Vohburg
4 Bürgermeister in 44 Jahren

Geschäftsleiter Rudolf Kolbe hat schon einiges erlebt, zum 60. Geburtstag geht er in den Ruhestand

28.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Im Ruhestand lässt es sich aushalten: Rudolf Kolbe wurde bei seiner Geburtstags- und Abschiedsfeier nach mehr als vier Jahrzehnten in der Stadtverwaltung liebevoll umsorgt. Die Beine hoch, Schlappen an, Kopf- und Rückenmassage inklusive. Nur das Aufstehen fiel im nachher umso schwerer - Foto: Meßner

Vohburg (DK) Geschäftsleiter Rudolf Kolbe hat gestern mit vielen Kollegen, Weggefährten, Bekannten und seiner Familie den 60. Geburtstag im Bürgersaal des Rathauses gefeiert. Es war zugleich sein offizieller Abschied aus der Vohburger Stadtverwaltung, die er über Jahrzehnte mitgeprägt hat.

Vier Bürgermeister in 44 Jahren. „Das sind genug“, sagt Kolbe. Der amtierende Rathauschef Martin Schmid brachte es auf den Punkt: „Es gibt kaum jemanden, der die Geschicke Vohburgs so stark geprägt hat.“ Kolbe hat nach der Mittleren Reife an der Realschule Abensberg im September 1971 seine Ausbildung bei der Stadt begonnen. Der damalige Bürgermeister Joseph Piller war auf der Suche nach einem Stift, also einem Lehrling. „Da in Knodorf ist einer“, hieß es und prompt stand Piller bei Kolbe in der Haustür. „Die Entscheidung fiel relativ schnell“, erinnert sich Kolbe. Dabei hatte er schon die Zusage für eine Lehrstelle bei einem Steuerberater in der Tasche. „Viel zu viele Zahlen“, sagt er und schüttelt den Kopf. Seine Anfangsvergütung betrug damals stolze 319 Mark.

Er blickt insgesamt zufrieden auf die vergangenen gut vier Jahrzehnte zurück – auch wenn es harte Zeiten gab, die für ihn gesundheitlich nicht einfach waren. Bei seiner Laudatio orientierte sich Bürgermeister Schmid am Lebenslauf des Knodorfers. Er zog auch einige frühere Beurteilungen hervor und las sie zum Vergnügen der Gäste vor. Darin hieß es, dass Kolbe verhältnismäßig schnell von Begriff sei, flexibel im Denken und präzise arbeite. „Also perfekt geeignet für einen Beamten“, schloss Schmid.

Abgesehen von zwei Jahren bei der Bundeswehr hat Kolbe die Karriereleiter bei der Stadt Stufe um Stufe erklommen, von der Ausbildung zum gehobenen Dienst, als Inspektoranwärter, schließlich als Inspektor bis hin zum Diplom-Verwaltungswirt FH. 1988 übernahm er das Standesamt und im gleichen Jahr auch die Geschäftsleitung. Damals wurden die Sitzungsprotokolle noch mit einem Umdrucker vervielfältigt mit Spiritus und blauer Farbe am Ende an den Fingern; beim Kopierer in der Stadtverwaltung bestand akute Verbrennungsgefahr. Und Kolbe erinnert sich noch an eine Dienstbesprechung der Landkreisgemeinden, bei der kontrovers diskutiert wurde, ob man sich denn ein Faxgerät kaufen sollte. Damals immerhin eine Investition von 4000 Euro. Die meisten entschieden sich dafür, aber nur weil es Zuschüsse aus dem Katastrophenfonds gab. Das Faxgerät ist im Zeitalter von Internet und Email schon beinahe wieder ein Fall fürs Antiquariat. Kolbe ist trotz seines Abschieds sicher noch kein Auslaufmodell, sondern eher ein Fall fürs Archiv, um das er sich in Zukunft stärker kümmern will.

Kolbe selbst bedankte sich bei den Gästen mit bewegenden Worten und verabschiedete sich von seinen Kollegen. Er wolle künftig eher hinter den Kulissen agieren, meinte er und nicht mehr zwischen den Stühlen von Bürgermeister, Verwaltung, Stadtrat und Bürger.