Pfaffenhofen
37 Jahre für die Zukunft von Jugendlichen

Hubert Ruisinger, der Leiter der Berufsschule sowie der BOS und FOS, online in den Ruhestand verabschiedet

05.02.2021 | Stand 10.02.2021, 3:33 Uhr
Kamera an: Hubert Ruisinger (auf der Bühne links), der Leiter der Pfaffenhofener Berufsschule sowie der BOS und FOS, wurde genau wie drei langjährige Lehrerinnen online in den Ruhestand verabschiedet. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen - Normalerweise sehen Verabschiedungen in den Ruhestand anders aus, erst recht für einen Mann, der im ganzen Landkreis bekannt ist und für den er sehr viel geleistet hat.

Weit über 100 Gäste aus dem Kollegium, aus Politik, Wirtschaft und dem Schulwesen wären sicher gekommen, um mit ihm anzustoßen. Jetzt musste sich Hubert Ruisinger, Leiter der Berufsschule, coronabedingt mit einem Dutzend Kollegen begnügen - und da sind die vier Lehrkräfte, die ebenfalls in Pension gingen, und die drei Kollegen für die Übertragungstechnik schon mitgezählt. Alle anderen waren online zugeschaltet.

Für den Oberstudiendirektor mit 37 Berufsjahren schließt sich da ein Kreis: Als er am 2. August 2010 sein Amt antrat, habe die Regierung von Oberbayern eine Amtseinführung abgelehnt, "und dem Landkreis Pfaffenhofen", verriet Ruisinger in seiner Abschiedsrede, "waren die Kosten für den obligatorischen Empfang zu hoch, nachdem kurz zuvor ja die Verabschiedung meines Vorgängers finanziert wurde".

Was Ruisinger für die Ausbildung von Jugendlichen alles bewegt hat - und wofür er in den vergangenen Jahren viele Millionen Euro bei den Landkreis-Politikern lockermachen konnte -, das hatten Lehrer aus dem Kollegium in Videoclips vorgestellt: Auf der Leinwand öffnete sich eine Tür, ein Lehrer trat ein und hielt eine Weinflasche in die Kamera, auf deren Etikett dann zum Beispiel FOS stand. Die Gründung der Fachoberschule in Scheyern mit vier Fachzweigen und über 300 Schülern ist der Initiative Ruisingers zu verdanken, der damit Leiter von gleich drei Schulen wurde, denn die Berufsoberschule (BOS), ebenfalls in einem Klostertrakt untergebracht, gehört auch zu seinem Verantwortungsbereich. Vieles gäbe es nicht, erklärte die stellvertretende BOS-Schulleiterin Bärbel Ritthammer, wenn Ruisinger sich nicht dafür eingesetzt hätte. Ohne die FOS, da waren sich die Laudatoren einig, würde der Standort Scheyern nicht mehr existieren. Auch das Wohnheim für Schüler im Blockunterricht sei der Initiative Ruisingers zu verdanken.

Franz Geisenfelder, ehemaliger Stellvertreter, erinnerte online an die Herausforderungen, denen sich Ruisinger stellte: So hat sich die Schule einem Qualitätsmanagement-Prozess unterzogen. Seit 2014 ist sie Seminar-, seit 2017 Universitätsschule: In Zusammenarbeit mit der TU München betreut die Pfaffenhofener Berufsschule Studierende, die ein Schulpraktikum absolvieren. Einen Kraftakt leistete der Chef mit seinem Kollegium, als 2015 für 200 Flüchtlinge ein Unterricht organisiert werden musste. Für die gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaft dankte Stefan Martin, der Ausbildungsleiter von Airbus in Manching. Er überbrachte per Video-Clip seine guten Wünsche aus dem Cockpit eine Flugzeug-Torsos. Die Sparkassen-Vorstände Norbert Lienhardt und Michael Hoyer hatten sich die Kulisse des Wochenmarkts ausgesucht und lobten den "sensationellen Humor" Ruisingers.

Bernd Huber vom Wirtschaftsbeirat des Landkreises dankte für die "von Freundschaft geprägte Zusammenarbeit" und attestierte Ruisinger: "Wir haben Ihnen viel zu verdanken. Die Messlatte für Ihren Nachfolger haben Sie sehr hoch gelegt. " Den allerdings gibt es noch nicht, die Ausschreibung, verriet der Schulleiter, laufe noch. "Genießen Sie Ihr Leben", wünschte Landrat Albert Gürtner (FW) dem Fast-Pensionär. Heiko Hirtreiter, stellvertretender Personalratsvorsitzender, hob die "wertschätzende Unterstützung" des Kollegiums hervor. Er überlasse seinem Nachfolger ein "sehr gut aufgestelltes Schulzentrum". Petra Schuller, Ruisingers Stellvertreterin in Pfaffenhofen, überreichte schließlich nicht mehr online, sondern real den Korb mit den edlen Tropfen.

Ganz so leicht hat man es Ruisinger offensichtlich nicht immer gemacht. Für die meisten Vorhaben, erklärte er in seiner Abschiedsrede, "habe ich stärksten Gegenwind erfahren bis hin zu Angriffen gegen meine Person, die teilweise auch unterhalb der Gürtellinie lagen. " Der Landkreis Pfaffenhofen habe allerdings "in all den Jahren unsere Vorhaben positiv begleitet".

Besonders freut sich Ruisinger über das "nachhaltig positive schulische Lernklima". "Wo Schüler gern zur Schule gehen, dort lernen sie auch gern. " Maßgeblich mit dazu beigetragen haben auch die drei Lehrerinnen, die Ruisinger in den Ruhestand verabschiedete: Adelheid Enzbrenner, Hildegard Lutmayr und Michaela Pongratz, die teilweise 40 Jahre an der Berufsschule unterrichtet hatten. Von ihnen und der Sekretärin Kathrin Röpcke verabschiedete er sich mit seinem Glas Honig aus eigenen Bienenstöcken. Denen wird sich jetzt als Nebenerwerbslandwirt verstärkt widmen können. Ein großes Fest allerdings steht noch aus: Wenn Corona es zulässt, werde im Sommer eine große Abschiedsfeier starten, "und da werden wir nicht kleckern, sondern klotzen", versprach Ruisinger.

PK