Roth
Abbruch der alten Leoni-Fabrik verzögert sich bis Ende 2023

Auf acht Hektar großer Fläche sind Wohnungen geplant

07.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:37 Uhr
Noch bis Ende 2023 steht die alte Leoni-Fabrik. −Foto: Stadt Roth

Roth - Der Fortschritt bei der Revitalisierung des Leoni-Geländes zu einem modernen, innenstadtnahen Wohnquartier hat mit einer Verzögerungsmeldung begonnen. Denn Stadtbaumeister Wolfgang Baier musste die Vorstellung eines ersten Konzepts mit Planungsideen im Planungsausschuss mit der Nachricht verbinden, dass Leoni aufgrund der Auftragslage ein Jahr länger mit dem Umzug in den Neubau an der Lände brauchen wird.

 

"Somit kann der Rückbau des Gebäudebestands frühestens Ende 2023 beginnen", erklärte Baier. Als nächster Schritt sei 2022 ein "städtebaulicher Wettbewerb" geplant. "Das ist das richtige Werkzeug, um die Nachnutzung zu fixieren", so Baier. Baubeginn für das neue Wohngebiet könnte dann 2026 sein.

Die Gesamtfläche betrage acht Hektar, von denen wohl die Hälfte bebaut werden könnte. Entsprechend anspruchsvoll kommt die Konzeption daher. "Rother Neuland" heißt sie und soll als vorbereitende Ideensammlung für den Wettbewerb dienen.

Baiers Einschätzung zufolge könnten auf dem Areal 100 bis 120 Bewohner pro Hektar Platz finden. Um das neue Wohngebiet effektiv zu gestalten, will die Stadt Roth für die Geschossbebauung selbst eine hohe Dichte vorsehen, gleichzeitig aber einen hohen Anteil an Grünflächen und Freiraum einplanen. Das Verhältnis von Wohnfläche zu Flächen für Gewerbe, Kultur und Bildung solle etwa drei zu eins betragen. "Dabei wollen wir für ein hohes Maß an erschwinglichem Wohnraum sorgen, das zwischen 25 und 30 Prozent liegen soll", sagte Baier.

Spekulationen mit Grund und Boden, welche die Preise in die Höhe treiben würden, sind dort ohnehin nicht mehr möglich. Seit 2017 ist die Stadt Roth Eigentümerin sämtlicher Leoni-Flächen zwischen Rednitz und Mühlkanal. 2024 und 2025 sollen dort bereits Hochwasserschutzmaßnahmen und neue Infrastruktur entstehen. Dafür werde es noch im Juli ein abschließendes Gespräch mit dem Wasserwirtschaftsamt geben, kündigte Baier an.

In der vorgestellten, ersten städtebaulichen Konzeption sind die Planungs- und Entwicklungsvorgaben für das Leoni-Gelände beschrieben worden. "Ziel ist die Schaffung attraktiver und qualitätvoller neuer Wohnbauflächen und öffentlicher Grünflächen", heißt es dazu in der Einleitung. Das neue Gebiet soll den Vorstellungen des Rother Bauamts zufolge "eine eigene Identität sowie hohe Lebens- und Aufenthaltsqualitäten erhalten".

Besondere Beachtung sollen die Planer dabei dem Verkehr, der Energieversorgung, dem überregionalen Grünzug entlang der Rednitz, der Baugestaltung hinsichtlich der Nähe zur Altstadt und dem Anschluss an den öffentlichen Personennahverkehr schenken. Die Erschließung soll über die Stieberstraße erfolgen, könnte ergänzend aber auch von der Bleichstraße aus gelingen. Im Quartier selbst soll der Autoverkehr lediglich eine untergeordnete Rolle spielen. Baier will deshalb innerhalb des Quartiers "wohnungsnahe Nutzungsstrukturen" für Arbeit und Versorgung schaffen, um Verkehr zu vermeiden. "Einen neuen Marktplatz sollte es aber nicht geben", wandte Jochen Gürtler (CSU) ein. Ebenso soll es ein attraktives Fuß- und Radwegenetz geben. Autos sollen am Rande oder in Quartiergaragen Platz finden. Außerdem wird es ein barrierefreies Viertel werden, in dem für die Gebäude wiederverwendbare und regionale Materialien eingesetzt werden sollen.

Für die Energieerzeugung werden im Quartier eigene Photovoltaikanlagen zur Verfügung stehen. Sie könnten an Fassaden, auf Dächern und auf den Einrichtungen für den Lärmschutz Platz finden. 75 bis 80 Prozent des Energiebedarfs könnten so vor Ort erzeugt werden, war Baier überzeugt. "Ob 100 Prozent möglich sind, untersucht gegenwärtig die Hochschule Amberg", fügte der Stadtbaumeister hinzu. Generell hängt der Energiebedarf in einem Wohnviertel auch vom Baustandard ab. Hier mahnte Richard Radle eine gewisse Offenheit an. "Es dauert ja noch bis Baubeginn, vielleicht wird dann das Passivhaus der Standard sein", sagte der Fraktionssprecher der Grünen.

Wolfgang Baier arbeitet jedenfalls intensiv am Energieaspekt des neuen Wohngebiets und stellt dazu verschiedene Überlegungen an. So könnten beispielsweise durch den Bau eines eigenen Kraftwerks für das Quartier Synergien einer zentralen Versorgung genützt werden. Eine weitere Möglichkeit könne die Nutzung der Geothermie sein. Zudem befinde sich am Mühlkanal bereits ein Kleinkraftwerk, das als zentrale Einheit für die quartiersinterne Stromerzeugung genützt werden könne. Zugleich sei in Erwägung zu ziehen, es als Schauanlage vorzusehen. "Auf diese Weise kann es als Alleinstellungsmerkmal für das gesamte Quartier wirken", so Baiers Anregung.

HK

 

Robert Schmitt