Karlskron (peh) So etwas hat es in Karlskron bisher auch noch nicht gegeben: Schüler der Abschlussklasse sprühen gemeinsam ein großes Graffiti auf eine Wand in der Schule.
Und das alles unter Aufsicht der Lehrer, mit Billigung der Gemeinde und unter Anleitung eines Profis. "Ziemlich cool" findet Alexa, was da gerade alles abgeht. "Denn das macht nicht jede Schule", sagt die 14-Jährige. Sie selber hat beim Sprayen auch fleißig mitgemacht und einen Teil der obersten Buchstaben gestaltet. Sich selbst hält sie zwar für eher weniger talentiert. Aber umso spannender findet sie, bei der schrittweisen Gestaltung mit dabei zu sein. An dem Projekt wirkt auch Christian mit. Der 15-Jährige hat sich auf die Schattenwirkung der Buchstaben konzentriert und hier die Feinarbeit geleistet. Genauso wie für Alexa ist es für ihn das erste Mal, dass er mit Sprühdose und Handschuh vor einer Wand steht. "Ja, das gefällt mir echt gut", sagt der Jugendliche, der wie Alexa auch nach dem Quali in die Wirtschaftsschule gehen will. Denn die Schullaufbahn in Karlskron ist vorbei, die Abschlussklasse verabschiedet sich mit einem gemeinsamen Projekt.
Die Arbeit von Mike Becker trägt offenbar Früchte. Der Stuttgarter ist seit 1993 Graffitikünstler und hat sich selbstständig gemacht: Er bietet Workshops über das Sprayen an. Zwei Tage hat er in Karlskron zunächst die theoretischen Grundlagen und die Geschichte des Sprayens als ein wichtiger Bestandteil der Hip-Hop-Kultur erklärt und dann den praktischen Teil vorbereitet. "Da gehört der Aufbau der Buchstaben genauso dazu wie die Erläuterung des Materials, das Einüben des Farbverlaufs oder der stufenweise Aufbau der ganzen Arbeit", sagt Becker. Selbstverständlich hat er den Schülern auch die rechtlichen Grundlagen und Grenzen des Sprayens erklärt.
