenbruck (DK) Die ausufernde Bürokratie hat Pfaffenhofens Kreisbrandrat Karl Eder bei der Kommandantentagung der Feuerwehren in Langenbruck kritisiert. Dadurch würden die ohnehin schon hohen Belastungen besonders bei technischen Hilfeleistungen zusätzlich erschwert.

Vor über 200 Führungskräften der 85 Freiwilligen Feuerwehren und Werksfeuerwehren, Vertretern von Polizei, BRK und THW sowie zahlreichen Kommunalpolitikern beklagte Eder die ständig wachsende Flut zum Teil völlig unsinniger, im Einsatz zu beachtender Vorschriften. Offensichtlich seien diese ausgedacht worden "von Schreibtischtätern", die Null Ahnung von den Einsätzen, besonders bei technischen Hilfeleistungen bei Unfällen hätten. "Wenn das so weiter geht, können wir gleich zusammenpacken", sagte Eder.

Aufschluss darüber, dass sich die über 3200 freiwilligen Helferinnen und Helfer von der Bürokratie dennoch nicht entmutigen lassen, gab ein ausführlicher Rechenschaftsbericht des Kreisbrandrats. Den vorläufigen Einsatzzahlen war zu entnehmen, dass 2008 die Landkreiswehren zu 715 Einsätzen gerufen wurden. Darunter waren 124 Brandeinsätze, 502 technische Hilfeleistungen, 29 Sicherheitswachen, aber auch 61 Fehlalarme.

Unfalleinsätze belasten

Als eine besondere Belastung bezeichnete Karl Eder die Einsätze bei Verkehrsunfällen, die oftmals an die psychischen und physischen Grenzen der eingesetzten Helfer gehen würden.

Ein besonderes Augenmerk galt laut Eder auch in diesem Jahr der Aus- und Fortbildung der Feuerwehrleute. Die Beteiligung an den angebotenen Lehrgängen bezeichnete Eder als sehr gut. Im Rahmen verschiedener Großübungen, unter anderem bei der Firma Sifokan in Ebenhausen-Werk, sowie einer Pipeline-Ölsperrenübung für das Pipelinesystem der Bayernoil konnten eine Reihe von Feuerwehren ihre Schlagkraft unter Beweis stellen.

Als Zeichen für den hohen Ausbildungsstand nannte Eder die Abnahme der Leistungsprüfungen, wobei sich 23 Feuerwehranwärterinnen und Feuerwehranwärter an der Jugendleistungsprüfung, 277 Aktive an der Leistungsprüfung "Löschgruppe" und 155 Feuerwehrleute an der Leistungsprüfung "THL" (technische Hilfeleistung) mit Erfolg beteiligten.

Auf die Integrierte Leitstelle angesprochen meinte Eder, dass noch viele kleine Mängel behoben werden müssten, man im Großen und Ganzen bisher jedoch gute Erfahrungen gemacht habe.

Zum Abschluss dankte Kreisbrandrat Eder allen Feuerwehrkameradinnen und Kameraden für ihre stete Einsatzbereitschaft und die geleistete Arbeit. Sein Dank halt ebenso allen Dienststellen, Hilfsorganisationen und Werkfeuerwehren für die gute Zusammenarbeit.

Rudolf Zeller geehrt

Einen weiteren Tagesordnungspunkt bildete die Ehrung von Rudolf Zeller von der Feuerwehr Pichl bei Manching. Für "hervorragender Leistungen um die bayerischen Feuerwehren" wurde er vom Landesverband mit dem Feuerwehrehrenkreuz in Silber ausgezeichnet wurde. Etwas Wehmut war bei der Verabschiedung von Altlandrat Rudi Engelhard durch die Feuerwehrkommandanten zu spüren. Kreisbrandrat Eder erinnerte an die "stets gute und kameradschaftliche Zusammenarbeit" Engelhards mit den Führungskräften und den Feuerwehren an der Basis, sowie seine tatkräftige Unterstützung bei allen "brenzligen Lagen", wobei er unter anderem die Hochwasser 1999 an der Donau und 2006 an Ilm und Paar oder den Brand in der Petrochemie Münchsmünster im November 2006 nannte.

Grußworte richteten auch der Bürgermeister des Marktes Reichertshofen, Michael Franken, als Gastgeber und Landrat Josef Schäch an die Tagungsteilnehmer. Schäch betonte, dass man den uneigennützigen und freiwilligen Dienst der Feuerwehren am Mitmenschen nicht hoch genug einschätzen könne, was er kürzlich bei Brand seines Firmengebäudes in Wolnzach selbst erfahren habe.