Ingolstadt
Ab in den Gesundbrunnen

Seit 20 Jahren fahren Ingolstädter zu Thermalquellen in Slowenien

19.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:00 Uhr

Die Hände zum Himmel! Die Badegäste im Ajda werden zweimal täglich animiert, sich für ihre Gesundheit im Heißwasser zu bewegen. Rund 3000 Ingolstädter und Bürger aus den Umlandgemeinden haben sich in 20 Jahren schon hier neue Kraft geholt - Foto: Greis

Ingolstadt/Murska Sobota (DK) Völkerverbindung über ein Gesundheitsthema: Tausende Ingolstädter haben über die Jahre bereits die Thermalquellen von Moravske Toplice in Slowenien besucht. Es handelt sich um einen früheren Ortsteil der Partnerstadt Murska Sobota.

Man kann von den internationalen Städtepartnerschaften halten was man will, sie passten nach Krieg und Feindschaft einfach in die Epoche. Ob sie jetzt alle noch so aktiv sind wie in der Gründerzeit, das wird gelegentlich bezweifelt. Auch in Ingolstadt. Zum Beispiel, ob man sich außer bei offiziellen Anlässen wie auf der miba in Ingolstadt oder dem Bierfest in Carrara überhaupt noch wie einst begegnet.

Doch da hat sich auf jeden Fall ein Produkt der Partnerschaft mit Murska Sobota beachtlich gehalten. Da fährt doch zweimal im Jahr ein Bus voller Leute hin, um im heißen Thermalwasser für die Haut und gegen das Rheuma oder fürs reine Vergnügen was zu tun. Vor wenigen Tagen war nun sogar eine Art Jubiläum fällig: 20 Jahre ist es her, da mietete sich diese Ingolstädter Gruppe erstmals in das seinerzeit nagelneue Badehotel Ajda in Moravske Toplice ein.

Mittlerweile wurden über 3000 willkommene Badegäste aus Ingolstadt und Umgebung in den einstigen, ein paar Kilometer entfernten Ortsteil von Murska Sobota gebracht. Angefangen hat damit 1986 der Stadtrat Achim Werner, nachdem er mittels der Kontakte in der Partnerstadt auf die nahe Bäderlandschaft „Terme 3000“ aufmerksam geworden war. Erste Badereisen organisierte er als Vorsitzender des VdK-Ortsverbands Ingolstadt.

Es lief gut. Ein paar Jahre später übernahm die Organisation der Ettinger Fahrlehrer Ludwig Wittmann, auch als Fahrer der Busse. Gut im Kopfrechnen, bringt er es mit den erwähnten rund 3000 Mitreisenden in den 27 Jahren auf weit über 30 000 Übernachtungen (vormals blieb man zehn, inzwischen seit einiger Zeit elf Tage). Und der Thermaltourismus lässt nicht nach: Für die Herbstfahrt gibt es bereits Wartelisten.

Am Ort erwartet sie ihr Thermalhotel mit drei Außen- und drei Innenbecken, mit Temperaturen zwischen 26 und der „schwarzen Brühe“ an die 38 Grad, dazu Heilprogramm und Heilpaket neben dem üblichen Hotelbetrieb im Angebot. Dabei bleibt es jedoch nicht, denn zum Alltag der Heißbader gehören auch die recht beliebten Busausflüge. Zum Beispiel nach Jeruzalem. Das Dörfchen mit dem biblischen Namen liegt 343 Meter hoch, bietet neben viel Gastlichkeit auch einen weiten Panoramablick.

Im Programm der elf Tage steht neben dem schmucken Städtchen Maribor, einst Marburg an der Drau, auch die Partnerstadt Murska Sobota. Dabei drückt Achim Werner offiziellen Persönlichkeiten die Hand, auch beim Grillabend am Anglersee nahe der Stadt kam man sich schon näher. Feste Ziele aber sind der Freitagsmarkt in Lenti in Ungarn sowie die Weinbauern Goran und Ernisa nahe Moravske.

Das schmackhafte Bograc oder die Übersetzung Psenicno für ein Weizenbier kann man sich merken oder nicht – bei beiden Wirten läuft’s nur so. Da greift der Wittmann Ludwig zur Quetschn und alle singen das Hohelied von der „Marijana“ und niemand stört es, wenn die Oberbayern in Slowenien die „Blaue Nacht am Hafen“ in Hamburg besingen.

Übrigens entstand das „Terme 3000“ mit jetzt vier Hotels, Bungalowsiedlung, Camping und Golfanlage, weil die Jugoslawen 1960 nach Öl bohrten und stattdessen das Gesundheit und Umsatz fördernde Thermalwasser aus 1400 Metern Tiefe kam. Und niemand anders als Audi hatte den Weg zur Partnerschaft geebnet, als es in Murska Sobota vor rund 40 Jahren ein Anwerbebüro für Arbeiter einrichtete.