Ingolstadt
70 Jahre unbürokratische Hilfe

Ökumenische Bahnhofsmission feiert am 25. Juli an Gleis 1 Jubiläum

16.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Bahnhofsmission Ingolstadt feiert am Mittwoch, 25. Juli, ihr 70-jähriges Bestehen.

Dazu lädt die von der Caritas und der Diakonie gemeinsam getragene Einrichtung alle Interessierten zu einem kleinen Festakt am Bahnsteig 1 ein. Dieser beginnt um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst. Danach wird die Ausstellung "Begegnungen auf der Wanderbank" eröffnet, die dann zwei Tage lang vor Ort von 9 bis 17 Uhr besucht werden kann. Am Donnerstag, 26. Juli, veranstalten Ehrenamtliche der Mission - ebenfalls am Gleis 1 - ab 16 und 17 Uhr eine Lesung. Titel: "Geschichten von der Wanderbank der bayerischen Bahnhofsmissionen". Ab 16.30 Uhr heißt es an Gleis 1: "Migrantinnen lesen Geschichten aus der Ingolstädter Schreibwerkstatt. "
Startschuss für die Arbeit der Ingolstädter Bahnhofsmission war der 1. Oktober 1948. Seinerzeit stellten Mitarbeiter der Caritas gegenüber der Kirche St. Anton eine Baracke auf. In zwei Schlafsälen, einer Küche und einem Büro fanden bereits im ersten Jahr 10000 Flüchtlinge und Heimkehrer einen Ort, wo sie essen und schlafen konnten. Rund 82000 Menschen half die Ingolstädter Mission nach eigenen Angaben bis 1957. Im Oktober jenes Jahres wurde die Baracke abgebaut. Im selben Jahr zog man in einen Raum des neu errichteten Hauptbahnhofs ein.
Seit dem Jahr 1960 befindet sich die Einrichtung in ökumenischer Trägerschaft von Caritas und Diakonie. Im Laufe der Jahrzehnte veränderte sich die Arbeit. In Zeiten der wirtschaftlichen Stagnation, vor allem Anfang der 70er Jahre, suchten viele wohnungslose Menschen und Personen, die in Ingolstadt Arbeit finden wollten, die Bahnhofsmission auf. Ab Mitte der 80er fanden immer mehr Spätaussiedler oder Ausreißer aus so genannten Drückerkolonnen am Bahnhof Rat und Hilfe.
Heute ist die Einrichtung vor allem Anlaufstelle für Reisende, die unterwegs in Schwierigkeiten geraten sind. Zudem helfen die derzeit 17 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Menschen an den Bahnsteigen, wenn sie dort Unterstützung brauchen. Doch die Bahnhofsmission suchen auch viele Menschen auf, die sich grundsätzlich in schwierigen Lebenslagen befinden: Das Spektrum reicht von wohnungslosen Menschen über Personen mit finanziellen sowie psychischen Problemen oder Abhängigkeitserkrankungen bis hin zu Flüchtlingen und anderen zugewanderten Menschen. Mehrere fühlen sich auch vereinsamt. Für sie haben die Mitarbeiter ein offenes Ohr, versorgen die Betroffenen bei Bedarf mit Verpflegung und Notkleidung und vermitteln viele an soziale Fachdienste weiter. "Wir verstehen uns als Kirche und Sozialstation am Bahnhof, die unbürokratisch und schnell Hilfe ermöglicht", erklärt die hauptamtliche Mitarbeiterin Heike Bergmann.
2017 hat die Einrichtung ihrem Jahresbericht zufolge für 5300 Menschen rund 9600 Hilfen geleistet. Davon waren mit über 750 Personen fast 15 Prozent Kinder und Jugendliche. Etwa ein Viertel aller Klienten hatte einen Migrationshintergrund.