Ingolstadt
Abstraktion dritten Grades

Die Sonderbriefmarke zum Reinheitsgebot symbolisiert Bier und Schaum

04.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:00 Uhr
Bier −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Zwillinge Thomas und Martin Poschauko haben die Briefmarke zum Jubiläum des Reinheitsgebots entworfen. Abstraktion dritten Grades war das Motto der beiden Grafiker und Künstler aus Bad Aibling, die damit den Wettbewerb gewonnen haben.

Sie sind Buchautoren, Grafiker, Künstler und mittlerweile sogar in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut als Referenten im Ausland unterwegs. Workshops und eigene Arbeiten, aber auch künstlerische Aufträge wie beispielsweise von der bekannten Band La Brass Banda können die 1980 bei Bad Aibling geborenen Thomas und Martin Poschauko mittlerweise vorweisen - und Briefmarken.

"Zu einem Gestaltungswettbewerb für Briefmarken wird man eingeladen. Das ist schon eine große Ehre", erzählt Thomas Poschauko. Rund 100 Gestalter gibt es bundesweit, und die Zwillinge haben schon mehrmals derartige Wettbewerbe gewonnen. "Das ist eine der besten Übungen für Gestalter", erzählt er. Auf der einen Seite ist da die sehr begrenzte Fläche, auf der anderen Seite natürlich auch der ästhetische Anspruch der Künstler.

Mit dem Reinheitsgebot an sich hatten sich die Poschaukos zuvor noch nie beschäftigt. "Das ist ja das Spannende, das man immer mit neuen Themen konfrontiert ist", freut sich Thomas Poschauko. "Das Reinheitsgebot selber hab' ich zuvor nur von den Etiketten der Bierflaschl gekannt", erzählt er. Und in Ingolstadt sind die Zwillinge, deren Arbeiten schon mehrfach mit bayerischen, deutschen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurden, bisher auch noch nie gewesen.

"Als Zwillinge sind wir uns natürlich sehr ähnlich", sagt Poschauko. Sie arbeiten parallel an ihren Rechnern, wobei es intern schon eine Art von Arbeitsteilung gibt. "In dem Fall war es von Anfang an klar, was wir machen wollten." Denn es gab gewisse Vorgaben, was die Zwillinge aber im Grunde sehr begrüßt haben. "Enge Beschränkung befördert oft Kreativität mehr als große Offenheit", laute ihre Maxime.

"Inhaltlich wasserdicht" habe die Vorlage sein müssen, so die erste Vorgabe. Dann sollten auf der Briefmarke keine trinkenden Menschen zu sehen sein, um Nachahmungseffekte bei Jugendlichen zu verhindern. Auch die Abbildung von Biergläsern schied letztlich aus: "Da sind die regionalen Unterschiede viel zu groß", sagt Poschauko. Also blieb zum Schluss nur der Gedanke der Abstraktion: Eine Briefmarke als Symbol für Bier und Reinheit.

Hinzu kommt noch eine technische Vorgabe. "Eine Briefmarke benötigt immer eine Weißfläche", so Poschauko. Für die Zwillinge war deshalb sehr schnell klar, mit der geforderten Weißfläche gleich den Bierschaum darzustellen. Ansonsten entschieden sie sich für einen "Abstraktionsgrad der dritten Stufe": kein Mensch, kein Gefäß, sondern nur eine Art Symbol mit hohem Erkennungswert.

Am Mittwoch wird die Marke im Rathaus vorgestellt. Und dann werden die Poschaukos auch die Stadt des Reinheitsgebots kennenlernen.