Stammham
Abenteuer für den guten Zweck

Der Stammhamer Reinhold Höllinger nimmt mit Team an Europa Orient Rallye teil

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Das 50. Team der diesjährigen Europa Orient Rallye besteht aus Arek Rusinek (von links), Jörg Rudolph, Reinhold Höllinger und Heinrich Rentel. Ihr Name "Camel Liner" findet sich auf den T-Shirts und den beiden Autos des Teams wieder. Der Stammhamer Höllinger erfüllt sich mit der Teilnahme den Wunsch, ein Abenteuer mit einem humanitären Zweck zu verbinden. −Foto: Stephan, Camel Liner

Stammham (DK) Auf dem Weg von Frankreich nach Jordanien erwartet Reinhold Höllinger ein großes "automobiles Abenteuer": Der 57-Jährige aus Stammham nimmt an der diesjährigen Europa Orient Rallye teil.

Ein Kamel mit Fliegerbrille blickt frech von Höllingers T-Shirt - das Teamoutfit der Camel Liner, wie sich die Gruppe des Stammhamers nennt. Der Name ist eine Anspielung auf den Hauptpreis der Rallye, die ihn ab 5. Mai etwa drei Wochen lang mit alten Autos von Straßburg nach Amman führen wird: "Ein Kamel, das meistens an einen Beduinen verschenkt wird, der sich damit eine Existenz aufbauen kann."

Die Rallye ist dem 57-Jährigen zufolge eine Low-Budget-Veranstaltung: Die Teilnehmer müssen Autos verwenden, die mindestens 20 Jahre alt sind oder nicht mehr als 1111,11 Euro wert sind. Auch die Unterkünfte dürfen nicht teurer als 11,11 Euro pro Nacht sein. "Ein Hilton-Hotel ist da nicht drin", scherzt Höllinger. Die Schlafplatzsuche werde eher auf Übernachtungen in den Autos hinauslaufen. Die Camel Liner haben ihre beiden Kombis deshalb mit Schlafkojen ausgestattet.

Aber um Komfort geht es sowieso nicht. Im Mittelpunkt stehen humanitäre Zwecke. "Ziel ist es nicht, als Erster anzukommen", erklärt der Konstrukteur für Fahrzeugtechnik. Stattdessen erhalte jedes Team ein Roadbook mit Aufgaben. Als Beispiel nennt er die Organisation eines Bobbycarrennens zugunsten eines Kinderheims. Unterwegs können Sachspenden wie Malbücher oder Schultaschen an Hilfsprojekte abgegeben werden. Die Camel Liner haben laut Höllinger unter anderem ein Kinderheim in Albanien im Blick. In Jordanien werden schließlich die Autos über eine gemeinnützige Organisation versteigert. Diese kümmert sich darum, dass die Fahrzeuge als Ersatzteile verwertet werden. Der Erlös fließt in soziale Projekte in dem Königreich.

Geträumt hat Höllinger von einer Teilnahme schon lange. Nun hat sich der 57-Jährige über die Homepage der Rallye ein Team gesucht. "Wir sind alle Neulinge, die gut zusammenpassen", sagt Höllinger über seine Mitstreiter aus der Nähe von Osnabrück. "Es ist nicht einfach, das über diese Distanz zu organisieren, aber es funktioniert." So hat Höllinger mit Heinrich Rentel, Arek Rusinek und Jörg Rudolph die Kombis hergerichtet. "Ein 20 Jahre altes Fahrzeug strotzt nicht vor Durchhaltevermögen", sagt der Stammhamer. "Bremsen und Elektrik müssen durchhalten."

Und zwar mindestens 7000 Kilometer. Bis in die Osttürkei ist der Weg frei wählbar. Nur Autobahnen oder ein Navi dürfen die Teilnehmer nicht verwenden. Die Autos werden per Fähre von Mersin aus nach Israel verschifft, während die Rallyefahrer mit dem Flugzeug von Istanbul aus nach Haifa folgen. Eine notwendige Maßnahme, um das kriegsgeplagte Syrien zu meiden. Abgesehen von dieser Pause steht den Teilnehmern eine sportliche Leistung bevor: "555 bis 666 Kilometer pro Tag müssen wir fahren, bis wir Amman erreichen", sagt Höllinger. Was diesen auch reizt, ist der Austausch mit den etwa 60 anderen Teams. "Das sind Gruppen mit unterschiedlichen Beweggründen, von Meisterschülern über Studenten bis hin zu Akademikern und reinen Mädelsgruppen", erzählt Höllinger. "Und das, obwohl eine solche Abenteuerreise nicht jedermanns Geschmack ist."

Neben dem Kamel auf Höllingers T-Shirt hängt an einer Sicherheitsnadel ein blaues Auge, das dem Volksglauben im Orient nach Unheil abwenden soll. "Wir werden auf unserer Reise also beschützt", sagt Höllinger. Zwar wurde bei der Allgäu Orient Rallye - so hieß die Veranstaltung von 2006 bis 2017, bevor sie umgetauft wurde, um Sponsoren in größerem Umfeld ansprechen zu können - noch kein Teilnehmer schwer verletzt. Trotzdem rechnet der Stammhamer mit einer Herausforderung, bei der einiges schief gehen kann. "Wir werden aber entschädigt durch Land, Leute und eine Strecke, die man sein Leben lang nicht mehr so sehen wird", schildert der Stammhamer seine Erwartungen. "Mit 57 möchte ich mir diese Herausforderung noch gönnen."

Wer die Camel Liner finanziell oder mit Sachspenden unterstützen will, kann sich an Jörg Rudolph unter der Handynummer (01 72) 5 60 19 39 oder per E-Mail an equiliner@hotmail.de wenden. Sponsoren erhalten im Gegenzug Werbefläche auf den Autos.