Stammham
Ängste und Sorgen rund um die Klinik-Debatte

Landrat und Klinik-Vorstand stellen Krankenhaus-Konzept dem Stammhamer Gemeinderat vor

12.03.2022 | Stand 25.10.2023, 11:26 Uhr
Landrat Anetsberger und Klinik-Vorstand Fürsich stellten das Krankenhaus-Konzept dem Stammhamer Gemeinderat vor. −Foto: Schoch

Stammham - Diesmal war Stammham an der Reihe: Landrat Alexander Anetsberger und Kliniken-Vorstand Marco Fürsich besuchten bei ihrer Vorstellung der "Agenda 2030" den Stammhamer Gemeinderat. Sie stellten sich den Fragen und diskutierten mit den rund 20 anwesenden Bürgern und dem Gremium über die geplante Krankenhausreform.

 

Konrad Lins hat eine enge Beziehung zum Köschinger Krankenhaus. Seine Kinder sind dort geboren. Von der ärztlichen Versorgung bis zur Notaufnahme haben er und seine Familie schon viele Dienste in Anspruch genommen. "Ich habe eine sachliche, fachliche und starke emotionale Bindung", erzählt der Stammhamer Gemeinderat. Genau deshalb war Lins auch der Erste, der am Donnerstagabend vehement Partei ergriff für das Köschinger Krankenhaus. "Es geht um unsere Gesundheit, unsere Sicherheit", sagte er zu Landrat Alexander Anetsberger und Kliniken-Vorstand Marco Fürsich. "Für mich und die Bürger vor Ort ist deshalb das Krankenhaus eminent wichtig."

Anetsberger und Fürsich setzten ihre Ochsentour durch alle Gemeinden des Landkreises fort. Dementsprechend kennen sie die Argumente der Menschen und die der Gemeindevertreter. Routiniert entgegnete Anetsberger: "Wir kennen die Ängste und Sorgen und versuchen, diese zu respektieren." Anetsberger und Fürsich warben für die "Agenda 2030". Detailliert stellten sie ihre Überlegungen vor und beantworteten anschließend die Fragen. Klar ist: Vor allem Personalnot und wirtschaftliche Gründe würden eine neue Struktur erfordern. Und das heißt: Ein Akutkrankenhaus im Landkreis fällt bald weg. "Wir haben nach unseren Empfindungen alles ausprobiert", sagte Anetsberger und zu Lins gerichtet: "Wir argumentieren vom Kopf her, aber erreichen das Herz bei vielen nicht." Mit rationalen Argumenten sei es teilweise schwierig, weil man das Köschinger Krankenhaus eben selbst erlebt habe. "Es wird künftig anders werden, aber nicht schlechter", versprach Anetsberger.

Martin Kozlik wollte wissen, ob sich die wirtschaftliche und personelle Situation denn bessern würde, wenn es künftig nur noch einen Standort gäbe oder ob der Landkreis dann nicht bald vor einem ähnlichen Dilemma stünde - dann allerdings mit einem Akutkrankenhaus weniger. "Wir haben einen mutigen Weg eingeschlagen", sagte Anetsberger. "Hätten wir nichts getan, wären irgendwann die Lichter ganz ausgegangen." So gäbe es zumindest eine Perspektive.

Die Gemeinderatssitzung verlief ruhig. Anetsberger und Fürsich mussten sich keinen Protesten stellen - wie beispielsweise in Kösching. Sachlich wurde diskutiert. Nur einmal wurde Anetsberger etwas lauter, als ihm Markus Weber noch viele ungeklärte Fragen vorwarf. "Da werde ich sensibel", sagte Anetsberger und warb anschließend wieder für die Umsetzung der Agenda 2030. "Ein Beweis, dass alles funktioniert, ist nur möglich, wenn wir das Konzept in die Tat umsetzen."

Anetsberger und Fürsich gingen dann noch auf die Fragen aus dem Publikum ein, erklärten beispielsweise, warum eine Klinik auf der grünen Wiese schnell verworfen wurde ("Konkurrenz zum Klinikum Ingolstadt") und warum die Personalnot so groß ist ("Die Pflegereform ist die Aufgabe der großen Politik."). Nüchtern betrachtet, schien es fast so, als würde man die Menschen im östlichen Landkreis schon langsam emotional auf den Verlust des Akutkrankenhauses in Kösching vorbereiten - auch wenn Anetsberger und Fürsich natürlich betonten, dass eine Entscheidung längst nicht gefallen sei. Der Kreistag entscheide am 4. April darüber. Konrad Lins und viele andere würde diese Entscheidung schwer treffen - schließlich haften am Köschinger Krankenhaus viele Erinnerungen.

DK

Timo Schoch