Abendschau beim "Boarisch Bauer"

16.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

. . . während seine Frau Eva derweil stolz die Selbstbedienungshäuschen präsentiert.

Neuburg (DK) Menschen mit Kopfhörern und Mikrofonen wuseln umtriebig über den Hof. Groß dimensionierte Scheinwerfer schleudern ein grelles Licht auf die landwirtschaftlichen Geräte und natürlich auch auf die Kartoffeln. Eigentlich ein ironisches Szenario, denn zu viel Licht sei nicht so gut für die Feldfrüchte, meint Andreas Müller.

Ernte früher und heute

"Kartoffelernte früher und heute" könnte das Motto der ersten Einstellung heißen. Hergerichtet ist ein altes Erntegespann, das zur Demonstration wenige Meter fahren soll. Daneben modernes Gerät, um ein Vielfaches größer. "Und vergiss nicht, die Zapfwelle einzuschalten," ruft Müller neckisch seinem Schwiegervater zu, der zusammen mit seiner Frau bei der Bewirtschaftung des Betriebs hilft und als Fahrer des Traktors ein kleine Rolle ergattert hat. Die Szene ist im Kasten. Jetzt schnell zum nächsten Schauplatz in der Halle.

Beim Fernsehen muss alles auf die Sekunde passen. Die Kabelträger haben alle Hände voll zu tun, die ihnen anvertraute Ware sicher über den ganzen Hof zu ziehen. Da die Aufnahmen live über die Mattscheibe flimmern, wäre ein einziger Wackler eine mittlere Katastrophe für die Fernsehleute.

Bei einem Teller Kartoffelsuppe und einem Stück Kartoffelkuchen erklärt Andreas Müller die Idee, die hinter seinem Hof steht. Die Kartoffel sei ein hochwertiges Nahrungsmittel, das viele Eigenschaften hätte, die gerade in der heutigen Zeit eigentlich gefragt sein müssten. Sie wirke entsäuernd, anti-oxidierend und hätte viele wertvolle Inhaltsstoffe.

Allerdings: "Die Kartoffel hat ein ziemliches Imageproblem," meint der 41-Jährige, der vor kurzem noch Entwicklungsingenieur bei Audi war. Diesen Beruf hat er an den Nagel gehängt, um sich ganz seinem Hof zu widmen. "Vom Autobauer zum Kartoffelbauer," so Ursula Hoffmann, die Reporterin der Abendschau.

Exotische Sorten

Der Hof Müllers war für das Bayerische Fernsehen deshalb so interessant, weil hier exotische Sorten angebaut werden, die im Ertrag pro Hektar klassischen Sorten unterlegen wären, geschmacklich jedoch um Längen besser seien.

Einzigartig in der Umgebung sind wohl auch die drei kleinen Holzhäuschen, die sich unauffällig an die Stadelmauer schmiegen. Einzigartig, weil sie als Selbstbedienungs-Verkaufsstationen fungieren. Der Kunde steckt das Geld oben in die Kasse und nimmt sich unten einfach seinen Sack Kartoffeln heraus. Anfangs eigentlich nur Notlösung, da die Bewirtschafter des Hofes tagsüber oft nicht zu Hause waren, hat sich diese Praxis im Lauf der Zeit etabliert. Die Zahlungsmoral der Kundschaft sei ganz gut, die Kasse stimme über den Daumen gepeilt fast immer, lobt Eva Müller die Kunden.