Hundszell
Abrissbirne für altes Schulhaus?

Hundszeller gründen heute Freundeskreis für das Gebäude Soffner (CSU): Von Abbruch keine Rede

26.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Wahrzeichen in der Ortsmitte, Baujahr 1904: Viele Hundszeller hängen sehr an ihrem Schulhaus, deshalb hat die Nachricht, es könne möglicherweise abgerissen werden, Entrüstung ausgelöst. In dem Gebäude werden derzeit die Klassen eins und zwei unterrichtet. - Foto: Hauser

Hundszell (DK) In Hundszell steht heftiger Ärger ins Haus: Es ist der Eindruck entstanden, dass die alte Schule abgerissen werden soll. Die Bürger gehen auf die Barrikaden. Heute soll ein Freundeskreis für deren Erhalt gegründet werden. Von Abriss war nie die Rede, erwidert Stadträtin Dorothea Soffner.

Beim Treffen des CSU-Ortsverbands am Dienstag überbrachte Schulreferent Gabriel Engert die Nachricht, die wie eine Bombe einschlug: Das alte Schulhaus solle womöglich abgerissen werden, denn eine Sanierung käme zu teuer, teilte er seinen Parteifreunden mit, wie diese berichten. Sie sind wenig begeistert, denn schon seit 2007 setzen sich engagierte Bürger dafür ein, dass das 112 Jahre alte Gebäude endlich vor dem Verfall gerettet wird.

Für viele Hundszeller besitzt es nämlich einen hohen Erinnerungswert: "Dort wurde seinerzeit die Mutter von Alt-Oberbürgermeister Peter Schnell unterrichtet", erzählt Ursula Grosse, Mitglied der CSU, des Bezirksausschusses sowie der Kirchenverwaltung. "Sie war auch das erste Taufkind in der Hundszeller Kirche." Sie werde, so kündigt die CSU-Frau an, umgehend Peter Schnell anrufen: "Ich will ihn fragen, was er vom Abriss hält."

Die Stimmung in Hundszeller CSU-Kreisen ist im Keller. Es herrsche großer Unmut, so Grosse. "Wir erfahren alles nur hintenrum. Man bemüht sich vor Ort und bekommt dann von oben Prügel zwischen die Knie geworfen. Die Leute nehmen uns nicht mehr ernst." Laut wird auch ein Vorwurf, der zuletzt immer öfter in der Stadt zu hören ist: "Wir haben den Eindruck, dass uns da etwas vorgelegt wird, was längst beschlossene Sache ist. Wir sollen nur noch Ja und Amen sagen."

Das könnte im Falle des Schulhauses schiefgehen, denn die Hundszeller schreiten zum Gegenangriff: Heute Abend soll auf Betreiben von Heiner Theeßen ein Freundeskreis für das Schulhaus gegründet werden. Die öffentliche Versammlung beginnt um 19.30 Uhr im Jugendheim an der Kirchstraße. Das stand auch schon einmal als Ersatzquartier für die Schüler zur Diskussion. "Es eignet sich aber nicht, und außerdem ist es unser Pfarrheim und Versammlungsort", sagt Grosse.

Theeßen will entschlossen für den Erhalt des Schulhauses kämpfen. "Und es soll auch weiter eine Schule bleiben!" Er argumentiert: "Die Schule wurde 1904 erbaut und die Kirche 1914, das ist ein Ensemble aus derselben baugeschichtlichen Epoche. Die beiden Gebäude sind das Einzige, was vom alten Hundszell noch übrig ist! Gut, das ist der Lauf der Dinge, aber muss man deswegen gleich die Schule abreißen" Das Gebäude sei grundsolide. "Jetzt, seit der Kindergarten ausgezogen ist, soll es plötzlich marode sein" Und dann sind da noch die Erinnerungen: Die Kinder, Eltern, Großeltern der Hundszeller - alle sind hier zur Schule gegangen, sagt Theeßen. "Auch deshalb hat das Gebäude eine so große Bedeutung für uns!"

Stadträtin Dorothea Soffner hat auch am Dienstag an der Sitzung des CSU-Ortsverbands teilgenommen. "Wir haben bis zum späten Abend diskutiert." Es sei jedoch - und das betont sie - "nie vom Abriss des Schulhauses die Rede gewesen". Es ging vielmehr um die Stärkung des Schulstandorts Hundszell, möglicherweise in einem Neubau, wie es als Option in Engerts Schulentwicklungsplan steht. Bisher werden nur Erst- und Zweitklässler in Hundszell unterrichtet, dann wechseln sie an die Grundschule Haunwöhr. "Es ist unser Ziel, dass die Kinder ihre ganze Grundschulzeit in Hundszell verbringen." Dass die Bürger aber sofort Angst bekommen, das Schulhaus könne abgerissen werden, zeige, "wie sehr sie emotional mit diesem Gebäude verbunden sind", so Soffner. Deshalb noch einmal: Von Abbruch sei keine Rede.

Gabriel Engert betonte gestern: "Es steht noch nichts fest! Es wird nur geprüft, ob ein Neubau für den Schulbetrieb günstiger ist." Er hat jetzt erfahren, "wie hoch die Identifikation der Hundszeller mit ihrem Schulhaus ist", und das beeindruckt ihn. "Wir denken deshalb in Richtung Sanierung des Gebäudes", sagte Engert. "Dafür werde ich mich einsetzen."