Neuburg
40 Jahre alt und kein bisschen leise

Das Ensemble der Neuburger Hofmusik feiert sein Jubiläum am Samstag mit einer Matinee in der Schlosskapelle

06.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr
Stimmungsvoll: Die Hofmusik feiert ihr Jubiläum, unter anderem mit einer Matinee diesen Samstag um 11 Uhr in der Schlosskapelle. −Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Die Neuburger Hofmusik wird heuer 40 Jahre alt, genau genommen sogar 41, denn sie war schon beim ersten Schlossfest anno 1976 mit dabei.

Damals noch als lose Truppe, die sich zum Schlossfest traf und später wieder auseinanderfiel, wie Gabi Hasslbauer erzählt, die damals auch noch beim Fanfarenzug aktiv war.

Eine Leitung im strengen Sinn gab es nicht, Ansprechpartnerin war Marika Wiener. Über einen Aufruf in der Zeitung kam Hasslbauer dazu – ein gängiges Mittel, das zehn Jahre später Peter Petersen zur Hofmusik brachte. Diese leitete damals Paul Toft, Musiklehrer aus Vohburg, der zugleich Leiter des Madrigalchors war. An den ersten Auftritt 1986 erinnert sich Petersen noch gut. „Es klang furchtbar“, sagt er. Eigentlich hatte er sich nur deshalb gemeldet, weil ihm seine Frau Edith ein Krummhorn zum 40. Geburtstag geschenkt hatte. „Das brauchte spielen“, sagt er verschmitzt lächelnd. Zu seinem 70. Geburtstag hat sich Petersen, der stets informativ Konzerte moderierte, nun verabschiedet und ist nur noch als Tanzpartner seiner Frau bei den Hoftänzern dabei. Als Toft andere Aufgaben übernahm, leitete Peter Müller die Hofmusik, bis er aus persönlichen Gründen die Leitung an Gabriele Kaiser abgab, die von 1994 bis 1995 ein kurzes Intermezzo gab. Dann wurde erneut eine Übergangslösung gesucht. „Die war ich, und sie hielt zehn Jahre“, erzählt Gabi Hasslbauer, die nach dem Schlossfest 2005 und den Ottheinrich-Festspielen für das Schlossfest 2007 an Nicola Kloss übergab. „Es ist wahnsinnig viel passiert in dieser Zeit“, erzählt Hasslbauer rückblickend. Die Tanzspiele seien schon immer Schwerpunkte der Hofmusik gewesen, zunächst mit sechs bis acht Musikern. Anfangs musste sie noch die Musik für alle Tanzgruppen liefern. „Damals ging es darum, möglichst laut zu sein, weil die Leute im Schlosshof sonst nichts mitbekamen“, erinnert sie sich. Erst als Noppo Heine die Tanzspiele inszenierte, gab es erstmals ein Mikrofon. Ein einziges, das noch dazu regelmäßig vom Wind umgeblasen wurde. Alles sei damals viel improvisierter gewesen als heute, aber vielleicht habe es etwas mehr Seele gehabt.

Auch die Kostüme waren längst nicht so stilecht wie heute. Besonders ist Hasslbauer ein „quietschtürkises Dirndl einer Musikerin“ in Erinnerung geblieben. Eine andere kam in einem langen, weißen Mittelaltergewand. Erst mit der Zeit wurden die Tanzspiele authentischer, alle Mitspieler entwickelten besonderen Ehrgeiz. Während in der ersten Zeit ganz normale Flöten und sonstige zeitgenössische Instrumente eingesetzt wurden, kamen im Laufe der Zeit authentische Renaissanceinstrumente zum Einsatz, als erstes eine Schalmei. Die dürfte heute in irgendeinem Fundus liegen.

Auch das Repertoire entwickelte sich. Anfangs wurde viel von Pretorius, Thoinot Arbeau, Pierre Attaingnant, Pierre Phalèse und Tielman Susato gespielt. Die französischen, italienischen und holländischen Renaissancemusiker gehören auch heute noch dazu. Kloss war es, die das Repertoire vor allem um englische Renaissancemusik erweiterte. „Weil ich dieses Land und seine Musik mit ihren vielen Facetten so mag,“, erklärt Kloss, die heute Herrin über elf Musiker und unzählige Instrumente von der kleinsten Flöte, der Garklein, bis zum größten Subbass, Krummhörner, Cornermusen, Rauschpfeifen, Laute, Gambe, Spinett und Schlagwerk ist. Sie selbst, Silke Ludewig und Kathrin Mitko widmen sich neben diversen Instrumenten auch dem Gesang, Mirko Minucci, Claudia Reigl, Antje Zehm, Gabi Hasslbauer, Benedikt Heine, Magdalena Hübner, Kristina Schröter und Judith Hubbauer spielen – meist sogar mehrere – Instrumente.

Zum kollektiven Gedächtnis der Hofmusiker gehört jene Anekdote vom Dirigenten – es war Toft – der vollen Einsatz gab und dank des eigenen Schwungs mitten im Konzert vor versammelter Mannschaft hinfiel. Die Musiker spielten weiter. „Es blieb uns ja nichts anderes übrig“, erzählt Hasslbauer lachend. Von falschen Flöten oder Trommelschlegeln, die sich mitten im Konzert selbstständig machten, oder einem abgebrochenen Schlegel des Hackbretts, weiß sie auch so einiges zu erzählen.

Dass die Hofmusik nicht nur laut, sondern auch qualitativ hochwertig spielen kann, bewies sie schon von Anbeginn an bei ihren Konzerten. Diesen Samstag wird sie um 11 Uhr mit einer Matinee in der Schlosskapelle zu hören sein.