Ingolstadt
Absurde Welt

Grandios: Ringsgwandl & Band in der Eventhalle

26.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:12 Uhr
"Andacht und Radau" heißt das neue Album von Georg Ringsgwandl, das er in Ingolstadt präsentierte. −Foto: Knobloch

Ingolstadt - Eine Bluna, ein paar Wiener und fünf Mark - das war die Gage für den allerersten Auftritt von Georg Ringsgwandl bei einem Kaffeekränzchen in einem Gasthaus in seinem Geburtsort Bad Reichenhall.

Viele, viele Jahre später sitzt Ringsgwandl nun mit dem Instrument von damals, der Zither einer Tante, auf der Bühne der Ingolstädter Eventhalle und begeistert seine zahlreich erschienenen Fans wie schon jeher in seiner musikalisch farbenfrohen Laufbahn.

Das aktuelle Album heißt "Andacht und Radau" und enthält Neuaufnahmen bisher unveröffentlichter Songs sowie zwei ganz neue Lieder: In "Tage" sinniert er über gute oder schlechte Tage und in "Das digitale Proletariat" singt Ringsgwandl darüber, dass viele gar nicht mehr selber denken, es geht ja schließlich künstlich: "Du hast es net kapiert, dein Handy spielt mit DIR!" Stücke wie "Deppert" oder "Reiß de Hüttn weg! " schlagen in die gleiche Kerbe und halten der Gesellschaft gekonnt den Spiegel vor. Überhaupt ist Georg Ringsgwandl ein wahrer Meister darin, Lieder zu schreiben, die nur scheinbar leichtfüßig und humorig daherkommen, sich auf den zweiten Blick jedoch als äußerst durchdachte und tiefgründige, schwere Kost entpuppen.

Schließlich werden wohl eher selten Lieder aus der Perspektive einer Kuh auf der Weide geschrieben oder weggeworfene Kondome und Unterhoserln besungen. Bei Ringsgwandl erhalten sie Beachtung, und so ergeben viel Ungesagtes zwischen den Zeilen und die geistige Verknüpfung des (hoffentlich) intelligenten Publikums eine ganz neue Betrachtungsweise der Dinge, die das Leben ausmachen.

Zu Inhalt und Text kommt eine angenehme musikalisch-stilistische Bandbreite: Die Songs sind mal rockig, mal funky und es erklingen Country-, Blues- und Swingelemente. Die recht einfache Struktur der Stücke wird wettgemacht durch einen hervorragenden Sound (Christian Vetter) und die versierten Mitmusiker Daniel Stelter (E-Gitarre, Mandoline), Christian Diener (E-Bass, Synthie) und Tommy Baldu (Schlagzeug), die auch solistisch überzeugen können.

Als grooviger Reggae darf die Nummer, nach welcher das Tour-Programm benannt ist, nicht fehlen: der Klassiker "Wuide unterwegs". Hier und da hat Ringsgwandl ein wenig umgetextet und eine neue Strophe dazugeschrieben, aber die Zuhörer merken, dass Vieles, was der ehemalige Mediziner von sich gibt, schlichtweg zeitlos ist und immer dazu anregt, sich über die Absurditäten der Welt Gedanken zu machen.

Zwischendurch gibt es ein paar teilweise abstruse gesprochene Gedankenkonstrukte und natürlich die Ringsgwandl-typischen Bewegungen, welche seine Aussagen noch unterstreichen. Zum Abschluss eines grandiosen Abends erklingt das geniale "Nix mitnemma", das uns noch einmal vor Augen führt, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Danke, Georg Ringsgwandl!

DK

Sandra-Isabel Knobloch