Eichstätt
7000 Mahlzeiten verteilt, aber auch ausgebremst von Corona

"Brasilienhilfe Manfred Göbel": In seinem Halbjahresbericht schreibt der Eichstätter über die Folgen der Pandemie

19.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:44 Uhr
  −Foto: Göbel

Eichstätt/Cuiaba - "Die Corona-Pandemie verschärft die sozialen und wirtschaftlichen Probleme und man befürchtet einen totalen Zusammenbruch und Chaos", schreibt der Eichstätter Entwicklungshelfer Manfred Göbel über die Situation in Brasilien, wo er sich seit Langem für die Leprahilfe engagiert.

Covid-19 trifft alle anderen Gesundheitsprogramme hart, schreibt er in seinem Bericht über die Aktivitäten des ersten Halbjahrs. "Seit März finden keine Aufklärungskampangnen und auch keine Ausbildungskurse statt. " Dennoch tut sich etwas in den Projekten.

? KoBra: Der Verein Koblenz-Brasilien (KoBra) hat in der Stadt Rondonopolis eine brasilianische Filiale, die auch für die "Brasilienhilfe Manfred Göbel" die Gelder verwaltet. "Wir unterstützen KoBra durch die Bezahlung einer Sozialarbeiterin, die Familien mit Leprakranken betreut. Sie besucht die Familien, verteilt Nahrungsmittelpakete und in Zusammenarbeit mit dem Lepradienst kümmert sie sich um die medizinische Behandlung. " So werde auch das neunjährige Mädchen Maria Fernandes betreut, die vor einem Jahr an der schweren ansteckenden Lepra erkrankte. Auf Grund mehrerer Nerventzündungen und schweren Leprareaktionen (Reaktion des Immunsystem gegen den Erreger) hatte sie große Schmerzen und oft hohes Fieber, berichtet Göbel. Sie kam unterernährt in die Behandlung und lebt in einem armseligen Häuschen mit vier Geschwistern in einem Armenviertel mit ihrer Mutter, die schwanger ist.

? Schusterwerkstätten: Sechs Schusterwerkstätten werden mit Material (Leder, Leim, Gummi, Werkzeug) zur Anfertigung von Schuheinlagen für gefühllose oder wunde Füße sowie Stützapparate für Fallfüße unterstützt, schreibt Göbel.

? Centro Popular Dorcelina Folador: Hier werden Frauen, Jugendliche und Kinder aus den umliegenden Armenvierteln betreut. Mehre berufsbildende Kurse für Nähen, Haarschneiden, Informatik, Kunsthandwerk sowie die Betreuung von 30 Kindern in einem Armenviertel werden angeboten. Wegen der Pandemie mussten die Aktivitäten ab März vorübergehend eingestellt werden.

? Acamis: Das Programm betreut 230 Kinder und Jugendliche aus den umliegenden armen Stadttteilen. Die regulären Aktivitäten mussten wegen der Pandemie im März vorübergehend eingestellt werden. Acamis hat aber eine Reihe von Aktivitäten durchgeführt, um die Büger beim Kampf gegen Covid-19 zu unterstützen, erklärt der Entwicklungshelfer. 7000 Mahlzeiten, 126 Nahrungsmittelpakete, 53 Hygiene-Kits, 190 Einheiten zur Händedesinfektion, 1000 Gesichtsmasken, 400 Info-Blätter über Covid-19, 200 Schul-Apostillen und 170 Bücher wurden verteilt. 150 Familien wurden versorgt und 200 Kinder erhielten Online-Unterricht.

? Lepraselbsthilfegruppe: Die Lepraselbsthilfegruppe in der Pfarrei Cristo Rei in der Stadt Varzea Grande konnte wegen der Pandemie nur bedingt in Aktion treten. Die Franziskaner-Mission in Dortmund mit Bruder Augustinus Diekmann unterstützt in diesem Jahr die Aktivitäten mit einem Betrag von 2800 Euro, der auf das Konto von KoBra in Rondonopolis überwiesen wurde. In kleinen Gruppen in deren Häusern wurden Aktivitäten wie Sticken und Häkeln durchgeführt. Damit sichern sich viele ein Einkommen.

? Jauru: "In der kleinen Buschstadt Jauru, 400 Kilometer nordwestlich von Cuiaba an der Grenze zu Bolivien unterstützen wir ein Kinderprojekt mit 130 Kindern. " Die Stadt hat knapp 8000 Einwohner und viele leben als Tagelöhner in den umliegenden Bauernhöfen, schreibt Göbel. Mehr als 50 Prozent der Jugendlichen wanderten illegal in die USA aus in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Viele Familien leben heute mit der Unterstützung ihrer Kinder aus den USA. "In dieser Stadt war auch der italienische Preister Pater Nazareno Lanciotti tätig, ein guter Freund, der am 11. Februar 2011 Opfer eines Attentats in seinem Pfarrhaus wurde und am 22. Februar starb", schreibt Göbel. Er sei sehr beliebt gewesen und habe viel zur Entwicklung der Region beigetragen, sein Seligsprechungsprozess sei bereits in der Endphase. "Mit unserer Unterstützung wird eine Sportanlage gebaut", so der Eichstätter, außerdem werden verschiedene Aktivitäten angeboten: Musikunterricht, Flöten, Guitarre, Kunsthandwerk, Malen, Anlegen von Gemüse und Obstgarten, Nachhilfeunterricht für Mathematik und Portugiesisch. Wegen der Pandemie wurden die Aktivitäten aber vorübergehend eingestellt.

HK