Neuburg
42 Jugendliche mit Alkoholvergiftung

17.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Alexandra Fülling ist neue Ansprechpartnerin für Kinderschutz. Erreichbar unter Telefon (0 84 31) 5 71 81. - Foto: Schanz

Neuburg (szs) Die neue Kinderkoordinationsstelle (KoKi) des Landratsamtes und Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen waren die Themen beim Treffen der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Bürgerhaus im Ostend. Alexandra Fülling ist neue Ansprechperson für Kinderschutz.

Die 26-jährige Thüringerin hat in Eichstätt Soziale Arbeit studiert und arbeitet seit November im Landratsamt. "Koordinierte Kinderschutzstelle" heißt ihr Ressort: "Es geht um die Frage: Ich habe ein Problem, an wen soll ich mich wenden", erklärte Jürgen Stickel vom Bürgerverein. Um Kinder zu schützen, müsse präventiv gearbeitet werden.

"Meine Arbeit beginnt schon in der Schwangerschaft", erzählte Alexandra Fülling. "Wenn man sieht, hier ist eine Minderjährige schwanger, dann sollte man früh wachsam sein." Dabei will sie für alle Ansprechpartnerin sein: Lehrer, Polizisten, Ämter, Gemeinden – und besonders für die Eltern selbst.

In der KoKi werden die Fälle dahin weitergeleitet, wo man am besten helfen kann. "Die Koordination der verschiedenen Stellen ist dabei ganz entscheidend", sagte Konrad Bauer vom Kreisjugendamt.

Zweites Thema bei der Sitzung waren Alkoholmissbrauch und Suchtverhalten unter Jugendlichen. Harald Indrich von den Kliniken St. Elisabeth hatte Zahlen dabei: Im Jahr 2009 wurden insgesamt 74 Jugendliche unter 18 Jahren mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert. 42 davon stammten aus dem Landkreis, zwölf aus Ingolstadt, 14 aus Eichstätt, der Rest aus anderen Regionen; zum Teil auch von weit her, was Harald Indrich mit der Berufsschule erklärte.

Die meisten dieser "Akuten Alkoholintoxikationen" unter Jugendlichen seien Entgleisungen im Freundeskreis gewesen, sagte der Jugendpsychologe, nämlich 70 bis 80 Prozent davon. Das sei zwar schon Risikoverhalten, aber noch im Rahmen. "Die wirklich suchtgefährdeten Jugendlichen bekommen wir selten zu sehen, weil die den Alkohol besser einschätzen können" – und nicht eingeliefert werden.

Das Thema sei ernst zu nehmen: "Anstatt, dass sie was machen, setzen sie sich zusammen und saufen", so Harald Indrich. Um das Problem zu lösen, müsse man an die Jugendlichen rankommen, was sehr schwierig sei.

Jürgen Stickel schlug deshalb das Move-Projekt (Motivierende Kurzintervention) vor. Dabei werden Menschen, die viel mit Jugendlichen zu tun haben speziell darin geschult, ihnen die Gefahren des Alkohols zu erklären. Auch eine Weiterentwicklung und Fortführung des Halt-Projekts (Hart am Limit), eine Art Nachsorge für alkoholgefährdete Jugendliche wurde angeregt.