Schernfeld
Abschied nach über 100 Jahren

Karl und Angela Feierle übergeben Waldgasthof Geländer an einen Pächter - Familientradition seit 1908

27.05.2021 | Stand 31.05.2021, 3:33 Uhr
Die Familie Feierle setzt einer über 100-jährigen Familientradition ein Ende und übergibt den Waldgasthof Geländer an den neuen Pächter Marcel Grünewald und sein Team. −Foto: Bauer

Schernfeld - Eine Ära geht zu Ende: "Mit sehr schweren Herzen haben wir uns entschieden, den Waldgasthof Geländer in andere Hände zu legen.

" Mit dieser Mitteilung von Karl und Angela Feierle geht eine über 100-jährige Familientradition zu Ende.

Der Name des Waldgasthofs Geländer, erstmals urkundlich erwähnt um 1650 als Pferdegestüt der Fürstbischöfe von Eichstätt, leitet sich von den umliegenden Waldfluren "Fohlengarten" und "Geländer" ab. Nach der Säkularisation wurde es als Königlich-Bayerisches Forsthaus geführt, bis Kreszentia und Josef Feierle 1908 aus Workerszell auf das Anwesen zogen und dort einen Bierausschank für die damals noch unzähligen und trinkfesten Waldarbeiter eröffneten. Sohn Karl heiratete 1956 Anneliese Hell aus Sappenfeld. 1969 übernahm das Paar die Waldschänke und begann im selben Jahr mit der Verlegung der Strom- und Wasserleitung - davor gab es lediglich "Spatzenwasser" (Dachflächenwasser) und 100-Volt-Elektrizität über einen Generator und Essigsäurebakterien.

1971 wurde durch das damalige Forstamt Schernfeld und den Naturpark Altmühltal das Wildschweingehege am Geländer errichtet. 1972 begann der Bau einer neuen Waldgaststätte, das heutige Haupthaus, mit damals 70 Sitzplätzen und fünf Gästezimmern. Ein großes Novum für die damaligen Verhältnisse war, dass jedes Gästezimmer über eine eigene Dusche und WC verfügte. 1977/78 entstand das Gästehaus mit weiteren Gästezimmern und im Verlauf der nächsten Jahre wurde auch ein Seminarraum ausgebaut.

Die nächste Generation, Karl und Angela Feierle geborene Risch aus Kaldorf, heiratete 1984. Sie erweitern, modernisieren und bauen im Zeitraum ab 1985 ständig an und um - von der Küchenerweiterung über den Frühstücksraum bis zur Neugestaltung des Eingangsbereiches mit Rezeption, Büro und einem zweiten Seminarraum.

Seit 1997 fanden am Geländer jedes Jahr die "Altmühltaler Lamm"-Erlebnistage statt, mit regionaler Kulinarik, Kunsthandwerk und bis zu 5000 Besuchern am Tag. Auch die romantischen Weihnachtsmärkte am Waldgasthof erfreuten sich bald großer Beliebtheit.

Von 2000 bis 2002 wurden der Spielplatz sowie das Gehege mit Rehen und Hängebauchschweinen in Angriff genommen und der historische Jurastadel restauriert. Dieser beherbergte von da an die Altmühltaler Tier-Erlebniswelt: mit über 1200 Exponaten auf drei Etagen, neben vielen heimischen Tieren auch Exoten.

2003/04 erfolgte der große Umbau zum Waldgasthof Geländer, wie man ihn heute kennt, mit 280 Sitzplätzen im Innenbereich, zwei Terrassen, Pavillon, Biergarten und modernen Seminarräumen.

Auch in den folgenden Jahren modernisierten Karl und Angela Feierle ihren Waldgasthof ständig weiter und machten sich mit bodenständiger bayrisch-fränkischer Küche einen Namen: mit vielen frischen Produkten aus dem Altmühltal, insbesondere Altmühltaler Lamm und Wildbret. Dafür wurde Familie Feierle vielfach ausgezeichnet, etwa 2010 mit der Silbermedaille im Wettbewerb "Bayerische Küche". Kein Wunder, dass im Geländer viel gefeiert wurde - Geburtstage, Familienfeste und zahlreiche Hochzeiten. Einmal gab es sogar ein Fest, bei dem Hochzeit, Silberhochzeit und Goldene Hochzeit parallel gefeiert wurden.

Nun geben Karl und Angela Feierle ihr Lebenswerk aufgrund fehlender Nachfolge innerhalb der Familie in andere Hände. Sie freuen sich laut eigener Aussage sehr, dass sie mit dem neuen Pächter Marcel Grünewald und seinem Team "äußerst kompetente, sympathische, erfolgreiche und fachlich versierte Nachfolger gefunden haben. Wir wünschen ihnen alles Gute und ein gutes Gelingen. "

EK