Ingolstadt
Ab durch die Mitte

Manche Autofahrer nutzen die Fußgängerzone als Abkürzung - dabei ist da ohnehin schon viel Verkehr

12.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:26 Uhr
Rushhour in der Fußgängerzone: Am Vormittag herrscht in der Moritzstraße und Am Stein reger Verkehr. Nicht jeder, der hier unterwegs ist, hat eine Berechtigung. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Dafür, dass die Straße Am Stein und die Moritzstraße eine Fußgängerzone ist, herrscht mitunter eine Menge Verkehr in der Nord-Süd-Achse.

Polizei und Rettungsdienst, Taxis und Busse nutzen die Verbindung, um nicht um die Altstadt herumfahren zu müssen. Nachts und am frühen Vormittag kommt der Anlieferverkehr für die Geschäfte in der Straße und der abzweigenden Fußgängerzone hinzu. Wer hier morgens etwa mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter unterwegs ist, wird deswegen nicht selten zu Slalomfahrten um abgestellte Fahrzeuge gezwungen. Verschärft wird die Situation immer wieder durch rücksichtslose Autofahrer, die durch die Fußgängerzone fahren, obwohl sie dort eigentlich gar nichts zu tun haben, und die Verbindung lediglich als Abkürzung nutzen.

Einen guten Blick auf den allmorgendlichen Verkehr in der Fußgängerzone hat Tanja Genz, die gegenüber der Post das Geschäft Ingolstädter Gourmet betreibt. "Da wird es schon manchmal eng", berichtet sie. Allerdings weiß sie natürlich genau, dass es ohne den Anlieferverkehr nicht gehen würde. Sie fährt ja selbst mit dem Auto vor, wenn sie schwere Waren in den Laden bringen muss. Ob auch die Busse der INVG tatsächlich durch die Achse müssen, darüber lässt sich streiten - und wird es ja auch seit Längerem.

Dass auch Unberechtigte vor ihrem Schaufenster vorbeifahren, sieht Genz täglich. "Manche parken, gehen schnell zur Post oder in ein Café, andere fahren einfach durch. " Seit 15 Jahren, so lange hat sie ihr Geschäft schon, sei das so. "Die sind zu faul, außen rum zu fahren und nutzen deswegen die Moritzsstraße und die Straße Am Stein", berichtet ein Leser dem DONAUKURIER in einer Mail. "Für manche wird das langsam zur Gewohnheit. "

Auch für Thomas Deiser, den Geschäftsführer des Innenstadtvereins IN-City, ist das Phänomen der illegalen Durchfahrer nichts Neues. Sie fahren auch am Schaufenster seines Ladens in der Ziegelbräustraße vorbei und dann weiter durch die Mauthstraße - hier dürften eigentlich nicht einmal Fahrräder unterwegs sein. Die Sperrung der Rossmühlstraße habe die Sache zuletzt "nicht unbedingt entschärft", so Deiser. Allerdings sei die Situation noch nicht so brisant, dass man sich konkrete Maßnahmen überlegen müsste, findet er.

Zuständig für die Kontrolle des Durchgangsverkehrs ist die Polizei. Wie schon an anderen Stellen mehrfach diskutiert, etwa am Kreuztor und der Kreuzstraße, gibt es dort allerdings kaum die Ressourcen, um eine flächenmäßige und dauerhafte Überwachungen zu garantieren. Sind Autos in der Fußgängerzone abgestellt, ist der kommunale Verkehrsüberwachungsdienst (VÜD) gefragt, der für den so genannten ruhenden Verkehr zuständig ist. Tatsächlich verteilen die Mitarbeiter des VÜD regelmäßig auch zwischen Rathausplatz und Harderstraße Strafzettel. Selbst Tanja Genz hat schon einmal einen bekommen, obwohl sie zu Anlieferung berechtigt vor ihrem Laden geparkt hatte. Das ließe sich allerdings klären, berichtet sie.

Solche Missverständnis beruhen auch darauf, dass der nächtliche und morgendliche Lieferverkehr nicht durch einen Berechtigungsschein oder ähnliches kenntlich gemacht wird. "Das wird nur über die Beschilderung gelöst", erklärt Ingrid Schmutzler, die stellvertretende Stadtsprecherin. Nur wer außerhalb der Anlieferzeit zwischen 20 und 10.30 Uhr in die Fußgängerzone einfahren will, muss eine entsprechende Berechtigung beantragen.

Bei Genz und Deiser hat sich angesichts des illegalen Durchgangsverkehrs in der Fußgängerzone eine gewisse Gelassenheit eingestellt. "Mehr sollte es allerdings nicht werden", so der IN-City-Geschäftsführer. Geschäftsbetreiberin Genz beschäftigt etwas anderes. "Wenn sie schon hier durchfahren, sollten manche wenigstens nicht so rasen", findet sie. "Das gilt auch für die Taxis. Nicht auszudenken, wenn da einmal ein Kind einfach so aus einem Laden rausläuft. "

Johannes Hauser