Abschreckend

Kommentar

11.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr

Nach den Hamburger Gewaltexzessen tobt jetzt der Parteienstreit. Wer ist verantwortlich für das Gipfel-Desaster? Wo liegen die Ursachen für die Eskalation? Die Union wittert die Chance, aus der Not eine Tugend zu machen, zum Schlag gegen Links auszuholen und mit den Chaostagen im Wahlkampf zu punkten.

Geht es nach der SPD, soll das Staatsversagen von Hamburg nicht nur an ihr und Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz hängen bleiben. Schließlich war es Kanzlerin Angela Merkel, die die Idee zum G 20-Treffen an Elbe und Alster hatte. Der frühere SPD-Chef und Außenminister Sigmar Gabriel holt zum Rundumschlag aus, attackiert die CDU-Chefin und den Koalitionspartner. Links gegen Rechts, Union gegen SPD, Grüne und Linke und umgekehrt - die Opfer der marodierenden und brandschatzenden Gewalttäter von Hamburg trauen ihren Augen und Ohren nicht.

Anstatt alle Energie und Anstrengungen in die Jagd und Bestrafung der Randalierer zu setzen, eine schnelle und umfassende Entschädigung zu gewährleisten und Konsequenzen im Kampf gegen Extremisten zu ziehen, toben sich die politisch Verantwortlichen lieber im Wahlkampf aus. Wer drei Tage und Nächte in Angst gelebt, wer Zweifel an der Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols hat und wer sich fragt, wie solche Gewaltexzesse in Zukunft verhindert werden können, auf den wird die parteipolitische Keilerei abschreckend und befremdlich wirken.