Neuburg
Ab dem 12. Jahrhundert geschätzt

Apothekerin Andrea Kragler lobt den Weißdorn als wertvolle Heilpflanze

24.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:53 Uhr
Der Weißdorn ist als Heilpflanze seit Jahrhunderten geschätzt. Auch für Vogel ist er wichtiger Brutplatz und Nahrungsquelle. −Foto: Sorg

Neuburg (sgu) Die Neuburger Apothekerin Andrea Kragler freut sich über die Auszeichnung des Weißdorn als Arzneipflanze des Jahres 2019. Diese wird alljährlich vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg im Herbst des Vorjahres festlegt.

Das soll die Bedeutung der Arzneipflanzen als wirksame Medizin stärker ins Bewusstsein rücken. Jetzt im Mai steht dieser heimische Strauch in voller Blüte und verströmt einen herben Duft, der nicht nur viele Blütengäste anzieht, sondern auch auf Menschen eine besondere Anziehungskraft hat.

Zwei Weißdorn- oder Crataegus-Arten, wie Fachleute dieses markante Rosengewächs nennen, kommen bei uns verbreitet in Hecken und an Waldrändern vor. Der Zweigriffelige Crataegus laevigata ist etwas häufiger und hat zwei Kerne in seinen roten Beeren im Herbst; der Eingriffelige Crataegus monogyna hat nur einen Kern. Der Strauch entfaltet sich in voller Sonne am besten und zeigt ein malerisches, beinahe mediterran anmutendes Bild und kann auf guten Böden fünf bis sechs Meter Höhe erreichen. Kragler schreibt den Wirkstoffen dieser alten und bewährten Arzneipflanze eine besondere Bedeutung bei Herz-Kreislaufschwächen zu. Weißdorn verbessert die Zufuhr von Sauerstoff zum Herz und unterstützt dabei die Herztätigkeit beziehungsweise dessen Muskelarbeit. Die Pflanzenauszüge können als Tee oder auch als Saft oder Sirup eingenommen werden, wobei im Einzelfall immer die Empfehlung der Apotheke oder die Verschreibung des Arztes wichtig sind.

Neben der Schulmedizin hat der Weißdorn auch in der Naturheilkunde und in der Homöopathie einen beachtlichen Stellenwert. Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Schwebfliegen oder verschiedene Käferarten ziehen die Blüten des Weißdorns beinahe magisch an. Zudem bauen verschiedene Singvögel wie Neuntöter, Amseln oder Grasmücken ihre Nester in das dichte und "dornenbewehrte" Strauchwerk. Wenn dann im Hebst die leuchtend roten Beeren reifen, sind diese lange in den Winter hinein eine wertvolle Nahrung, unter anderem für Zugvögel aus dem Norden.

Kragler betrachtet die Wahl des Weißdorn als Heilpflanze des Jahres als sehr berechtigt und schätzt nicht nur den duftenden Strauch in der Natur, sondern gerade seine Heilwirkung, die übrigens auch Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert bereits schätzte und in ihrer Apotheke gerne nachgefragt werden.