Eichstätt
Abitur in Zeiten der 68er

Nach 50 Jahren trafen sich Abiturienten des heutigen Gabrieli-Gymnasiums wieder in Eichstätt - Hausverbot

26.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:10 Uhr
Nach 50 Jahren trafen sich die Abiturienten des Jahrgangs 1968 an ihrer Schule, dem Gabrieli-Gymnasium, wieder. Schulleiter Biederer (links) führte durch die Gebäude. −Foto: Foto: Nieberle

Eichstätt (nie) Ein Wiedersehen mit seiner Schulstadt Eichstätt feierte am vergangenen Wochenende der Absolvia-Jahrgang 1968 des Gabrieli-Gymnasiums.

Von den damals 22 Absolventen fanden auf Einladung von Rudolf Nieberle aus Böhmfeld 16 den Weg nach Eichstätt, zu denen auch noch einige Mitschülerinnen aus früheren Jahren stießen.

Die weiteste Anreise hatten die frühere Gaimersheimerin Gudrun Volkmer aus Berlin und der bundesweit bekannte Querflötist Joachim Schmitz, der aus Ingolstadt stammt, heute aber bei Ludwigshafen lebt. Vier Klassenkameraden sind bereits verstorben.

Zunächst ging es an die alte "Wirkungsstätte", in der Schulleiter Adalhard Biederer die gewaltigen Veränderungen in den Schulgebäuden den früheren Schülern zeigte. Hatte man 1968 nur eine halbe Turnhalle, so sind es inzwischen drei. Und die Neu-und Umbauten zeigten, dass auch für den Unterricht viel Positives neu geschaffen wurde. Der Altbau, der 1968 das Zentrum der Schule war, steht nun zur Renovierung an, wobei sich Biederer froh zeigte, dass nach sieben Jahren des Planens und Wartens dies nun beginnen wird.

Anschließend ging es auf einen längeren Rundgang durch die Stadt, wobei der Umgebung der damaligen Schule, dem ehemaligen "Benehaus" in der Luitpoldstraße, das einigen als Schülerheim diente, die besondere Aufmerksamkeit galt. Auch die inzwischen stark veränderten Geschäfte und Lokale in der Eichstätter Innenstadt und die neue Spitalstadt interessierten. In geselliger Runde wurde schließlich Rückschau auf sieben Jahre Gymnasialzeit mit ihren Freuden- und Schattenseiten genommen, und viele Anekdoten aus dem Schulalltag wurden aufgefrischt. Das Jahr 1968 war ebenfalls ein Thema, denn es betraf auch das Miteinander an der Schule. Es war angesichts der teils revolutionären Veränderungen ein besonderes im gesellschaftlichen, schulischen und studentischen Leben, die auch vor Eichstätt nicht Halt machten.

So entwickelte sich in den ersten Monaten rasch ein durchaus zwiespältiges Gefühl im Miteinander mit einigen Mitgliedern des Lehrerkollegiums, die strikt gegen Veränderungen waren. Dies zog sich auch durch die Abiturprüfungen, bei denen man den Eindruck hatte, dass an neuen Entwicklungen interessierte Schüler durchaus härter angefasst wurden.

Es stand auch auf der Kippe, ob es mit der geplanten öffentlichen Verabschiedung klappen würde. Sie fand aber dann doch statt. In der Eichstätter Zeitung wird der Abiturient Claudius Vergho, der für die Klasse sprach, wie folgt beschrieben: "Er richtete Abschiedsworte an die Lehrer, Eltern und Mitschüler. Er stellte die Frage nach Anpassung oder Protest in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Wenngleich nur schlaglichtartig, so suchte er doch mit Ernst und kritischem Geist Antworten auf den angerissenen Fragenkomplex zu finden. "

Da er dabei auch das Verhalten einiger Lehrer in Sachen Vorbereitung des Unterrichts und einer modernen Durchführung hinterfragte, wurde er bei einem späteren Besuch der Schule von den damaligen beiden Direktoren in das Sekretariat beordert und mit Hausverbot belegt. Auch erhielt er den Entwurf eines Schreibens eines Rechtsanwalts, der für eine Lehrkraft ein Schreiben gegen die Ausführungen Verghos verfasst hatte. Es blieb aber bei dem Entwurf.