Schrobenhausen
600 Jahre Frauenkirche Schrobenhausen

Kreisheimatpfleger erzählte von den Veränderungen im Lauf der Jahrhunderte

02.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

−Foto: Pascale, Ute de, Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) So mancher, der glaubte, alles über die Frauenkirche zu wissen, dürfte am Sonntag eines Besseren belehrt worden sein. Zusammen mit der Hoagartn-Musi gestaltete Kreisheimatpfleger Hans Hammer anlässlich des 600. Jubiläums des Gotteshauses eine informative Stunde.

Den Altar schmücken an diesem Nachmittag Blumen in herbstlichen Farben. Gleich daneben, am Ambo, steht ein Herr, der den Schrobenhausenern wohlbekannt ist: Kreisheimatpfleger Hans Hammer. "A herzlichs Griaß Gott eich alle", begrüßt er die rund 100 Besucher - einige müssen sogar mit einem Stehplatz vorliebnehmen - in der Kirche "Zu Unserer lieben Frau im Höfl" wie die Tochterkirche von St. Jakob in der Langfassung heißt. Seit 600 Jahren ist sie nicht nur eine Heimat der Gläubigen der Stadt, auch die Franziskanermönche, die 1642 zur Vorbereitung der Klostergründung nach Schrobenhausen kommen, nutzen das Gotteshaus als Klosterkirche, ebenso wie über zwei Jahrhunderte später die Englischen Fräulein.

In Hammers Worten erleben die Besucher dann den Wandel der Frauenkirche im Laufe der Jahrhunderte mit. Erfahren etwa, dass deren Turm der einst der höchste der Stadt war. "Der ursprünglich gotische schlanke Spitzhelmturm war zirka 50 Meter hoch", berichtet Hammer. Erst im 17. Jahrhundert sei der Turm der Stadtpfarrkirche erhöht worden, jener der Frauenkirche hingegen habe zuvor bereits zehn Meter eingebüßt. Auch den Grund liefert Hammer: "1561 wurde der Spitzhelm abgetragen und durch den heutigen achteckigen Aufbau mit barocker Turmhaube ersetzt." Damit sich jeder eine Vorstellung davon machen kann, wie das damals aussah, lässt Gertraud Hammer eine Zeichnung durch die Besucherreihen reichen. Und es gab noch eine auffällige Veränderung rund um den Turm, an die sich ältere Herrschaften vielleicht sogar noch erinnern: 1964 musste die aus dem 19. Jahrhundert stammende Zinkgussmadonna in einer Nische im Osten des Turms einer Sandsteinmadonna weichen.

Auch im Innern des Gotteshauses hat sich einiges getan: So wurde 1572 die einst hölzerne Decke abgetragen und in Stein gewölbt. 1713 dann ein besonders "radikaler" Umbau: Aus dem Steingewölbe wurde eine Flachdecke, die heutigen geschweiften Fenster entstanden. Was folgte, war die "totale Umkehrung" der ehemaligen Ausrichtung: Den Altar ließen die Verantwortlichen nach Westen verlegen, und im Läutturm anstelle des alten Choraltares eine Sakristei errichten. "Damit wurde auch die ,Unehrerbietigkeit' beseitigt, dass der Stadttürmer über dem Allerheiligsten haust", fügt Hammer mit einem kleinen Augenzwinkern hinzu. Auch auf die Ausstattung geht er ein: auf das 1717 erstellte Absperrgitter zum Kirchenraum etwa, auf den rund drei Jahrzehnte später errichteten Altar oder das ungefähr zur selben Zeit entstandene Deckenfresko "Kalvarienberg mit Kreuzigung".

Eine Renovierung im 19. Jahrhundert habe fast die gesamte barocke Ausstattung zerstört, sagt Hammer. "Nur das gotische ,Mater-dolorosa-Gnadenbild' verblieb." Anfang der 1960er-Jahre gestaltete man den Innenraum neu - die Frauenkirche erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild; und später noch einen zusätzlichen Volksaltar. Die um 1500 entstandene Pieta dominiere den Raum, so Hammer. Neben den Ölgemälden auf der Südseite ziere die Nordseite ein Bild des Heiligen Sebastian und eine spätgotische Kreuzdarstellung "in einer sehr beachtenswerten Fassung, vermutlich noch aus der Erstausstattung der Kirche um 1500", schwärmt der Kreisheimatpfleger. Auch das ist eine Besonderheit: das Heilige Grab, das Kunstschreiner Gustav Wiest eigens für die Frauenkirche schuf.

Bei alledem sei zu bedenken, "dass die Architektur einer Kirche nur ein Ausdruck der Theologie sein soll", sagt Hammer, "ein Raum der Andacht und auch der Ruhe, in dem auch wir Zwiesprache mit Gott finden können und sollen."

Mit einem gemeinsam gesungenen "Maria breit den Mantel aus" neigt sich die informative Stunde gen Ende. Mit ausgewählten Stücken hatten sie Karin Schuster, Hermann Küblbeck, Claudia Mathe-Erl, Gertraud und Hans Hammer sowie Karl Stöger - die Schrobenhausener Hoagartn-Musi - begleitet. Nur eines will an diesem Nachmittag nicht so ganz klappen: das mit dem musikalischen Rausschmeißer. Zu wohl fühlen sich die Besucher offenbar mit den Klängen der Hoagartn-Musi - so wohl, dass sie auch das letzte Stück noch ganz zu Ende hören wollen.