Ingolstadt
43 Jahre nach der großen Stunde: Erinnerungen an Neil Armstrong

Wie haben Menschen aus der Region die erste Mondlandung im Juli 1969 erlebt – und was beeindruckt sie daran bis heute?

27.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:08 Uhr

 

Ingolstadt (hl) Die bislang größte Stunde der Raumfahrt liegt schon 43 Jahre zurück, Jüngere kennen sie deshalb nur noch aus Geschichtsbüchern und gelegentlich mal wieder von den Sendern hervorgekramten TV-Aufzeichnungen. Durch den Tod ihres herausragenden Protagonisten ist diese Stunde bei den Älteren noch einmal in Erinnerung gerufen worden: Neil Armstrong, der als US-Astronaut im Rahmen der Mission Apollo 11 am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betreten hatte, ist am Sonntag im Alter von 82 Jahren gestorben.

Wohl die Hälfte der damaligen Weltbevölkerung hatte Armstrongs erste Schritte auf dem Erdtrabanten und die seines Kollegen Edwin „Buzz“ Aldrin seinerzeit in schemenhaften Fernsehbildern miterlebt – jeder, der damals alt genug war, die Bedeutung des Ereignisses auch nur halbwegs zu erfassen, kann sich noch an diesen Tag (in Europa war es eine Nacht) erinnern. Der DK hat einige Persönlichkeiten aus Ingolstadt und Umgebung nach ihren Erinnerungen an Neil Armstrongs große Zeit befragt.

Herbert Hauck, Direktor der WTD 61 in Manching, damals 19 Jahre alt: „Ich erinnere mich daran, wie Armstrong die Schönheit unserer Erde beschrieben hat, als er sie vom Mond aus betrachtete. Das war beeindruckend. Andererseits ist der Mond durch dieses Abenteuer auch irgendwie seiner Märchenhaftigkeit beraubt worden. Aus technischer Sicht muss man heute sagen, dass der Aufwand der bemannten Missionen übertrieben war; man hätte ähnliche Erkenntnisse auch mit Robotern erlangen können, so wie heute auf dem Mars.“

Franz Riederer, früherer Direktor des Apian-Gymnasiums, seinerzeit 37 Jahre alt: „Ich habe die Raumfahrt vom Sputnik-Schock 1957 an verfolgt, deshalb habe ich auch die späteren amerikanischen Starts des Gemini- und Apollo-Programms sehr bewusst wahrgenommen. Die Mondlandung war ein Erfolg, den ich geradezu euphorisch miterlebt habe. Ich weiß noch, dass ich damals in München gerade meinen ersten eigenen Fernseher hatte. Die Raumfahrt hat die gesamte technische Entwicklung auf der Welt positiv beeinflusst.“

Alf Lechner, Künstler, damals 44 Jahre alt: „Ich hatte in dieser Zeit anderes zu tun, als mich um die Mondlandung zu kümmern, denn ich hatte in dem Jahr meine erste große Ausstellung. Ich hatte ja noch nicht einmal einen Fernseher, aber sicher hat man das am Rande mitbekommen. Nicht erst heute muss ich sagen: Das war doch alles für die Katz. Was wollten wir denn da, was haben wir denn davon? Ich will das nicht an der Mondlandung allein festmachen – aber der gesamte technische Fortschritt ist mir nicht so ganz geheuer.“

Wolfgang Schirdewahn, Chef-Testpilot bei Cassidian in Manching, seinerzeit 14 Jahre alt: „Ich war als Gymnasiast von den Bildern fasziniert und gefesselt. Obwohl ich noch keinen großen Bezug zur Fliegerei hatte, war ich von der technischen Leistung tief beeindruckt. Heute, viele Jahre und einige Tausend Flugstunden später, schätze ich das damals Erreichte immer noch als technische und fliegerische Meisterleistung ein. Mit Armstrongs Tod verliert die Menschheit einen exzellenten Wissenschaftler, Piloten und vor allem Visionär.“

Dieter Leistritz, früherer Vorsitzender des Ingolstädter Sternwartenvereins, damals 31 Jahre alt: „Ich habe das die ganze Nacht hindurch verfolgt, mir sogar einen Tag Urlaub genommen, um die Zeit zu haben. Ich war wie elektrisiert von diesem Projekt, und in unserem astronomischen Arbeitskreis war natürlich die gesamte Mission ein großes Thema. Ich selbst hatte auch etwas Skepsis, ob das alles gut gehen würde. Wir haben in der Zeit darauf bei unseren Führungen in der Sternwarte großes Interesse am Mond verzeichnet.“