Abschied von Bäumen

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Zum Artikel "Unmut über Fällaktion" (DK vom 13. Oktober), in dem über das Fällen von zwei Linden an der Großmehringer Bergkapelle berichtet wird:

Die Linden an der Mehringer Bergkapelle befanden sich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft und haben mich seit Kindestagen begleitet. In all den Jahren ist dieser Ort für mich und zahlreiche Bürger aus Großmehring ein Lieblingsplatz geworden. Wir sind mit diesen Bäumen aufgewachsen, sie waren für uns Treffpunkt, Kraftort und Ruhepol, spendeten vielen Trost oder auch Schatten, waren ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Kindergartengruppen und dienten als Kulisse für viele Hochzeitsfotos. Ihre duftenden Lindenblüten boten Nahrung für viele Bienen und in ihren Zweigen wuchsen zahlreiche Vögel heran. Sie waren ein wertvoller Teil unseres Lebens und unserer Schöpfung.

Umso trauriger macht es mich, dass diese alten und ehrwürdigen Bäume, die uns seit Generationen so reich beschenkt haben, so respektlos und undankbar behandelt wurden. Ebenso, dass der gesamte Gemeinderat seit Februar über diese Aktion informiert war, einstimmig zugestimmt hat und kein Wort nach außen drang. Das hat mich und viele Mitbürger zutiefst enttäuscht.

Im Leben müssen wir auf vielfältige Weise Abschied nehmen - ebenso, wenn notwendig, auch von diesen Bäumen. Man hätte sich jedoch bestimmt gemeinsam informieren und Wege suchen können, die Lindenbäume zu retten. Wären dann alle Versuche fehlgeschlagen, dann hätten diese Bäume es verdient, dankbar verabschiedet zu werden - vielleicht durch gemeinsame Aktionen und Feste der Bürger, verschiedene Aktivitäten der Vereine und der Kirche oder auch stillschweigend, indem man letzte Fotos von ihnen macht oder sie bewusst die letzten Monate begleitet. Jeder auf seine Art und mit seinen Erinnerungen.

Leider wurde uns Großmehringer Bürgern diese Chance verwehrt, ebenso wie jedes Mitspracherecht bei dieser schwerwiegenden Entscheidung. Schade.

Gabriele Wer, Großmehring