Achtsamkeit Fehlanzeige

14.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr

Zu "Der Kreistag startete mit lebhaften Debatten" (EK vom 12. Mai) und "Brisanter Kampf um Bürgermeisterposten" (Vorbericht zum Stadtrat, EK vom 13. Mai): Die Hoffnung, dass die Ereignisse rund um das Coronavirus zu einem veränderten Umgang der Menschen miteinander führen, respektvoller und achtsamer, ist ein zartes Pflänzchen.

Umso erstaunlicher ist es zu lesen, dass Kreistag und Stadtrat gleich mal kräftig drauftreten auf das Pflänzchen. Im Kreistag haben CSU, JU und SPD die Posten auf der Hinterbühne abgesprochen, nicht so ganz der Rangliste des Wahlergebnisses folgend. Mit der schon "erprobten Stimmenmehrheit von CSU, JU und SPD" bleibt es beim "bewährten System". Schon klar, Wahlergebnisse und Diversitätsaspekte (z.  B. Geschlecht und Alter) stören das System. Das hat ja zuvor schon klargemacht, wer das Sagen hat und wer die Kompetenz.

Da kommt es dann schon mal zu Kollateralschäden der Demokratie, wie die neuen Mitglieder erfahren müssen. Sie haben keine Bedeutung im Gremium, zu viele neue Gesichter, nicht eingearbeitet, das geht natürlich nicht in schwierigen Zeiten. Abgesehen davon, dass wohl kein Mitglied des Kreistages coronakrisenerfahren ist: Ist bei so einem elitär-arroganten Verhalten der Altvorderen von der Hand zu weisen, dass im Kreistag Eichstätt eine Zweiklassendemokratie gelebt wird, bei der die einen festlegen, was die anderen dürfen? Und ist es von der Hand zu weisen, dass solches Handeln auch die Wählerstimmen degradiert, gerade auch mit Blick auf die Kapriolen im Eichstätter Stadtrat, wo entgegen der Wahlergebnisse mit der einen entscheidenden Stimme des Oberbürgermeisters die Stellvertreterposten besetzt werden? Was sagte Grienberger noch im Wahlkampf: Viele wichtige Entscheidungen im Stadtrat fielen zu knapp aus, es "ist doch schöner, wenn alle mitmachen". Tja, dazu müsste man sie mitmachen lassen.

Keine guten Zeichen für einen achtsameren und respektvolleren Umgang (miteinander und mit Wahlergebnissen), wenn die Politik immer nur wieder ihren Machtgelüsten frönt.

Klaus-Dieter Altmeppen

Eichstätt