Abschied vom Rathaus in Raten

31.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:23 Uhr

"Wo war das". Lange musste Dieter Scholz (rechts) nicht rätseln bis ihn Bürgermeister Ernst Schuster aufklärte, wo das Bild entstanden war, das der geschäftsführende Beamte zum Abschied bekam. - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Mit einem Feiertag hat er am 1. Januar 1971 seinen Dienst bei der Marktgemeinde Thalmässing begonnen, mit einem Feiertag beendet er ihn am heutigen 1. November: Dieter Scholz, fast 37 Jahre im Dienst der Marktgemeinde, geht jetzt offiziell in Ruhestand.

Lange Jahre Kämmerer und geschäftsführender Beamter in Personalunion hatte Scholz so viele Urlaubstage angehäuft, dass er schon ab Juni nicht mehr ins Rathaus hätte kommen müssen. Doch kann jemand, der viele Jahre an führender Stelle Verantwortung getragen hat, nicht einfach den Stift fallen lassen: In den vergangenen Monaten war Dieter Scholz deshalb noch regelmäßig an seinem Schreibtisch zu finden, um Unerledigtes aufzuarbeiten und seinen Nachfolger Markus Träger einzuarbeiten. Im August durfte der aber vom runden Besuchertisch an den Schreibtisch wechseln, aber nicht ohne das Versprechen von Dieter Scholz, ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Verabschiedet wurde Scholz am Dienstagnachmittag nicht nur von Bürgermeister Ernst Schuster, sondern auch von den Mitarbeitern der Verwaltung und Markträten. Neun Monate länger als der Bürgermeister war Dieter Scholz, der eigentlich als Bankkaufmann gelernt hatte, bei der Marktgemeinde. Beide haben deshalb viele gemeinsame Erinnerungen. So denken sie bei der Erwähnung des alten Rathauses am Marktplatz immer zuerst daran, dass die erste Aufgabe eines Arbeitstages immer darin bestand, den Ofen anzuschüren. Gemeinsam haben sie auch die nicht einfache Gebietsreform, das 1974 neu eingeführte Haushaltsrecht oder die Umstellung auf die EDV 1978 bewältigt.

Eines ist Ernst Schuster in den vergangenen Jahrzehnten besonders aufgefallen: "Du hast nie auf die Uhr geschaut, wenn etwas noch fertig zu machen war." Oft habe in den Abendstunden oder auch am Wochenende noch Licht in seinem Zimmer im Rathaus gebrannt. Dieter Scholz habe auch nie nach dem Warum gefragt, wenn er zu Bürgerversammlungen mitmusste oder in Gemeinderatssitzungen Protokoll führen musste. "Das ist heute nicht mehr üblich, dass man das in der Häufigkeit als normal empfindet." Scholz sei aber auch als Vorgesetzter immer hervorragend angekommen, so Schuster.

Als Verwaltungsangestellter im Kassendienst hatte Dieter Scholz am 1. Januar 1971 bei der Marktgemeinde begonnen, nach einer Banklehre, acht Jahren bei der Bundeswehr und einem Jahr als Sparkassenangestellter. Drei Jahre absolvierte er den Vorbereitungsdienst für die gehobene Beamtenlaufbahn, wurde Verwaltungs-Inspektor und 1979 Verwaltungs-Oberinspektor, 1982 Verwaltungsamtmann, 1989 Verwaltungsamtsrat und schließlich 1992 Verwaltungs-Oberamtsrat. Schon 2002 konnte er sein 40-jähriges Jubiläum im öffentlichen Dienst feiern.

Zum Abschied gab es nicht nur den Ehrenteller der Marktgemeinde und einen Brotzeitkorb sowie Blumen für Elfriede Scholz, sondern auch ein geheimnisvolles Bild. Wo das entstanden sein könnte, darüber zerbrach sich Dieter Scholz gründlich den Kopf. Des Rätsels Lösung: Er war beim Partnerschaftsabend am vergangenen Samstag in seiner Sängeruniform fotografiert worden. Allerdings steht jetzt im Wappen des MGV plötzlich "Geschäftsleitender Beamter".

Ein bisschen Sorgen machte sich Schuster zum Abschied um Scholz schon. Ob er wohl damit zurecht komme, dass er nach jahrzehntelanger Führungsarbeit plötzlich in einem Zweimannbetrieb arbeiten müsse, in dem der Chefsessel schon besetzt sei, spöttelte der Bürgermeister. Doch Scholz ließ sich nicht aufziehen. Arbeit werde er jedenfalls auch im Ruhestand genug haben, ist er überzeugt. Schließlich ist er als Sänger und Fischer aktiv und kann sich nun im eigenen Garten richtig austoben. Sein Rückblick fällt jedenfalls positiv aus: "Wir haben hart gearbeitet und gekämpft, aber auch schöne Zeiten erlebt. Das vergisst man nicht."