Neuburg
Abenteuerlicher Weg nach Nordafrika

Jungstörche fliegen ins Winterquartier – Einige Eltern bleiben im Landkreis – 29 Jungtiere aufgezogen

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Bis zu 10 000 Kilometer legen die Weißstörche auf ihrem Weg nach Südeuropa oder Nordafrika zurück. Die Verlustquote ist hoch, Strommasten und Gewehrsalven in „unsicheren“ Ländern kosten vielen Zugvögeln das Leben - Foto: oh

Neuburg (r) Die Störche fühlen sich wohl im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Bei Stengelheim, Karlskron, Burgheim, Baiern und Rennertshofen suchen immer noch Einzelstörche oder Paare die Wiesen nach Futter ab. Es handelt sich um Altstörche, die sich mit ihrem Abflug nach Süden Zeit lassen.

Die Jungstörche befinden sich auf ihrer langen Reise ins Winterquartier. Möglicherweise bleiben die Alten standorttreu und überwintern in Nestnähe. Dem Experten Anton Burnhauser (Augsburg) gefällt diese Entwicklung nicht so sehr: „Jetzt sollten sich alle Störche auf den Weg nach Süden machen.“ Burnhauser ist gegen die „Zivilisierung“ der Weißstörche und gegen Winterfütterung.

Das Storchenpaar aus Baiern bleibt seit 2006 seinem Standort am Donaumoosrand treu. Bei Frost und Schnee in harten Winterwochen bringt Gunter Weinrich Futterfische vorbei. Der Neuburger Naturfreund will es nicht riskieren, dass das brutfleißige Paar verhungert. Ansonsten will er nicht in den Naturkreislauf eingreifen.

Mittlerweile sind Rückmeldungen über Storchenberingung eingetroffen. Von den Neuankömmlingen in Grimolzhausen sei ein Storch 2011 in Salem am Bodensee und sein Partner in einem Ort bei Tübingen beringt worden. Ein Weißstorch, der auf dem Schrobenhausener Rathausdach Zwischenstation gemacht hatte, wies einen Ring auf, der ihm als Jungtier auf Helgoland verpasst worden war. Mit Fernglas oder Teleobjektiv ließen sich die Nummern ablesen.

Bei Seiboldsdorf entdeckte Gunter Weinrich zwei Schwarzstörche und damit seltene Gäste. Aus Ungarn und den Balkanländern sind Silberreiher angereist. Sie halten sich einige Wintermonate lang in der Donauebene und im Moos auf. Bis zu 50 Reiher sind an einem Fleck gezählt worden.

Die Weißstörche fliegen unterdessen auf ihrem abenteuerlichen Weg nach Spanien/Nordafrika oder nach Ägypten und in den Libanon. Für den Weißstorch war 2014 das bisher erfolgreichste Brutjahr in Bayern. Im Kreis Neuburg-Schrobenhausen zogen zehn Paare insgesamt 29 Jungstörche auf. Heuer lebten 360 Storchenpaare im Freistaat, der höchste Bestand seit Beginn der Zählung vor 114 Jahren. „Bayern ist wieder ein Storchenland“, stellt der Landesbund für Vogelschutz fest.