Hilpoltstein
Adrenalinkick auf dem Festplatz

Punkt sieben Uhr bricht am legendären Burgfestmontag im Bierzelt die Hölle los

04.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:23 Uhr

 

Hilpoltstein (HK) Rette sich, wer kann: Wenn am Montagmorgen das Bierzelt seine Planen für den legendären Frühschoppen öffnet, sollte besser keiner im Weg stehen.

Sorgfältig wischt eine Bedienung noch einmal mit einem Lappen über die Biertische in der ersten Reihe. Zwei Kollegen rücken derweil ein paar Bänke zurecht. Es ist die Ruhe vor dem Sturm an diesem Montagmorgen um kurz vor sieben Uhr.

Dann kommen die immer lauter werdenden Rufe. „Aufmachen! Aufmachen!“ ertönt es von draußen. Die Security geht auf Position, schickt die wenigen Menschen, die sich bereits im Zelt befinden, von den Gängen weg. Viel zu gefährlich wäre es dort. „Was jetzt dann passiert, ist der reine Wahnsinn“, sagt einer. „Die sehen nicht mehr nach links und rechts – die haben nur die ersten Bänke vor Augen.“

Bedienungen und die übrigen Sicherheitskräfte, die nicht bei den Eingängen stehen, holen gleichermaßen ihre Handys hervor. Öffnen die Kamera. Halten sie auf die noch verschlossene Plane des Haupteingangs gerichtet. Die beiden Aufpasser dort gehen noch einmal die beste Taktik fürs Öffnen der Tore durch. Dann ist es ist sieben Uhr. Ein Gong ertönt. Die ersten Knöpfe der Eingangsplane werden geöffnet. Die Hölle bricht los.

Menschenmassen stürmen das Zelt. Springen über Bänke. Schmeißen sich auf Tische. Ziehen sich gegenseitig wieder herunter. Innerhalb von nicht einmal zehn Sekunden sind alle Tische der vorderen Hälfte besetzt. Kurz darauf das ganze Zelt. „Man schaut nur noch, dass man seine Schuhe nicht verliert“, beschreibt es eine Burgfestgängerin kurz nach dem großen Ansturm.

In der ersten Reihe liegen sich Jugendliche in den Armen, können ihr Glück kaum fassen. „Es ist so ein Adrenalinkick. Alle rennen. Und dann bekommst du wirklich einen Platz in der ersten Reihe. Wahnsinn“, erklärt Kevin. Er und seine Freunde Fabian, Jeremias und Thomas sind dafür extra mit dem Fahrrad aus Roth hergefahren. Um viertel sieben waren die Jungs vor dem Zelt. Aufgestanden ist Thomas aber schon um vier Uhr morgens. Während es für ihn der erste Burgfestfrühschoppen überhaupt ist, gehört für Kevin das Spektakel am Montag schon lange zu einem gelungenen Burgfest. „Wenn die Knutschbär’n das Spielen anfangen und alle aufstehen – das ist ein Gänsehautmoment. So etwas hab ich noch nie irgendwo sonst erlebt“, erklärt er.

Auch Lisa, Stefanie, Laura und Nele haben einen Platz in der ersten Reihe ergattert. Wie sie das trotz kräftemäßig überlegener männlicher Mitstreiter geschafft haben? Sie sind, als der Gong ertönt ist, unter der Plane eines Nebeneingangs durchgekrochen. „Da lebt man immer noch sicherer, als wenn man es durch den Haupteingang versucht“, erklären sie. Zur Belohnung gibt es für die Freundinnen jetzt erst mal eine Tasse Kaffe zum Frühstück.

Frühstücken scheint eh ein gutes Stichwort zu sein. Überall werden Weißwürste, Käsescheiben und Riesenbrezen herumgereicht. Und auch das Bier fließt um halb acht Uhr morgens bereits in Strömen. Fast überflüssig ist da die Frage von Sepp von den Steigerwälder Knutschbär’n: „Hilpoltstein, habt ihr noch an Durscht“, fragt er, als er um halb 10 mit seiner Band die Bühne betritt. Denn Durst hatten die Feierwütigen natürlich – und zwar noch immer reichlich.