Ingolstadt
Abschied vom Piusviertel

26.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:04 Uhr

Ernste Miene: Bernhard Oswald (links) bei der 50-Jahrfeier seiner Pfarrgemeinde St. Pius vor zwei Jahren. Den Festgottesdienst leitete der Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Dekan Bernhard Oswald wird nach elf Jahren im Piusviertel Münsterpfarrer. Seiner neuen Aufgabe sieht er gelassen entgegen.

Dass der Pfarrer von St. Pius ins Münster wechselt, hat sich noch nicht bei allen im Viertel herumgesprochen. Eine schwangere Frau steht vor dem Kindergarten neben der Kirche. Sie fällt aus allen Wolken. "Wir haben eine Taufe im Oktober. Was wird dann daraus" Vor einem Monat habe sie noch mit dem Pfarrer darüber gesprochen, da hätte der doch was sagen können. Das sei doch erst seit einer Woche bekannt, mischt sich eine andere Mutter ein. Sie bedauert den anstehenden Wechsel von Pfarrer Bernhard Oswald ins Münster: "Wir haben gut zusammengearbeitet."

Schwester Justa, die seit drei Jahren als Mesnerin in St. Pius dient, bedauert den Weggang des 48-jährigen Nürnbergers ebenfalls. "Das ist ein Schock gewesen. Ich bin sehr traurig", sagt die Nonne. Der Pfarrer habe seinen Mitarbeitern immer viel Freiheit gelassen. Dekan Bernhard Oswald selbst freut sich bei allem Abschiedsschmerz, das Münster von Pfarrer Isidor Vollnhals, der als Generalvikar nach Eichstätt geht, zu übernehmen. "Eine spannende Aufgabe und eine besondere Kirche."

Bis ein Nachfolger für St. Pius gefunden ist, wird Oswald neben dem Münster und St. Moritz auch seine Stammgemeinde weiter betreuen. Drei Pfarreien, ob das nicht anstrengend wird? Der Dekan winkt ab, er nimmt es gelassen. "Ich muss ja nur schauen, dass alles läuft." Einen Favoriten für St. Pius habe er nicht. "Ich wollte mich da bewusst raushalten", sagt Oswald. Der neue Pfarrer sollte aber jemand sein, der mit der speziellen Situation im multikulturellen Piusviertel umgehen könne, lässt er sich entlocken. Die Fluktuation sei hoch. Ständig ziehen neue Leute hinzu, andere verlassen den Nordwesten wieder. "Schwierig, eine Gemeinde aufzubauen", räumt er ein, sieht aber auch die Vorteile: "Das macht es auch sehr bunt und offen."

Als Pfarrer im Piusviertel müsse man aber nicht nur mit Menschen unterschiedlicher Herkunft umgehen können, sondern sich auch um den Dialog kümmern: Oswald verweist auf die seinen Worten nach intensive ökumenische Zusammenarbeit im Piusviertel und die christlich-islamischen Gespräche. "Die laufen allerdings auf Stadtebene. Da bin ich weiter dabei."

Seine Ernennung zum Münsterpfarrer vergangene Woche kam für Oswald nach eigenen Worten überraschend. Der Dekan sollte im Zentrum arbeiten, sei die Überlegung gewesen. Er freue sich darauf, künftig in der Nähe des eigenen Dekanatsbüros, des Rathauses und der evangelischen Kollegen zu arbeiten. Bis zum Umzug dauert es noch eine Weile: Erst Anfang Juni wird er mit seiner Haushälterin in das Pfarrhaus neben dem Münster ziehen. "Meinen Praktikanten nehme ich auch mit", sagt er.

Zunächst will Oswald seine neue Gemeinde in der Innenstadt näher kennenlernen. "Pfarreien sind wie einzelne Menschen." Feste Vorstellungen habe er noch nicht, er sei jedoch gespannt, was sich entwickeln werde. Ins Münster kämen ja nicht nur Anwohner, sondern auch Leute von außerhalb. "Ich will sehen, wie die Situation dort ist und wie Kirche in der Stadt weitergehen kann."

So richtig zum katholischen Glauben fand Oswald erst als Jugendlicher, wenngleich er schon früher als Ministrant diente. "Mit 15 war klar, dass ich Christ sein möchte und dass es eine persönliche Berufung gibt." Wenn er nicht Theologie studiert hätte? Eine echte Alternative fällt ihm nicht ein. "Dasselbe in Lila", sagt er mit einem Augenzwinkern. Psychologische Beratung vielleicht.

Um sich fit zu halten, joggt Oswald drei Mal pro Woche. Zur Entspannung liest er Theologisches. "Auch wenn es Schinken sind." Oder historische Romane. Der Dekan steht vor seiner Kirche St. Pius und schaut auf die Kuppel. "Ich mag die Architektur sehr gerne. Die klaren Formen." Er zeigt auf ein Plakat: Die Priesterband "OSB & friends" spielt demnächst im Pfarrstadl in Wettstetten. An der Gitarre: Bernhard Oswald.