Sindersdorf
Ältere Generation vor Not und Armut schützen

Bayerns DGB-Vorsitzender zu Gast beim Sachausschuss Arbeit-Wirtschaft-Umwelt des Diözesanrats

17.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:41 Uhr
Die Mitglieder des Sachausschuss Arbeit-Wirtschaft-Umwelt des Diözesanrats scharen sich um den Gastreferenten Matthias Jena (Mitte), Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Bayern. −Foto: Zeiner

Sindersdorf - Den Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Bayern, Matthias Jena, hatte der Sachausschuss Arbeit-Wirtschaft-Umwelt (SAAWU) des Diözesanrats der Diözese Eichstätt zu Gast bei seiner ersten Sitzung im neuen Jahr.

 

Jena hielt bei dem Treffen im Hilpoltsteiner Ortsteil Sindersdorf ein Referat über Arbeitszeit und Rente.

Nach dem geistlichen Impuls von Diakon Kurt Reinelt über die Worte Jesu "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach", begann Matthias Jena sein Referat mit der biblischen Betrachtung unserer Arbeitszeit. "Im Dritten Gebot steht, dass du den Sabbat heiligen sollst. Aber 16 Prozent der Beschäftigten in Bayern müssen regelmäßig am Sonntag arbeiten," gab Jena zu bedenken.

Gewiss müssten einige Dienstleistungen für die Allgemeinheit auch am Sonn- und Feiertag erbracht werden. Aber die vom Handel vermehrt geforderten verkaufsoffenen Sonntage führten dazu, dass Familien immer weniger gemeinsame freie Zeit verbringen können. Gewerkschaften und Kirchen gingen deshalb in der Sonntagsallianz einen gemeinsamen Weg. Gemäß dem Vierten Gebot, nachdem man Vater und Mutter ehren soll, leitet sich laut dem DGB-Funktionär ein neuer Generationenvertrag ab, um die ältere Generation vor Not und Armut zu schützen.

"Das Rentenniveau sinkt ständig. Im aktuellen Rentenreport hat durchschnittlich ein Mann 1081 Euro und eine Frau 684 Euro im Monat zum Leben," gab Jena zu bedenken. Die private Vorsorge für das Alter sei bei kleinem Einkommen nicht möglich. So befänden sich in Bayern 70 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer unterhalb der Armutsgrenze. "200000 Menschen gehen in Bayern täglich zur Tafel. Bei immer mehr Menschen reicht das Geld nicht mehr zum Essen," sagte Jena, der dem Diözesanrat in Eichstätt für sein Grundsatzpapier dankte, das der SAAWU vorbereitet hatte. "Wir sind nahe beieinander," versicherte der bayerische DGB-Vorsitzende, der auch Mitglied in der evangelischen Landessynode.

Über das biblische Gleichnis von den Arbeitern, die zu unterschiedlichen Tageszeiten vom Herrn für die Arbeit im Weinberg angeworben wurden und am Abend alle den gleichen Lohn bekamen, lasse sich trefflich streiten. "Dies ist eine Herausforderung für unsere Wirtschaftsordnung," war sich Jena bewusst. Nicht jeden nach seiner Leistung bezahlen, sondern für das, was jeder für einen Tag braucht, ist auch ein Kerngedanke der katholischen Soziallehre, die gerechten Lohn für alle fordert. Matthias Jena kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die bayerische Staatsregierung Aufträge an die billigsten Anbieter vergibt und nicht an die, die einen gerechten Lohn zahlen. "Sozial schwach sind nicht die Menschen, sondern ein Staat, der seine Bürgern nicht aus der Armut holt," betonte Jena. So seien in Bayern 1,6 Millionen Menschen von Armut bedroht.

Jena ist der evangelischen und katholischen Kirche dankbar, dass sie hier ihre Stimme deutlich erheben. "Arbeit muss Vorrang vor Kapital haben," appellierte der Gewerkschaftsfunktionär, für den Politik und Religion zusammengehören.

rz

 

Ruppert Zeiner