Thalmässing
Abschied nach nur einem Jahr

Kaplan Markus Müller wechselt im September nach Berg "Kann so nicht arbeiten"

01.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:01 Uhr

Ohne Reibereien ging sein Wirken in Thalmässing und Heideck nicht vonstatten, räumt Kaplan Markus Müller - hier bei seiner Amtseinführung in der Heidecker Stadtpfarrkirche im September 2016 - ein. Er wechselt auf eigenen Wunsch in diesem September in den Pfarrverband Berg. ‹ŒArch - foto: Klier

Thalmässing (HK) Es sollte nur ein einziges Jahr werden: Markus Müller, der Pfarrvikar für die Pfarreien Heideck, Laibstadt, Liebenstadt und nicht zuletzt Thalmässing, nimmt seinen Hut. Er wechselt zum 1. September als priesterlicher Mitarbeiter in den Pfarrverband Berg ins Dekanat Neumarkt.

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", heißt es bekanntlich bei Hermann Hesse. Manchmal aber verfliegt dieser Zauber wohl allzu schnell. Im Fall des Kaplans Markus Müller (34), der erst im vergangenen September ins katholische Pfarrhaus in Thalmässing gezogen ist, ist das jedenfalls der Fall. Denn Müller ist nicht vom Bistum versetzt worden, er geht "auf eigenen Wunsch", wie er betont. "Die Stelle war frei - und ich habe mich beworben." Warum? Nun ja, seine Haushälterin komme aus Velburg, sagt er. Die hatte einen langen Anfahrtsweg nach Thalmässing. Der wird nun bald deutlich kürzer.

Das aber kann nicht der einzige Grund gewesen sein, immerhin ist Müller nicht einmal vor Jahresfrist hierher gekommen, weil das Tischtuch zwischen seinem Vorgänger, Kaplan Carsten Cunardt, und den Gläubigen in Thalmässing zerschnitten war. Cunardt hatte aber nicht einmal im Ort gelebt, schließlich ist ein Kaplan seit dem Weggang des letzten Thalmässinger Pfarrers - Michael Rasche - für die drei Gemeinden aus dem Raum Heideck und für die in Thalmässing zuständig. Müller sollte die Wogen glätten und zog deshalb ins leerstehende Pfarrhaus ein. "Ich glaube, ich habe Ruhe reingebracht", bilanziert er.

Andere Dinge haben allerdings offenbar nicht so ganz geklappt. "Es gab Dinge, die mir nicht so gefallen haben", gibt Müller schließlich zu. Das gelte nicht explizit nur für Thalmässing, sondern auch für die drei anderen Pfarreien. Dreckige Wäsche will er über die Zeitung allerdings nicht waschen. "Ich bin offen", so charakterisierte sich Müller anfangs - und auch jetzt "Ich habe es den Herrschaften schon selbst gesagt." Er könne so nicht arbeiten, das habe er mehrmals deutlich zu verstehen gegeben. Ohne Ergebnis. Sein Weggang sei nun das Resultat. Nachdem die Bistumsleitung in Eichstätt den Wechsel offiziell verkündet hatte, habe er ihn auch im Gottesdienst bekanntgegeben. Und hatte den Eindruck: "Die Leute waren entsetzt."

Er habe überlegt. Sei aber schließlich zu der Erkenntnis gelangt, er trage auch Sorge für sich selbst. Anderswo könnte er sich wohler fühlen, glaubt Müller. Er sei zum Teil auf Widerstand getroffen - und stelle sich nun auch die kritische Frage an sich selbst: War er dem eigenen Willen der Gläubigen, die dem Geistlichen nicht immer folgen wollten, gewachsen? Als inneren Kampf beschreibt Müller seine Gemütslage. Und dann habe sich eben eine Tür aufgetan, ausgerechnet in die Oberpfalz, wo er sich ohnehin zu Hause gefühlt habe.

Im Streit geht der Kaplan allerdings nicht, weshalb er für die Gläubigen auch ein Trostpflaster in petto hat: Die Stelle in Thalmässing "wird wieder ausgeschrieben und wieder besetzt". Eine Funktion nimmt der Kaplan allerdings quasi mit sich: Er wird weiterhin das Amt des Diözesanpräses der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) wahrnehmen. Damit verliert die katholische Pfarrgemeinde wieder ein Stück weit den Kontakt zur Jugend im Bistum. Denn in Thalmässing steht nicht nur das Regionaljugendheim Bunker, der Ort war lange Zeit auch der Sitz des Regionaljugendseelsorgers. Heute nicht mehr, die Struktur der Jugendarbeit der Diözese hat sich geändert. Mit Müller war jedoch zumindest der Geistliche Begleiter für die KLJB im Bistum nach Thalmässing zurückgekehrt.

Markus Müller flieht nicht aus Thalmässing. Nein, der Entschluss sei ihm sogar "sehr schwer" gefallen. Bei seiner Bewerbung an einen anderen Ort habe er einfach ein gutes Gefühl gehabt, erzählt er, "sonst hätte es ich es nicht gemacht". Er kenne die Pfarrei, in der er in wenigen Monaten wirkt, bereits, "es hat mir dort immer gefallen, wenn ich zur Aushilfe dort war". So gehe es zurück in den gewohnten Bereich, sagt Müller, gar in "die alte Heimat".

Zwar ist der 34-Jährige in Mörnsheim im Landkreis Eichstätt geboren und aufgewachsen, doch verbrachte er die ersten Jahre nach seiner Priesterweihe im Jahr 2013 in der Nachbarkreisstadt: als Kaplan in der Pfarrei "Zu Unserer Lieben Frau" in Neumarkt. Dass er sich dort sehr wohl gefühlt hat, daraus machte er nie einen Hehl. Auch in der Katholischen Kirche fielen die Stellen nicht vom Himmel, sagt Müller. Diese jedoch sei in einem günstigen Augenblick für ihn eben frei geworden. Es habe sich gefügt. Und so habe er schließlich zu sich selbst gesagt: "Markus, probier's!"

Zurück lässt er vor allem in Thalmässing eine zumindest irritierte Gemeinde. Müller sei als Kaplan "durchaus positiv für uns" gewesen, sagt Hans Seidl, der in der Gemeinde und im Bunkerteam seit Jahren Verantwortung übernimmt. "Wir hatten den Eindruck, wir konnten gut mit ihm arbeiten." Klar, gerungen habe die als innovativ bekannte Gemeinde schon manchmal mit ihrem Hirten, doch sei es ein offener Umgang gewesen; man habe immer "gute Lösungen gefunden", sagt Seidl.

Er zeigt sich zumindest froh darüber, dass Kaplan Müller von Problemen in allen vier Pfarreien seines Wirkungskreises spreche. Denn in Thalmässing ist man zwar stolz auf die Innovationskraft und Lebendigkeit der Gemeinde. Als Querulanten wollen die Gläubigen gerade nach dem heftigen Dissens mit Müllers Vorgänger aber nicht gelten.