Regensburg
500 Unterschriften gegen Rassismus

14-Jährige setzt sich mit einer Petition für die Umbenennung der Regensburger Drei-Mohren-Straße ein

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:16 Uhr
Theresia Luft
Ein Beleidigung ist für Giovana der Name der Drei-Mohren-Straße - oft muss sie an diesem Schild vorbeigehen. −Foto: Kathrin Lechl

Regensburg - Giovana Cardoso Baer ist erst 14 Jahre alt.

Doch in Sachen Weltanschauung ist ihre Meinung so gefestigt wie die eines Erwachsenen: Das Thema Rassismus spielt für sie eine wichtige Rolle. Diese Problematik ist für sie so relevant, dass sie sogar eine Petition gestartet hat.

Diese dreht sich um die Regensburger Drei-Mohren-Straße. "Ich gehe öfter durch die Straße und der Name ist mir schon immer aufgefallen", erzählt die Gymnasiastin. "Der Begriff ,Mohr' ist eine Beleidigung. Erst wurde er für Leute aus Mauretanien verwendet, doch mit der Zeit wurde er eine Stereotypisierung für Dunkelhäutige", erklärt Giovana die Bedeutungsveränderung.

Bisher hat sie Petitionen immer nur selbst unterschrieben, doch das habe ihr nicht gereicht. Sie entschloss sich, eine Petition zur Umbenennung der Drei-Mohren-Straße im Internet ins Leben zu rufen: "Gertrud Maltz-Schwarzfischer, benennen Sie die Drei-Mohren-Straße Regensburg um", fordert Giovana dort. Über 500 Unterschriften hat sie bereits gesammelt, das nächste Ziel sei die 1000er-Marke. Außerdem wolle sie noch einen Brief an die Oberbürgermeisterin und die Stadt senden.

Giovana weiß, was Rassismus bedeutet. Denn sie musste ihn bereits am eigenen Leib erfahren. Ihr Vater kommt aus Deutschland, ihre Mutter aus Brasilien. In Brasilien habe sie noch nie Rassismus erlebt, doch in Deutschland fast täglich: an der Bushaltestelle, im Supermarkt oder in der Schule - in alltäglichen Situationen. Giovana wurde aufgrund ihrer dunkleren Hautfarbe oder ihrer Haare schon oft beleidigt. Ihre Mutter habe sie immer bekräftigt und unterstützt, weshalb Giovana selbst nie Probleme mit ihrer Hautfarbe oder ihrem Aussehen hatte. Doch sie weiß: "Viele Kinder wünschen sich, ,weiß' zu sein und dieser Wunsch kommt ja nicht von irgendwo. " In sehr vielen Schulen hänge das Schild "Schule ohne Rassismus", doch Giovana fragt sich, in welcher Schule dies tatsächlich der Fall ist. Ihre Erfahrung sei, dass Rassismus in der Schule kaum thematisiert wird: "Man sollte zum Beispiel viel mehr Vorträge organisieren und zum Beispiel über Themen wie Sklavenhandel sprechen. " Die 14-jährige Schülerin liest und bildet sich deshalb sehr viel selbst.

Allerdings habe sie das Gefühl, dass viele junge Menschen in dem Thema einen Trend sehen und deshalb an Demos wie "Black Lives Matter" teilnehmen, ohne die konkreten Hintergründe zu kennen oder zu verstehen. "Aber das ist kein Trend, man sollte das ernst nehmen", betont die 14-Jährige. Außerdem würde viele Menschen sie und ihre Petition nicht ernst nehmen. Doch sie wolle etwas verändern und vor allem ihre Stimme nutzen. Sie gebe sich deshalb - auf ihrem Instagram-Profil genau wie im realen Leben - die Mühe, ihre Mitmenschen mit dem Thema zu konfrontieren. Und wenn sie etwas Problematisches miterlebt, dann bezieht sie Stellung und wehrt sich dagegen. "Denn es reicht nicht, kein Rassist zu sein, man muss ein Anti-Rassist sein", erklärt Giovana ihre Einstellung.

Mit ihrer Petition will die 14-Jährige nicht nur die Umbenennung der Straße und des Drei-Mohren-Cafés erreichen: "Ich will vor allem auch, dass die Leute gezwungen werden, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. " Für einen neuen Namen würde sie gerne Dunkelhäutige befragen und ihnen die Entscheidung überlassen. Und gut fände sie auch, wenn eine Art Stolperstein gegen Rassismus in der Straße platziert werden würde. Aktionen wie die vor etwa fünf Jahren, als jemand fast alle Schilder in der Straße mit weißen Pünktchen zur Drei-Möhren-Straße umgestaltet hatte, finde sie zwar gut, doch man solle keine Witze darüber machen, sondern das ganze Thema hinterfragen, fordert die 14-Jährige.

DK

Kathrin Lechl