Ingolstadt
60.000 Euro für die Kälberschütt

Pflege- und Entwicklungsplan für Schutzgebiet im Auwald

12.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Ingolstadt (DK) Auch ein kleiner Spaziergang kann bisweilen für große Aufregung sorgen. Das hatte Umweltreferent Rupert Ebner erfahren müssen, als er im Frühjahr vergangenen Jahres an einem Spaziergang durch die Kälberschütt mit dem Bund Naturschutz und dem Landesbund für Vogelschutz teilnahm.

Vor allem am Jagdpächter im einzigen Ingolstädter Naturschutzgebiet war damals Kritik aus den Reihen der Naturschützer laut geworden: Systematische Wildfütterung, Bodenbearbeitung mit Pflug und Egge sowie Schuppen im Wald seien mit dem Schutzcharakter nicht vereinbar, hieß es. Niemand habe sich um das Gebiet so recht gekümmert; was konkret erlaubt und nicht erlaubt sei, liege in einer Art Grauzone.

Seitdem hat Ebner mehrmals mit dem Pächter gesprochen, mit der Jägerschaft diskutiert und versucht, sowohl atmosphärisch als auch auf argumentativer Ebene zu einem "Interessenausgleich" zu kommen. Nicht nur die Jäger, auch die Fischer haben nach seinen Worten "berechtigte Interessen". Dies betreffe beispielsweise Schuppen, um Gerätschaften unterzustellen, oder die Entfernung eines Rohres, um wieder mehr Dynamik ins Franziskanerwasser zu bringen, wie es die Fischer fordern.

Jetzt soll für das Naturschutzgebiet "Donauauen an der Kälberschütt" im Lauf des Jahres ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt werden. Die Kosten dafür belaufen sich laut Ebner auf rund 60.000 Euro, wobei die Stadt selbst nur 6000 Euro aufwenden muss. Den Rest übernimmt die Regierung von Oberbayern als Förderung. Ziel ist es laut Ebner, "das Naturschutzgebiet zu erhalten und den Menschen die Möglichkeit zu geben, es zu erleben". In erster Linie gehe es darum, im Naturschutzgebiet Wege auszuweisen. Parallel will Ebner die runden Tische mit den Jägern fortführen.

Zunächst sind detaillierte Bestandserfassungen geschützter Arten und umfangreiche Kartierungsarbeiten erforderlich, um die Pflege wertvoller Biotopflächen zu optimieren und um mögliche Beeinträchtigungen von Tierarten zu vermeiden. Darauf basierend können dann die notwendigen Schutz-, Pflege- und Besucherlenkungsmaßnahmen definiert und erstellt werden.

Das im Jahr 1992 ausgewiesene Naturschutzgebiet in direkter Nachbarschaft des ehemaligen Bayernoil-Raffineriegeländes, wo ja der Campus von Audi entstehen soll, ist geprägt von naturnahen Weich- und Hartholzauwäldern, Donau-Altwässern und offenen Kiesbereichen. Diese sogenannten Brennen weisen eine für die Region einzigartige und naturschutzfachlich sehr wertvolle Flora und Fauna auf, so die Experten. Die hohe Anzahl an Höhlenbäumen sowie der große Totholzreichtum sind für den Artenschutz von besonderer Bedeutung.