Berlin
Adieu Palu

Berühmt durch den Saar-"Tatort": Jochen Senf im Alter von 76 Jahren gestorben

18.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Berlin (DK) Er kochte gerne, trank gerne Rotwein und nahm sein Rennrad mit ins Büro: Jochen Senf ging 17 Jahre lang als "Tatort"-Kommissar Max Palu im Saarland auf Verbrecherjagd. 18 Folgen drehte er in dem kleinen Bundesland an der Grenze zu Frankreich. Damit hat sich Senf seinen Platz in der deutschen Fernsehgeschichte gesichert. Nun ist der Schauspieler im Alter von 76 Jahren in Berlin gestorben. Das bestätigte gestern sein Bruder Gerhard.

"Salü Palu" hieß die erste Folge am 24. Januar 1988. Es ging um Mädchenhandel und Prostitution im Grenzgebiet. Der glatzköpfige Max Palu (gesprochen: Palü) war unter den ARD-Kommissaren eine echte Type. Auch privat war Senf ein Gourmet und radelte gerne. "Ich spiele den Kommissar so, wie ich selbst bin", sagte er, als er mit 45 Jahren mit dem "Tatort" anfing. Palu war seine erste große Fernsehrolle. Vor den Dreharbeiten gestand er: "Ich weiß nicht mal, wie man eine Pistole hält."

Jochen Senf spielte aber nicht nur den TV-Kommissar, sondern hatte noch viele andere Seiten und Rollen. Er arbeitete als Hörspieldramaturg und Krimiautor, gründete ein Kinder- und Jugendtheater, spielte selbst Theater, führte Regie und war in Kinoproduktionen zu sehen, etwa 2015 in "Unser letzter Sommer". Senf engagierte sich zudem für Terre des Femmes als Schirmherr einer Kampagne gegen häusliche Gewalt gegen Frauen.

Schon als Kind kam der gebürtige Frankfurter nach Saarbrücken. Sein Vater Paul war in den 50er Jahren parteiloser Minister im Landeskabinett von Johannes Hoffmann. Senf studierte Germanistik und Romanistik und besuchte die Schauspielschule. Das Aus als "Tatort"-Kommissar kam für ihn 2005 - lange, bevor der große Hype um diese Serie und die Krimiflut im Fernsehen einsetzten. Bei seinem letzten "Tatort"-Auftritt mit dem Titel "Rache-Engel" gab Max Palu seine Dienstschlüssel zurück. Der Abschied war auch in Wirklichkeit nicht gerade harmonisch. Daran erinnerte gestern der Intendant des Saarländischen Rundfunks (SR), Thomas Kleist: Der Sender und Jochen Senf seien nicht immer einer Meinung gewesen. "Und dennoch waren er und sein Max Palu prägende Figuren für den Saarländischen Rundfunk."

Nach seiner "Tatort"-Karriere wurde es ruhiger um Senf, der zwei Kinder hinterlässt. "Heiraten ist für mich nicht wichtig, eine Ehe reicht. Der einzige Grund zum Heiraten sind Kinder", sagte er einmal der "Berliner Morgenpost". Die "Süddeutsche Zeitung" fand, im Umgang mit Menschen sei Senf wie sein Palu: "auf eine manchmal nicht unbedingt diplomatische Weise ehrlich, dafür zuverlässig, engagiert und kumpelig".

Einige Jahre war der Schauspieler mit Margret Lafontaine, der Ex-Frau des früheren saarländischen Ministerpräsidenten, zusammen. Zuletzt lebte Senf in Berlin. Dort war er bis 2009 in dem Schwank "Die spanische Fliege" in der Komödie am Kurfürstendamm zu sehen. Vor zwei Jahren besuchte ihn die "Bild"-Zeitung in einem Pflegeheim und zitierte ihn mit den Worten: "Es geht mir scheiße." Über seine Krankheit wollte er damals nichts sagen, nur so viel: Das Laufen falle ihm schwer. Der SR berichtete von einem komplizierten Oberschenkelhalsbruch.

Senfs langjähriger Heimatsender würdigte ihn auch in einem Tweet: "Rotwein, Baguette und Fahrrad: 17 Jahre lang verkörperte Jochen Senf den ,schrulligen' ,Tatort'-Kommissar Max Palu. Au revoir!", hieß es darin. Und Außenminister Heiko Maas (SPD), der sich selbst bei Twitter als "Bundesaußenminister & Saarländer" beschreibt, schrieb zum Abschied: "Adieu Palu."